Abfall - In den Sommermonaten fällt Unrat auf der Straße besonders ins Auge / Anwohner fordern bessere Reinigung

Mehr als 5000 Papierkörbe - und trotzdem überall Müll

Von 
Fabian Busch
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Es sind nur ein paar hundert Meter, doch für Daniel Barchet ist der Weg von seiner Wohnung zum Büro in U 3 ein tägliches Ärgernis. Mit der Baustelle am Herschelbad, den Abrissarbeiten an der Sickingerschule und den rosafarbenen Röhren Richtung Neckar muss er sich wohl oder übel arrangieren. Aber nicht mit dem Müll. "Das ist in den vergangenen Jahren mehr geworden", sagt der Inhaber einer PR-Agentur. "Das ganze Viertel ist in einem schlimmen Zustand."

Müll, Dreck, Unrat - das ist in Mannheim ein Dauerthema. Und nicht bloß ein Problem der Quadrate. Ob am Spielplatz im Jungbusch, an der Tattersall-Haltestelle in der Schwetzingerstadt oder auf den Grünflächen der Neckarstadt - überall, wo viele Menschen verweilen, lassen sie auch etwas zurück und sorgen damit bei anderen für Frust. "In den Sommermonaten halten sich natürlich mehr Menschen draußen auf. Dann entsteht wiederum mehr Müll, weil Eis-Verpackungen oder Getränkedosen oft einfach weggeworfen werden", sagt Stefan Klockow, Leiter des städtischen Eigenbetriebs für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung.

Die Innenstadt steht deshalb nach Angaben des Eigenbetriebs unter besonderer Beobachtung: An jedem Tag in der Woche wird dort gereinigt, die Mülleimer in der Fußgängerzone werden drei bis viermal am Tag geleert.

"Eigentlich müsste man die Stadtreinigung da jede halbe Stunde durchschicken, aber das ist natürlich gar nicht leistbar", kommentiert Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim-City. Das Problem mit dem Müll zeige sich besonders auf der Breiten Straße: "Wir leben in einer To-Go-Gesellschaft. Überall werden Sachen mitgenommen, gegessen und die Reste weggeschmissen", sagt Pauels. Einfach mehr Papierkörbe aufzustellen, reicht seiner Meinung nach nicht. Auch Stefan Klockow glaubt nicht, dass die Stadt da noch viel nachholen kann. Er vermutet, dass Mannheim schon jetzt eine der höchsten Pro-Kopf-Dichten an öffentlichen Mülleimern hat: "In der ganzen Stadt gibt es 5500 Papierkörbe - das sind mehr als in Frankfurt."

Daniel Barchet sieht trotzdem die Stadt in der Pflicht. Sein Weg zur Arbeit führt am Gelände der ehemaligen Sickingerschule vorbei, die gerade abgerissen wird. Hinter, vor und unter dem Bauzaun wuchert nicht nur Unkraut, hier liegt auch zunehmend Müll - von der kleinen Getränkedose über die Plastikschüssel bis zur Matratze. "Da, wo Müll ist, kommt auch neuer hinzu", sagt er. "Die Leute denken sich doch: Warum soll ich meine Seite sauber halten, wenn die Stadt das selbst nicht macht?" Barchet ist mit seiner Agentur vor zehn Jahren aus Ludwigshafen in die Quadrate gezogen. "Eigentlich ist es schon klasse hier", sagt er. "Aber wenn die Gegend hier noch mehr abdriftet, würde ich mir überlegen, etwas Neues zu suchen."

"Verstöße vermehrt ahnden"

Aus Angst davor hatte sich vor 15 Jahren der Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt gegründet. Dessen Vorsitzender Wolfgang Ockert will nicht nur der Abfallwirtschaft die Schuld am unansehnlichen Straßenbild geben. "Da sind auch die Hauseigentümer in der Verantwortung. Die sollten darauf achten, dass es vor ihren Immobilien vernünftig aussieht."

Ockert fordert, dass der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) öfter einschreitet, wenn er Verstöße gegen die städtische Polizeiverordnung auf der Straße entdeckt. In dieser Verordnung steht unter anderem, dass Verunreinigungen auf Straßen-, Grün- und Freizeitflächen verboten sind - und mit Geldbußen belegt werden können. "Wenn man Verstöße vermehrt ahnden würde, dann würde vielleicht auch ein Erziehungseffekt einsetzen", so Ockert, "und vielleicht ändert sich dann auch das Bewusstsein vieler Anwohner."

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