Mannheim. In einigen Stadtteilen waren die weißen Schriftzüge auf dem Boden bereits vor einem halben Jahr zu sehen, in anderen sind sie erst vor ein paar Wochen aufgetaucht: „Warm. Wärmer. Fernwärme! Direkt unter Ihnen“, steht da. Samt einem Hinweis auf die Internetseite der MVV, die in Mannheim ja das Fernwärmenetz betreibt. Viele lässt das kalt, aber bei manchen erhitzt es die Gemüter.
„Können sich manche Personen mittlerweile alles erlauben?“, fragt etwa ein Leser, der es überhaupt nicht cool findet, sich den Schriftzug vor seiner Toreinfahrt täglich ansehen zu müssen. Die Antworten von Stadt und MVV auf ein paar Nachfragen dürften jedoch etwas Feuer aus der Debatte nehmen.
Mehr als 1000 MVV-Schriftzüge auf Mannheims Gehwegen aufbringen lassen
„Die Bodenmarkierungen sind mit Kreide gezeichnet“, erklärt Thomas Renz, Unternehmenssprecher der MVV. Und das bedeutet: „Die Markierungen werden durch die Witterung von selbst abgewaschen. Sollte dies nach acht Wochen nicht erfolgt sein“, verspricht er, „werden Überreste durch eine Reinigungsfirma entfernt.“
Um die Umwelt muss sich auch niemand Sorgen machen, betont Dirk Schuhmann, Sprecher der Stadtverwaltung: Die eingesetzte Kreidefarbe sei nicht nur wasserlöslich, sondern auch umweltfreundlich.
Rund 1.050 dieser Schriftzüge hat die MVV nach Angaben von Renz über Mannheim verteilt aufbringen lassen. Die ersten im Oktober vergangenen Jahres, die vorerst letzten Anfang Mai. Und zwar da, wie ja versprochen wird, wo bereits Fernwärmleitungen vorhanden sind. Also in den Stadtteilen Almenhof, Feudenheim, Friesenheimer Insel, Gartenstadt, Innenstadt, Jungbusch, Käfertal, Lindenhof, Neckarstadt-Ost, Neckarstadt-West, Neckarau, Neuhermsheim, Oststadt, Rheinau, Schwetzingerstadt, Schönau, Seckenheim, Vogelstang, Waldhof und Wohlgelegen.
Stadt Mannheim: „Eine genehmigte Aktion im Rahmen der Wärmewende“
Hintergrund der Werbekampagne ist, dass die MVV im Zuge der Wärmewende möglichst viele neue Kundinnen und Kunden gewinnen will: In den nächsten zehn Jahren sollen bis zu 10.000 zusätzliche Gebäude an das Netz angeschlossen werden. Am einfachsten und günstigsten geht das natürlich in den Quartieren, wo bereits Versorgungsleitungen liegen.
Parallel dazu will das Energieunternehmen auch die Fernwärme-Erzeugung umbauen: Früher wurde das Wasser komplett durch das Verbrennen von Steinkohle im Grosskraftwerk Mannheim (GKM) erhitzt. Bis 2030 will die MVV nun auf Quellen umstellen, die als erneuerbar eingestuft sind.
Das dürfte auch dabei geholfen haben, dass die Aktion von der Stadt genehmigt worden ist. „Für derartige Bodenmarkierungen mit Straßenkreide im öffentlichen Verkehrsraum muss eine straßenrechtliche Sondernutzungserlaubnis beantragt werden“, sagt Stadtsprecher Schuhmann. Und diese werde nur „in klar definierten Ausnahmefällen“ erteilt.
„Voraussetzung dafür ist ein erkennbares Gemeinwohlinteresse“, erklärt er weiter. „Das trifft zum Beispiel bei städtischen Informationskampagnen, Bürgerbeteiligungsprozessen oder Einzelaktionen von gesellschaftlicher Bedeutung zu.“ Reine Veranstaltungs-, Produkt- oder Unternehmenswerbemaßnahmen mit wirtschaftlichem Interesse seien ausgeschlossen.
„Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine genehmigte Aktion im Rahmen der kommunalen Wärmewende“, erläutert der Stadtsprecher. Das dürfte helfen, die Gemüter wieder etwas abzukühlen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mvv-schriftzuege-auf-mannheimer-gehwegen-sorgen-fuer-diskussion-_arid,2308851.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
