7Up sitzt ruhig auf dem Küchentisch und knabbert an einem Apfel. Sein englischer Name hat aber nichts mit der gleichnamigen Zitronenlimonade zu tun, sondern vielmehr mit dem Tier selbst und seinem Wohnort: 7Up ist ein Siebenschläfer und wohnt in der Gartenhütte oben unter dem Dach. Aus dem Englischen übersetzt heißt up nämlich oben. Die Mannheimer Familie, bei der das Tier lebt, möchte ihren Namen nicht nennen und auch nicht verraten, wo der Garten liegt – sie fürchten, dass ihr Grundstück von Fans des kleinen Siebenschläfers überrannt werden könnte.
Das Tier ist in der Natur ein Einzelgänger, aber kann auf dem Dachboden ganz schön Krach machen: Mal scheppert es laut, mal fiepst und pfeift es in allen Tonlagen, als würde eine ganze Kita-Gruppe auf dem Dachboden herumrennen. Dabei ist der Siebenschläfer nur etwa 15 Zentimeter lang, dazu kommt noch ein buschiger Schwanz von etwa 13 Zentimetern. Und wenn das kleine, graue, nachtaktive Tierchen in der Abenddämmerung wachwird und nachts in völliger Dunkelheit die Gartenhütte zu neuem Leben erweckt, hört sich das bisweilen unheimlich nach Einbrechern an.
Von den Urgroßeltern gebaut
Doch in der Gartenhütte, die nicht mehr auf dem Mannheimer Stadtgebiet liegt, gehört der Nager längst zur Familie. Und die würde sich eher Gedanken machen, wenn es abends oder nachts mal still bliebe. Vor fast 100 Jahren wurde die Gartenhütte von den Urgroßeltern gebaut, vier Generationen später wird sie noch immer von derselben Familie genutzt – und auch noch immer von Siebenschläfern bewohnt. Die Natur ist Teil des Gartens und auch Teil der Hütte, an den Garten grenzen ein Wald und ein Naturschutzgebiet.
So verwundert es nicht, dass gleich nach dem Bau der Hütte ein erster Siebenschläfer einzog. Im Füllstoff einer Federkernmatratze machte er es sich gemütlich, dort hatte er anfangs seinen Bau, nachts schlief die Urgroßmutter auf, tagsüber der Siebenschläfer in der Matratze. Und wenn der mal aus Versehen beim Ausschütteln der Matratze herausfiel und fluchend in die Hütte zurückrannte, brauchte man sich keine Gedanken machen: Am nächsten Tag schliefen beide wieder friedlich auf und in der Matratze.
Wobei Menschen bisweilen Schwierigkeiten hatten, in der Nähe des nachtaktiven Tierchens zu schlafen – insbesondere wenn Weibchen ihre Jungen großzogen: „Die rannten die ganze Nacht durch die Hütte, Ruhe kehrte erst ein, als draußen in der Morgendämmerung die Vögel anfingen zu singen.“
Doch nicht nur der Mensch gewöhnte sich an den neuen tierischen Mitbewohner, auch der Siebenschläfer an den Menschen. Er ist in der Gartenhütte schon lange kein scheues Tierchen mehr. Die Anwesenheit und unmittelbare Nähe von Menschen stört ihn nicht mal mehr, wenn er auf der Gardinenstange, über das Fensterbrett oder die Wand hochläuft. Doch Ausnahmetier 7Up kam sogar noch näher: Seit dem späten Frühjahr saß er fast regelmäßig auf dem alten, blauen, noch vom Urgroßvater gezimmerten Kleiderschrank und beobachtete mit seinen runden schwarzen Augen und großen Ohren seelenruhig das menschliche Treiben in seiner Hütte. „An einen solch zutraulichen Siebenschläfer kann ich mich nicht erinnern“, sagt die Mannheimerin.
Im Pullover überwintert
Noch mehr fällt ihr an 7Up auf: Das eigentlich nachtaktive Tierchen ist immer öfter am Tag zu beobachten. „Und dass ein Siebenschläfer so spät im Jahr noch aktiv ist. Normalerweise sind die Anfang September immer in den Winterschlaf gegangen.“ Dafür sucht sich der Siebenschläfer in der Hütte einen geeigneten Platz und schläft bis in den Mai durch: Einmal blieb er eingerollt mal in der Besteckschublade, einmal im Werkzeugkasten. Die Familie fand das Tier im Wasserkessel, in einer Obstkiste, in Schuhen, Stiefeln oder Taschen. Selbst in einem Pullover hat er schon überwintert.
Bis vor wenigen Tagen war 7Up noch putzmunter – seitdem haben die Mannheimer nichts mehr von ihm gesehen und gehört. Ob er mittlerweile im Winterschlaf ist? „Ganz schön rund war er schon geworden“, so die Besitzerin der Hütte. So rund und schwer, dass er bisweilen von der Wand purzelte. Die Mannheimer Familie ist gespannt: „Mal sehen, wo wir ihn finden.“
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