Festival in Mannheim (mit Fotostrecke)

"Monnem Bike": Atemberaubende Kunststücke auf der Kunststraße

Zum sechsten Mal fand am Samstag das Festival „Monnem Bike“ statt. Neben dem Musikprogramm auf der Hauptbühne auf dem Paradeplatz gab es eine Radparade. Wie eine Studentin das Festival erlebt hat

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Sebastian Engelland
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Etwa 300 Menschen sind vom Marktplatz durch die Quadrate und über die Schumacher-Brücke nach Ludwigshafen gefahren. © Sebastian Engelland (2), Michael Ruffler

Mannheim. Aus den Lautsprechern tönt sanfte Musik, die das Spektakel mitten auf der Kunststraße für die gebannten Blicke von Jung und Alt begleitet. Auf der asphaltierten Straße, die eine der Hauptschlagadern für den Individualverkehr durch die Mannheimer Quadrate darstellt und bei dem Wetter an einem Samstagnachmittag normalerweise berüchtigt für laut aufheulende Motorengeräusche ist, führt der achtfache Weltmeister im Kunstradfahren David Schnabel heute atemberaubende Kunststücke mit seinem Fahrrad vor. Mit beeindruckender Leichtigkeit balanciert der Unterfranke seinen Körper auf dem Kunstfahrrad, mal stehend, mal liegend, mal auf dem Lenker des Rades sitzend und alles, ohne dabei einen Fuß auf den Boden zu setzen.

"Monnem Bike"zum sechsten Mal in Mannheim

Zum bereits sechsten Mal fand am Samstag das Festival „Monnem Bike“ statt, das seinen Ursprung im Jahr 2017 hat. Damals jährte sich die Erfindung der vom Erfinder Karl Drais selbst benannten „Laufmaschine“ zum 200. Mal. „Nach dem großen Erfolg des ersten Festivals entschieden wir uns dazu, das Festival einfach alljährlich auszurichten., berichtet die Geschäftsführerin des Mannheimer Stadtmarketings Karmen Strahonja.

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Monnem Bike Festival

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Ziel der Veranstaltung ist es dabei nicht nur, die Mannheimer Erfindung zu ehren, sondern auch, das Bewusstsein für das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu stärken. Auch der Bürgermeister des Dezernats IV, Ralf Eisenhauer, findet die Veranstaltung gelungen: „Das Fahrrad ist das sinnvollste Fortbewegungsmittel in einer Großstadt.“ Durch die Sperrung der Kunststraße und die zahlreichen Aktionen könne ein „Brillenwechsel“ stattfinden, ein Gefühl dafür entstehen, wie der Zweiradverkehr am besten unterstützt werden kann.

Musik auf der Bühne am Paradeplatz

Neben dem Musikprogramm auf der Hauptbühne auf dem Paradeplatz konnten BMX-Fahrer bestaunt werden, die waghalsige Sprünge ausführten, ein Hochseilgarten konnte beklettert werden, außerdem bestand die Möglichkeit, einen Hochrad-Führerschein zu absolvieren und roboterähnliche Kunstinstallationen beim Laufen zu beobachten. Der Clou: alle Teile der „Herde der Maschinenwesen“ waren aus recycelten Fahrradteilen zusammengesetzt und sollten auf diese Weise für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen sensibilisieren. Auch das Einkaufszentrum Q6 Q7 war eingebunden und bot beispielsweise die Bike Brothers als Attraktion auf, die verlängerte Jungbuschstraße in die Quadrate hinein war ebenfalls gesperrt und bot der Gastronomie die Möglichkeit zusätzlicher Flächennutzung.

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Sydney Greiner war ebenfalls auf dem Fahrrad Festival als Gast unterwegs. Die 21-jährige VWL-Studentin zog für das Studium aus Berlin nach Mannheim. Von den vielen Erfindungen aus Mannheim (Auto, Fahrrad, Spaghettieis,…) ist für sie das Fahrrad die wichtigste Erfindung. Sie meint: „Mannheim hat sicherlich Aufholbedarf, was den Ausbau und den Schutz von Fahrradfahrern anbelangt. Trotzdem fühle ich mich auf den Mannheimer Straßen als Fahrradfahrerin sicherer als etwa in Berlin.“ Vor dem Hintergrund bewertet sie auch die zeitweise Sperrung der Fressgass als gelungen. „Für das Sicherheitsgefühl als Radfahrerin ist es natürlich am besten, wenn die Autos nicht dicht an dicht neben einem fahren.“, so die Berlinerin. Auch wenn sie sich des Verkehrs, der in die Quadrate ausweichen musste, bewusst ist.

Das hat sich schon ganz nett angefühlt, mit dem Fahrrad vorbei an den Autos zu fahren und dabei keine Angst haben zu müssen, von einem Autofahrer übersehen zu werden.
Sydney Greiner Studentin

Den Ansatz des Festivals, die Mannheimerinnen und Mannheimer durch die Aktion für das Fahrrad zu begeistern, findet Sydney Greiner gut. Der Wandel müsse von den Menschen ausgehen und dürfe nicht einfach von Politik und Verwaltung durchgesetzt werden.

Radparade fährt durch Mannheim und Ludwigshafen

Wie eine komplett autofreie Welt aussehen würde, konnte am Ende des Tages schließlich bei der 14. Radparade durch Mannheim und Ludwigshafen erahnt werden. Mit Start am Marktplatz durch die Quadrate und über die Kurt-Schumacher-Brücke nach Ludwigshafen machten sich etwa 300 Fahrradfahrer auf eine gut zweistündige Fahrradtour durch die beiden Städte auf. Vor allem die Fahrt auf der Kurt-Schumacher-Brücke über den Rhein hatte für Sydney Greiner etwas Erhabenes.

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„Das hat sich schon ganz nett angefühlt, mit dem Fahrrad vorbei an den Autos zu fahren und dabei keine Angst haben zu müssen, von einem Autofahrer übersehen zu werden. Vor allem die Überfahrt nach Ludwigshafen hat viel Spaß gebracht.“ Die Organisatoren der Radparade sprechen derweil von besten Voraussetzungen, die für den Radverkehr in Mannheim und Ludwigshafen bestehen. Allerdings fehle es an politischem Willen, Maßnahmen für Radfahrer und Fußgänger durchzusetzen, obwohl der Mannheimer Verkehrsversuch gezeigt habe, dass die Möglichkeit durchaus bestehe. Die Klimakrise fordere eine zügige Verkehrswende mit attraktiven und sicheren Geh- und Radwegen.

Verkehrssystem in Deutschland zu überdenken?

Zurück am Paradeplatz nach der Radparade erzählt Sydney Greiner von einem Freund von ihr, der sein Auslandssemester in Rotterdam verbrachte. Die Einstellung der Niederländer zum Fahrrad sei eine vollkommen andere als in Deutschland. Angebote für Studenten wie kostenlose Leihfahrrad-Nutzung, aber auch Carsharing befürwortet die 21-Jährige sehr. Es gäbe durchaus Möglichkeiten und Versuche, unser Verkehrssystem in Deutschland zu überdenken.

Auch Verkehrsbürgermeister Ralf Eisenhauer informierte sich. © Sebastian Engelland

Eigens ausgebaute Straßen ausschließlich für den Radverkehr wie in den Niederlanden seien in Mannheim wohl aber eher Zukunftsmusik. Dennoch: „Irgendwo muss eben angefangen werden.“ Ein Festival rund um das Fahrrad in der Fahrradstadt Mannheim auszurichten, „das ist immerhin ein sehr guter Anfang.“

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