Sicherheit - DRF Luftrettung setzt modernere Maschine mit vielen Verbesserungen für das medizinische Personal sowie die Piloten ein

Mehr Platz im neuen Mannheimer Rettungshubschrauber

Von 
Peter W. Ragge
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Landung nach dem ersten Einsatz: Der neue Rettungshubschrauber „Christoph 53“ setzt auf seiner Plattform in Neuostheim auf. © Michael Ruffler

Mannheim. „Super, wunderbar“, findet ihn Pilot Roy Fleischer, als er sanft aufgesetzt hat. Kaum im Dienst, hatte er den neuen „Christoph 53“ gleich starten und auf den Waldhof fliegen müssen. Seit Montagmorgen setzt die DRF Luftrettung von Neuostheim aus als Rettungshubschrauber eine Maschine des Typs H 145 von Airbus ein. „Es ist das modernste Modell, das derzeit in der zivilen Luftrettung eingesetzt wird“, freut sich Pilot und DRF-Stationsleiter Martin Beitzel.

Es bleibt aber nicht viel Zeit, sich darüber zu freuen – um 8.09 Uhr kommt der erste Alarm, nach nur zwei Minuten Flugzeit setzt Roy Fleischer auf dem Bauhaus-Parkplatz auf dem Waldhof auf. Ein 39-jähriger Mann, der ganz plötzlich Herzrhythmusstörungen hat, muss schnell ins Klinikum. Notarzt Othmar Kofler versorgt ihn in der Luft, eher er ihn im Krankenhaus an Kollegen übergibt. „Toll, sehr angenehm“ findet er das neue Fluggerät: „Man hat mehr Platz, kann besser arbeiten“, findet der Mediziner.

Stationsleiter und Pilot Martin Beitzel zeigt den nun viel größeren Behandlungsraum. Die Trage wird vom Heck in den Hubschrauber geschoben. © Michael Ruffler

Bereit zum 24-Stunden-Betrieb

Natürlich sei bei solch einem Modellwechsel, räumt Martin Beitzel ein, „auch ein bisschen Wehmut dabei“. Zuletzt war von Neuostheim aus ein Hubschrauber des Typs EC 135 zum Einsatz gekommen, etwa zehn Jahre lang. Am Sonntagabend wurde er in den Hangar auf dem Flugplatz geschoben. Von dort kommt er in die DRF-Werft am Baden-Airport, dann in den Reservepool. Alle medizinischen Geräte hat das Team der Mannheimer DRF-Station ausgebaut und in der neuen Maschine installiert, um gleich am Montagfrüh nach Sonnenaufgang startklar zu sein – was ja auch schnell nötig war.

Aus Sicht von Notarzt Kofler hat sich der neue H 145 mit der Kennung „D – HDSG“ da gleich bewährt. Der neue Hubschrauber biete „einfach mehr Freiheit zum Arbeiten“, lobt er das von der DRF Luftrettung mitentwickelte neue Innenraumkonzept, das unter anderem mehr Platz und drehbare Sitze für die Besatzung bietet und so die Patientenversorgung verbessert. Für Transporte schwerkranker Patienten oder Frühgeborener im Inkubator, dem „Brutkasten“, oder für andere medizinisch anspruchsvolle Einsätze hat die H 145 mehr Raum in der Kabine.

„Christoph 53“

Der Rettungshubschrauber „Christoph 53“ ist einer von 29 Standorten der DRF Luftrettung in Deutschland. Die Station befindet sich seit 1. Juli 1986 am Flugplatz Neuostheim.

Die je vier Piloten und Notfallsanitäter mit Zusatzqualifikation fürNavigation stellt die DRF, die zwölf Notärzte die Unikliniken Mannheim und Heidelberg.

Ursprünglich war „Christoph 53“ nur für den schnellen und schonenden Transport von Patienten zwischen Kliniken gedacht. Seit 1996 ist er voll in die Notfallrettung integriert. 2020 flog er 1156 Einsätze, im ersten Halbjahr 2021 513.

Möglich sei jetzt zudem, schwerere und größere Patienten – etwa bis 180 Kilogramm – zu fliegen. Schließlich nimmt der Anteil adipöser Patienten zu, was den Rettungsdienst ja generell beschäftigt.

Doch nicht nur aus Sicht der Mediziner bietet die neue Maschine einen, so Beitzel, „extremen Fortschritt“. „Sie hat auch fliegerisch einige Innovationen“, so der Pilot und Stationsleiter. Das zeigt ein Blick ins Glascockpit. Alle Flugdaten – beispielsweise zu den Triebwerken oder zur Fluglage – werden den Piloten auf großformatigen Displays angezeigt. Auf dem Wetterradar können die Piloten schnell wechselnde Wetterlagen frühzeitig erkennen. Der Vierachsen-Autopilot bringt weitere Entlastung, denn er kann Steuerfunktionen automatisch übernehmen. Neu installiert sind eine Hinderniserkennung sowie ein großer, leistungsstarker Suchscheinwerfer.

Technisch wäre die Maschine in der Lage, auch nachts zu fliegen. „Vielleicht gibt das ja einen Anstoß“, hofft Beitzel. Schließlich hat die DRF schon vor Jahren vorgeschlagen, aus der nur tagsüber besetzten Mannheimer Station eine 24-Stunden-Station zu machen. Landesregierung und Krankenkassen lehnten dies aber zuletzt 2020 ab – außer Villingen-Schwenningen soll es in Baden-Württemberg nur einen rund um die Uhr besetzten Rettungshubschrauber geben, und zwar „Christoph 51“ von Stuttgart-Pattonville.

Flüge wegen Corona-Patienten

Die bessere technische Ausstattung hat aber auch eine andere Folge: Das Abfluggewicht ist etwa eine Tonne höher als bei der bisherigen Maschine. „Es wirbelt mehr Laub auf“, erklärt Pilot Roy Fleischer eine Folge. Eine Kamera am Heck ermöglicht es ihm aber, genau zu sehen, wie und wo er mit den Kufen aufsetzt. Der ummantelte Heckrotor ist leiser und bietet Rettungskräften am Boden mehr Sicherheit. Ein größerer Tank ermöglicht mehr Reichweite – gerade bei Verlegungsflügen in weiter entfernte Kliniken.

Bald dürfte die sich zuspitzende Corona-Lage solche Verlegungsflüge von Covid 19-Patienten bei überlasteten Intensivstationen wieder nötig machen, fürchtet Beitzel. „In der ersten und zweiten Welle haben wir einige solcher Flüge gemacht, und in Bayern läuft das schon – kann sein, dass wir bald dran sind“, so Beitzel. Innerhalb der Station herrschen schon lange strenge Corona-Regeln: Alle Mitarbeiter sind dreimal geimpft, zudem wird vor jedem Dienstantritt morgens getestet.

Redaktion Chefreporter

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