Kulturpolitik - Reiss-Engelhorn-Museen sanieren das komplette Gebäude E 4 und nutzen Raum über einer Zwischendecke

Musikschule behält Börsensaal

Von 
Peter W. Ragge
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Der Börsensaal der Musikschule in E 4, hier beim Pressegespräch der "Initiative zum Erhalt der Orchester, Chöre und Ensembles an der Musikschule Mannheim", bleibt reserviert für Proben und Aufführungen.

© Prosswitz

Die Reiss-Engelhorn-Museen und die Musikschule haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, wie sie das Gebäude in E 4 doch gemeinsam nutzen können. "Es gibt für uns keine Raumverluste", bestätigte Lutz Jahre, der Leiter des Fachbereichs Bildung, dem die Musikschule untersteht, auf Anfrage des "MM". Insbesondere der Börsensaal, in dem zahlreiche Ensembles proben und auftreten, bleibt für Musik reserviert, auch nachdem in E 4 die ägyptologische Sammlung gezeigt wird.

Sorgen der Ensembles

Am Mittwoch waren empörte Eltern und Musiklehrer mit ihrer "Initiative zum Erhalt der Orchester, Chöre und Ensembles an der Musikschule Mannheim" an die Öffentlichkeit getreten. Ohne den Börsensaal, so hieß es, seien diese Ensembles in ihrem Bestand gefährdet. Tatsächlich hatten die Reiss-Engelhorn-Museen zunächst vor, auch den Börsensaal zu nutzen - und wurden von der Initiative "völlig überrascht", so Generaldirektor Prof. Dr. Alfried Wieczorek: "Uns hat man vonseiten der Musikschule gesagt, der Saal würde für fünf, höchstens zwölf Veranstaltungen benötigt", so Wieczorek.

Er reagierte sofort und suchte nach einer anderen Lösung. "Wir wollen überhaupt nicht, dass es zu Einschränkungen der Musikschul-Arbeit kommt", betonte er, "sondern unter einem Dach gemeinsam gut zusammenarbeiten". Schließlich ist jene großzügige Mäzenin, die erst die Voraussetzungen für eine Erweiterung der Reiss-Engelhorn-Museen schafft, auch eine große Musikfreundin: Traudl Engelhorn, Witwe von Peter Engelhorn und frühere Teilhaberin der Pharmafirma Boehringer.

Auf ihre Initiative hin wird eine Schweizerische Stiftung zunächst 20 Millionen Euro aufbringen. Details sollen an diesem Wochenende besprochen und am Montag in einer Pressekonferenz von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bekanntgegeben werden. Wie es gestern hieß, einigten sich Kurz, Wieczorek und Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb, der die Musikschule untersteht, auf eine Lösung, der für die Musikschüler "keine Einschränkungen mit sich bringt", so Wieczorek.

"Kein Raumverlust"

Danach übernimmt die Stiftung in Erbpacht das komplette Gebäude in E 4 von der Stadt und finanziert eine Generalsanierung. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss dienen künftig als Museum, Foyer und der kleinere Ernst-Toch-Saal nutzen beide Einrichtungen, den Börsensaal nur die Musikschule. Über der jetzigen Decke vom Börsensaal, so entdeckte Wieczorek, gibt es einen ungenutzten Zwischenraum von neun Metern Höhe, der vor dem Krieg von einer Kuppel überspannt war. "Das ist groß genug, um für uns eine Ausstellungsebene einzuziehen, ohne den Börsensaal zu stören", so Wieczorek.

"Eine gute Lösung", meint Lutz Jahre. Er will sie jetzt den Ensemblesprechern vorstellen und "noch mal gründlich prüfen", wie er betont: "Aber ich denke, dass keine der geäußerten Befürchtungen zum Tragen kommt", so Jahre. Die Musikschule erhalte zusätzliche Räume im noch nicht ausgebauten Dachgeschoss sowie in angrenzenden, bisherigen Büroräumen der Stadt. Sie erleide also nicht nur "keinen Raumverlust", sondern mache dank dann renovierter, moderner und barrierefrei erreichbarer "einen Sprung nach vorne, den wir aus eigenem Vermögen so nie leisten könnten."

Künftige Sammlungen

  • Die Reiss-Engelhorn-Museen wollen in E 4 zwei außergewöhnliche Sammlungen zeigen:
  • Von einem Hamburger Kaufmann, der aus Alexandria stammt, erhielten sie die größte Privatsammlung des ägyptischen Altertums mit 30 000 Exponaten, darunter einzigartige Kostbarkeiten. Mannheim weist dann die viertgrößte Sammlung ägyptologischer Schätze in Deutschland auf.
  • In Zusammenarbeit mit dem Museum für Design und angewandte zeitgenössische Kunst Lausanne Teile der Sammlung von Peter Engelhorn, die inzwischen als eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Glaskunst Europas gilt. pwr

Redaktion Chefreporter

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