Mannheim. Auch in Mannheim verfolgen Menschen die Nachrichten nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien. Viele bangen um Angehörige, Freunde oder Bekannte.
So wie Schneiderin Gülay aus Mannheim-Wohlgelegen. Es ist eine lange Pause, die Gülay macht, bevor sie überhaupt antwortet. Bevor sie überhaupt antworten kann. Ihre Stimme klingt leise, langsam, hoffnungslos. Sie atmet tief ein. Dann sagt sie nur einen Satz: „Die Schwester meiner Schwiegertochter ist unter einem achtstöckigen Haus.“ Wieder eine Pause. „Wir haben die ganze Zeit die Nachrichten an.“
Im Hintergrund hört man einen Sprecher. Sie halte Kontakt in die Erdbebenregion in der Türkei, wo Teile ihrer Familie leben. „Wir rufen an. Aber wir können ja nicht immer anrufen.“
Bangen um Familie und Freunde
Gülay sagt langsam: „Hunderte Häuser sind eingestürzt. Sie und ihre Familie sind vermisst. Und es sind so viele vermisst." Wie automatisiert schieben sich zäh die Silben aus ihrem Mund. Man merkt, sie funktioniert nur. Doch sie ist an diesem Tag in ihre Mannheimer Schneiderei gekommen, um zu arbeiten. „Es ist unser Familienunternehmen“, sagt sie und ihre Stimme überschlägt sich fast.
Dann kam schon wieder ein Beben. Sie sind auf der Brücke stehengeblieben mit dem Auto.
Dann erzählt sie, dass die anderen Schwestern der Schwester ihrer Schwiegertochter helfen wollten. Langsam findet sie wieder Worte. „Sie sind nach dem ersten Beben sofort ins Auto gestiegen. Und losgefahren aus einem anderen Ort. Die eine ist sogar mit Zwillingen schwanger“, sagt Gülay. „Unterwegs haben sie eine Frau gerettet“, sagt sie. Wollten noch weitere retten.
„Dann kam schon wieder ein Beben. Sie sind auf der Brücke stehengeblieben mit dem Auto.“ Sie seien unverletzt. Aber das scheint beim Warten auf Informationen über das Schicksal der Verschütteten zu Gülay kaum durchzudringen.
OB Kurz kondoliert - auch Projektpartnerschafts-Stadt Kilis betroffen
Indes hat sich Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz in einem Kondolenzschreiben an Servet Ramazan, den Bürgermeister der türkischen Stadt Kilis gewandt. Kilis befindet sich in unmittelbarer Grenznähe zu Syrien. Mannheim unterstützt Kilis seit 2017 mit dem Arbeitskreis Islamischer Gemeinden Mannheim und dem Verein Mannheim hilft ohne Grenzen mit einer entwicklungspolitischen Projektpartnerschaft. Ziel des Projektes ist es, Bildungs- und Berufschancen von geflüchteten syrischen und türkischen Frauen zu verbessern: Durch den Bau eines modernen bildungsorientierten kommunalen Gemeinschaftszentrums in Kilis, teilt die Stadt mit.
,KİLİS-MANNHEIM Community Center‘ sollte eigentlich bald eingeweiht werden
„Die große Zahl an Opfern und die gewaltigen Zerstörungen sind bestürzend. Im Namen der Stadt Mannheim, des Gemeinderates und der Verwaltung spreche ich Ihnen und den Bürgerinnen und Bürgern von Kilis unsere tief empfundene Anteilnahme aus. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und wünschen allen Verletzten schnelle und vollständige Genesung“ schrieb Kurz in Bezug auf die gewaltigen Zerstörungen durch das Erdbeben im Kondolenzschreiben.
Mannheim hilft ohne Grenzen: Spenden für Erdbebenopfer
- Gemeinsam mit dem Verein Mannheim hilft ohne Grenzen ruft die Stadt Mannheim dazu auf, für die Erdbebenopfer in der Türkei zu spenden. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet.
- Inhaber des Spendenkontos ist der Verein Mannheim hilft ohne Grenzen.
- Konto: Mannheim hilft ohne Grenzen e.V. bei der VR Bank Rhein-Neckar eG, IBAN: DE23 6709 0000 0095 9221 04, BIC: GENODE61MA2, Stichwort „Erdbeben“
- Bei Angabe der Adresse der Spenderin oder des Spenders schickt der Verein umgehend eine Spendenbescheinigung zu. Die Spendengelder werden rasch und ohne Abzug zur Katastrophenhilfe in der Südosttürkei weitergeleitet, heißt es in der Mitteilung der Stadt.
„Mannheim und Kilis haben in den vergangenen Jahren eng und erfolgreich zusammengearbeitet. In wenigen Wochen wollen wir das Bildungszentrums ,KİLİS-MANNHEIM Community Center‘ einweihen. Die engen Bande, die zwischen unseren Städten entstanden sind, beruhen nicht zuletzt auf dem ehrenamtlichen Engagement von Mannheimern, die ihre Wurzeln in Kilis haben“, so Kurz. Man stehe in dieser schweren Zeit fest an der Seite der Menschen in Kilis. „Bitte zögern Sie nicht uns wissen zu lassen, wie wir Sie bei der Bewältigung dieser schweren Herausforderung unterstützen können“, betonte Kurz.
Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in der Türkei
Gemeinsam mit dem Verein Mannheim hilft ohne Grenzen, ruft die Stadt Mannheim nun dazu auf, für die Erdbebenopfer in der Türkei zu spenden. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet. Inhaber des Spendenkontos ist der Verein Mannheim hilft ohne Grenzen, Konto: Mannheim hilft ohne Grenzen e.V. bei der VR Bank Rhein-Neckar eG, IBAN: DE23 6709 0000 0095 9221 04, BIC: GENODE61MA2, Stichwort „Erdbeben“. Bei Angabe der Adresse der Spenderin oder des Spenders schickt der Verein umgehend eine Spendenbescheinigung zu. Die Spendengelder werden rasch und ohne Abzug zur Katastrophenhilfe in der Südosttürkei weitergeleitet, heißt es in der Mitteilung der Stadt.
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