Mannheim. Der Holzdielenboden im Flur und Wohnzimmer knarzt bei jedem Schritt. Der Linoleum-Fußboden in Küche und Bad erinnert genauso an vergangene Jahrzehnte wie das Design der Fliesen und der Tapete. Die Rohre der Heizung im Bad und in der Küche sind auf dem Putz verlegt – so, wie es in den 1950er und 60er Jahren üblich war. Trotz ihres Alters ist die Wohnung relativ gut erhalten – und dennoch weit weg von heutigen Standards. Dies trifft auf den überwiegenden Teil der GBG-Wohnungen auf der Schönau zu.
Noch – denn die Sanierung steht unmittelbar bevor. Aus diesem Grund sind die Mieter schon ausgezogen, bald regieren in dem Sechs-Parteien-Haus in der Rastenburger Straße die Bauarbeiter. Das Objekt in Schönau-Nordwest ist eines von mehr als 1700, das die Wohnungsbaugesellschaft GBG schrittweise bis voraussichtlich 2026/27 sanieren wird. Die Mieterinnen und Mieter sollen danach nicht nur komfortabler zu weiterhin günstigen Mieten wohnen können, die GBG will damit das gesamte Quartier aufwerten. 135 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen den Umbau kosten.
Freiflächen bleiben erhalten
Die Struktur des Quartiers und der Häuserbestand sollen bestehen bleiben, betont GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings bei einem Rundgang durch das Viertel: „Es war uns wichtig, die Grünflächen zwischen den Häusern zu erhalten. Deshalb machen wir keine Nachverdichtung.“ Die Freiflächen werden also nicht bebaut, obwohl bezahlbarer Wohnraum benötigt wird.
Bliebe noch eine Aufstockung der dreigeschossigen Gebäude. Auch das war keine Option, erläutert der Geschäftsführer, im Gegenteil: „Ursprünglich war geplant, bei den fünfstöckigen Häusern die beiden oberen Etagen abzutragen.“ Vor der Sanierung seien diese schwer zu vermieten gewesen, unter anderem, weil es beschwerlich sei, ohne Fahrstuhl die Einkäufe zu schleppen. Nach der Modernisierung sei die Nachfrage wieder gestiegen, alle renovierten Wohnungen seien belegt. „Es war die richtige Entscheidung.“
Das Sanierungsprojekt ermöglicht es der GBG, einen Teil der Wohnungen neu aufzuteilen. Indem zwei Einheiten zusammengelegt werden, kann das Unternehmen nun auch Sechs- und Sieben-Zimmer-Wohnungen mit 128 und 136 Quadratmetern für größere Familien anbieten. Sollte die Nachfrage dafür in einigen Jahren nachlassen, ließen sich die Wohnungen „mit relativ wenig Aufwand“ wieder teilen.
Während des Umbaus bietet die GBG den Bewohnern an, in eine voll möblierte Drehscheibenwohnung umzuziehen und anschließend in ihre Wohnung zurückzukehren. Ihre Möbel werden in der Zwischenzeit auf Unternehmenskosten eingelagert. Möglich ist auch, und das sei die bevorzugte Lösung vieler Mieter: Man wechselt in eine bereits sanierte Wohnung.
Die Verbundenheit der Bewohner mit der Schönau ist groß: Wie Frings berichtet, seien aus den bisher rund 250 sanierten Wohnungen nur 16 Mieter weggezogen – meist, weil sie sich ihren Traum vom Eigenheim erfüllt hätten. „Hier gibt es sehr viele Familien, die schon seit mehreren Generationen auf der Schönau leben“, unterstreicht Peter Brandenburger, der das Kunden-Service-Center 1 der GBG auf der Schönau leitet. Mit der Straßenbahn-Endstelle und der Nähe zur Autobahn sei der Stadtteil sehr gut angebunden. Ein Manko des Viertels soll mit der Sanierung beseitigt werden: „Es gibt keinen geraden Weg von Nord nach Süd“, sagt Brandenburger. Der rund drei Kilometer lange „Schönauweg“ entsteht in Abschnitten und soll Bewegung und Begegnung ermöglichen. Mieterwünsche bei der Gestaltung sollen berücksichtigt werden.
Die meisten sind geblieben
In vier Häusern wurden Wohnungen verkleinert, um Platz für Aufzüge zu schaffen. Dadurch sind jetzt 80 Wohnungen barrierefrei. Sie haben breitere Türen und bodengleiche Duschen, damit Bewohner mit Rollstuhl oder Rollator sich gut bewegen können. Ansonsten sind sie genauso ausgestattet wie die anderen sanierten Wohnungen. Fenster und Elektrik wurden erneuert, Balkone vergrößert, die Rollläden werden nun mit einer Kurbel statt den gewohnten Gurten herauf- und heruntergelassen. In Bad und Küche sind moderne, weiße Fliesen verlegt, in den anderen Räumen ein brauner Vinylboden, der laut Brandenburger „strapazierfähig und pflegeleicht“ ist – und beim Laufen nicht knarzt.
Weitere Mietwohnungen in Mannheim finden sie auf immomorgen!
Das GBG-Projekt Schönau-Nordwest
Auf der Schönau hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG mehr als 3300 Wohnungen. Nach Abschluss des Projekts Schönau-Mitte läuft seit 2018 die Sanierung von Schönau-Nordwest.
Die mehr als 1700 Wohnungen werden bis 2026/27 schrittweise saniert. Ein kleinerer Teil der Gebäude wird abgerissen und neu gebaut. Die Gesamtzahl der Wohnungen soll aber genauso hoch sein wie zuvor.
Von 62 Gebäuden sind 23 komplett modernisiert. Bis Ende des Jahres werden 480 Wohneinheiten fertiggestellt. 2021 soll noch in neun Gebäuden der Umbau beginnen und bis Ende 2022 abgeschlossen sein.
Der Bund finanziert mit dem Land und der Stadt über das Bundesprogramm „Soziale Stadt“ ein Drittel der Kosten von 135 Millionen Euro.
Das ermöglicht günstige Mieten von 6,50 Euro (zuvor 5,60 Euro) pro Quadratmeter für einen Großteil der sanierten Wohnungen, in Gebäuden mit Aufzug 7,50 Euro. cs
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mit-sanierung-zum-stabilen-stadtquartier-gbg-investiert-in-schoenau-nordwest-_arid,1799658.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/schoenau.html
[2] https://www.immomorgen.de/suche/mieten-wohnung-in-mannheim
[3] https://www.immomorgen.de/