MA Mannheim. Ein Auto rast über die Planken. Zwei Menschen werden getötet, mindestens elf verletzt. Als die Todesfahrt am Rosenmontag passiert, sind die Schulen in Mannheim geschlossen. Faschingsferien. Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer gerade aus den Einrichtungen in der Innenstadt bereiten sich allerdings umgehend darauf vor, das Thema mit den Schülerinnen und Schülern am ersten Unterrichtstag zu besprechen, Hilfe anzubieten und Fragen zu beantworten.
Unterstützung kommt vom Staatlichen Schulamt Mannheim, der Schulpsychologischen Beratungsstelle und vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), Regionalstelle Mannheim. „Im Nachgang zur Todesfahrt in der Mannheimer Fußgängerzone haben sich das Schulamt und die Schulpsychologische Beratungsstelle Mannheim abgestimmt, um Ihnen prophylaktisch Unterstützungsmaterialien zur Verfügung zu stellen“, schreibt Endrik Ebel, stellvertretender Schulamtsleiter, an die Schulen.
Da es auch mögliche persönliche Verbindungen von Schülerinnen und Schülern zum Tatgeschehen gebe, habe man alle Mannheimer Schulen miteinbezogen und nicht nur die Einrichtungen in der Innenstadt. „Damit ist jedoch nicht die Erwartung verbunden, dass der Vorfall in jeder Schule beziehungsweise mit allen Klassen thematisiert werden sollte“, ergänzt Ebel. Man habe den Schulen Sicherheit geben und konkrete Unterstützung anbieten wollen.
Lehrkräfte geben verlässliche Informationen weiter
Dass man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Krisenunterstützung in Schulen vor Ort gewesen sei, berichtet Elke Dörflinger, Leiterin der ZSL-Regionalstelle Mannheim. Zur Vorbereitung des ersten Schultages nach der Todesfahrt hat das ZSL Unterstützungsmaterial für die Lehrkräfte zusammengestellt.
„Wir gehen davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler bereits im Austausch über das Ereignis sind und möchten Sie ermutigen, dass die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern in einem geeigneten Rahmen in der Unterrichtszeit die Möglichkeit bieten, darüber auch in Anwesenheit einer erwachsenen Person zu sprechen“, heißt es in einem Schreiben dazu. So könnten die Lehrkräfte verlässliche Informationen und hilfreiche Impulse zur Bewältigung geben.
Ein Schüler habe die Todesfahrt unmittelbar miterlebt und eindrücklich von seinen direkten Beobachtungen und Reaktionen erzählt, berichtet Bernhard Bildstein, Studiendirektor am Lessing-Gymnasium. Sowohl mit seiner neunten Klasse als auch in Religions- und Gemeinschaftskundestunden hat Bildstein das schreckliche Ereignis besprochen. „Es wurde vor allem viel gefragt“, erzählt er und fügt hinzu: „Man merkt, dass sich die Schülerinnen und Schüler besonders über soziale Medien informieren und nicht mehr zwischen Nachricht, Meinung und Halbwahrheiten unterscheiden können.“ Er sehe seine Aufgabe darin, ihnen einen Sachstand zu vermitteln. Das, was wirklich passiert sei. Ängste habe er nicht vernommen, eher Unverständnis. Und ein Unbehagen, was größere Menschenansammlungen betreffe. „Es war ja Straßenfasching. Ebenso wie in Magdeburg Weihnachtsmarkt und in München eine Demonstration. Da schwindet inzwischen die Unbefangenheit“, so Bildstein.
Mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Toten und Verletzten der Amokfahrt vom Rosenmontag beginnt die Max-Hachenburg-Schule den ersten Unterrichtstag nach den Ferien. Er habe zunächst eine Durchsage gemacht und die Betroffenheit der Schulgemeinschaft zum Ausdruck gebracht, berichtet der stellvertretende Schulleiter Thomas Bantle. Nach dem Schweigen sei das Thema in einigen Klassen aufgegriffen und angesprochen worden.
Auch am Karl-Friedrich-Gymnasium habe allgemeine Betroffenheit geherrscht, so Schulleiter Alexander Sauter. Er habe die Unterstützungsmaterialien des ZSL an die Lehrkräfte weitergeleitet und sie dafür sensibilisiert, das Ereignis mit den Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten, wenn Bedarf bestehe.
Angst bewältigen, die ein solches Krisenereignis auslöst
Die Infos, die das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung zusammengestellt habe, seien bei den Schulen gut angekommen und begrüßt worden, berichtet Elke Dörflinger. Man habe Hinweise gegeben, wie die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler eingeordnet werden könnten, wie man Unterstützung bei der Bewältigung gebe und insbesondere, wie man helfen könne, die Angst zu bewältigen, die ein solches Krisenereignis möglicherweise auslöse.
Auch das Thema Medienkonsum steht dabei auf der Agenda. So sollten die Lehrkräfte mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam überlegen, wo es verlässliche Informationen gibt und wie oft man sich informieren möchte, um auch das eigene Wohl im Blick zu behalten.
Weiter Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, das hat man sich am Lessing-Gymnasium zur Aufgabe gemacht. „Diese Tat darf nicht in Vergessenheit geraten, und die Schülerinnen und Schüler haben ein Anrecht darauf, darüber zu sprechen“, so Bernhard Bildstein.
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