Mannheim. Mit dem Schuljahr geht auch das aktuelle Medien-Projekt „Die Faktenchecker“ zu Ende. Fast 400 Schülerinnen und Schüler aus Mannheim und Umgebung sollten unterscheiden lernen, auf welche Informationen sie sich verlassen können. Den für die beste Klasse ausgeschriebenen Preis, eine Fahrt in den Stuttgarter Landtag, gewann die 11c des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums Mannheim.
Der „Mannheimer Morgen“ und die Landeszentrale politische Bildung vermitteln jungen Menschen bei „Die Faktenchecker“, wie sie sich objektiv auf Basis gesicherter Nachrichten ihre Meinung bilden und wie sie im Internet verbreitete Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten über das komplette Schuljahr kostenlos Zugang zum E-Paper sowie allen anderen digitalen Inhalten des „MM“. Diese nach journalistischen Grundsätzen überprüften Nachrichten dienen den Schülerinnen und Schülern als Gradmesser für alles, was im Internet verbreitet wird.
Sieger-Klasse zeigt besonders hohe Motivation
Um zu sehen, was von dem auf diesem Weg erworbenen Wissen hängen geblieben ist, wurde es in acht Tests mit jeweils rund 30 Fragen zu aktuellen Zeitungsinhalten überprüft. Die Teilnahmequote bei diesen Quizrunden sowie die Zahl der richtig beantworteten Fragen flossen in das Gesamtergebnis ein.
Dass die 11c die Nase vorne hatte, lag vor allem an der hohen Teilnahmequote von über 97 Prozent. Dieter Schwab, Projektleiter beim „Mannheimer Morgen“, sprach bei der Siegerehrung von einer sensationell hohen Motivation in der Klasse. Das habe man unter anderem der betreuenden Lehrerin, Andrea Schwenker, zu verdanken, die die 11c durch das Projektjahr begleitete und die Tageszeitung zur Grundlage des Unterrichts machte.
„Informationen sind die Basis jeder Entscheidung. Sie werden später am Arbeitsplatz Entscheidungen treffen müssen, die weitreichende Folgen haben können - für sie, für Ihre Kolleginnen und Kollegen sowie für das Unternehmen, für das sie arbeiten. Sie sehen, wie wichtig es ist, dass Ihre Informationen den Tatsachen entsprechen“, gab Projektleiter Schwab zu bedenken. Dabei müsse man sich vor gezielten Falschnachrichten schützen. Eine echte Herausforderung, hier den Überblick zu behalten, denn mit geschickt als Nachrichten verkleideten Lügen werde manipulativ in Entscheidungsprozesse eingegriffen, um zum Beispiel Wahlen zu beeinflussen - mittlerweile gesteuert durch künstliche Intelligenz. Der Gefahr setze man sich vor allem dann aus, wenn man sich im Web immer nur dort bewege, wo man sich in seinen eigenen Ansichten bestärkt fühle.
Diesen Meinungsblasen stelle eine Tageszeitung die Meinungsvielfalt entgegen. In den Redaktionen sei man stets um eine objektive Berichterstattung bemüht, was voraussetze, einen Vorgang von mehreren Seiten aus zu beleuchten, ohne ihn zu bewerten.
Um sich besser vor Lügen schützen zu können, waren zwei Workshops Teil des Projektes. In der „Schreibwerkstatt“ von „MM“-Redakteur Stephan Eisner erfuhren die fast 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, aus welchen Quellen sich seriöse Journalisten informieren, wie sie relevante Nachrichten auswählen, wie sie sie überprüfen und in welchen Medienkanälen sie diese verbreiten. Dazu besuchte Eisner die 16 teilnehmenden Klassen an der Friedrich-List-Schule, dem Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium, dem Karl-Friedrich-Gymnasium, dem Liselotte-Gymnasium und der Max-Hachenburg-Schule.
Dort war auch die Landeszentrale politische Bildung, Außenstelle Heidelberg, mit ihrer Unterrichtseinheit „Fake News“ gern gesehener Gast. In diesem Workshop wurde unter anderem aufgezeigt, wie man erkennt und überprüft, ob man auf eine unwahre Behauptung gestoßen ist.
„Das Projekt hat uns richtig Spaß gemacht“
Für Andrea Schwenker war der kostenlose Zugang zu den Nachrichten des „Mannheimer Morgen“ „eine Chance, die wir gerne ergriffen haben“. Die Lehrerin der 11c betonte, wie wichtig Medienprojekte für die Schülerinnen und Schüler seien. Deshalb suche man nach einem Weg, die Kooperation mit dem „Mannheimer Morgen“ im kommenden Schuljahr fortzusetzen. „Das Projekt hat uns richtig Spaß gemacht“, versicherte Klassensprecherin Greta Brennecke. Eigentlich gehöre eine Tageszeitung nicht zu den für jungen Menschen üblichen Informationsquellen. Auch deshalb sei „Die Faktenchecker“ eine interessante Erfahrung für die Klasse 11c gewese
„Informiert ist nur, wer sich richtig informiert“, lautet die Grundidee von „Die Faktenchecker“. Obwohl es sich hierbei um eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, mussten der „Mannheimer Morgen“ und die Landeszentrale politische Bildung den finanziellen und personellen Aufwand allein tragen. Denn trotz intensiver Bemühungen scheiterte der Versuch, Sponsoren für die Initiative bei Firmen oder Behörden zu gewinnen.
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