Mannheim. „Merz raus aus Mannheim“ und „Ganz Mannheim hasst die CDU“ skandieren mehrere Hundert Demonstranten am Donnerstagmittag an der Feudenheimer Kulturhalle. Damit machen sie deutlich, was sie vom Besuch des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz halten. Davon zeugen auch die lauten Pfiffe bei seiner Ankunft gegen 13.30 Uhr sowie die Plakate und Banner, die die Teilnehmer der zwei angemeldeten Versammlungen mitgebracht haben.
„Herz statt Merz“ steht auf einem geschrieben. Oder: „Fritzchen, die Mutti sagt nein“, in Anspielung auf die Reaktion von Altkanzlerin Angela Merkel, nachdem die CDU vergangene Woche im Bundestag bei einem Antrag zur Migrationspolitik zusammen mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit erlangt hatte. Der Stein des Anstoßes für die derzeit deutschlandweiten Proteste gegen Merz.
Ich finde es eine Sauerei, dass man mit den Rechten sympathisiert.
„Dieser Dammbruch, der letzte Woche passiert ist in Berlin, muss unbedingt aufgezeigt werden“, sagt Demonstrant Klaus Glas. Da ist er unter den Teilnehmern nicht der einzige. „Ich finde es eine Sauerei, dass man mit den Rechten sympathisiert, nur um Stimmen zu kriegen und um sich durchzusetzen. Das kann nicht sein“, sagt etwa Ute Münch. Viel müsse nicht mehr passieren, dass man auch bei anderen Vorhaben mit den Rechten gemeinsame Sache mache, denkt sie.
Ihr Mann Ulrich Münch ergänzt: „Deswegen sind auch die Demos wichtig, um ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu setzen.“ In seinen Augen sei die CDU immer noch eine demokratische Partei. Er und seine Frau hoffen nun auf die Basis der konservativen Partei, damit sich die Christdemokraten wieder zurück in die Mitte bewegen: „Es gibt dort auch anständige Leute, die eigentlich erkennen müssten, dass das der falsche Weg ist“, sagt Ulrich Münch.
Nicht alle Demonstranten sind da so optimistisch. Bei der CDU sei „Hopfen und Malz längst verloren“, sagt ein Mann, der nach eigener Aussage da ist, um die Demokratie zu schützen. Zu spät sei es, dass die Partei wieder zur Besinnung komme. Auch die Redebeiträge gehen in diese Richtung: „Nicht nur die Brandmauer ist gefallen, sondern eure Maske“, sagt Lila Liechtenstein von der Interventionistischen Linken. „Wenn Politiker wie Merz auftreten wollen, dann lassen wir sie nicht in Ruhe. In Mannheim ist kein Platz für Faschisten und auch nicht für ihre Steigbügelhalter“, heißt es gegen Ende ihrer Rede.
Proteste bei Merz-Besuch in Mannheim verlaufen friedlich
Ganz anderer Meinung ist Hermann Michl, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht und sich die Proteste anschaut, bevor er in die Veranstaltung in der Kulturhalle möchte. „Ein Unding“, findet er die Demonstrationen. Michl steht auf einer Linie mit dem Kanzlerkandidaten. Die Sache sei nicht falsch, nur weil die Falschen zustimmen. Eine Annäherung der CDU an die AfD sei die Abstimmung nicht gewesen. „Es ist wie beim Pokern in die Hose gegangen“, sagt Michl. Eine Koalition mit der AfD möchte er aber nicht unbedingt sehen: „Das wäre nicht gut.“
Derweil zählt die Polizei rund 400 Menschen, die gegen den Besuch von Merz protestieren: „Wir haben festgelegt, dass man den Versammlungsort nicht über die Straße verlassen darf. Daran halten sich auch alle“, erklärt Polizeisprecherin Sabine Abeln während der Demonstration zum Vorgehen der Einsatzkräfte. Es sei friedlich. „Von daher sind wir mit dem Verlauf zufrieden.“ Dabei sollte es auch bleiben, bis die Demonstrationen gegen 15 Uhr beendet sind.
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