Mannheim. Der Freundeskreis vom Marchivum ist der größte Förderverein eines Archivs in Deutschland. „Und zwar mit großem Abstand, das kann uns schon stolz machen“, gratulierte nun Marchivum-Direktor Ulrich Nieß dem Verein und der Vorsitzenden Helen Heberer zum 25-jährigen Bestehen. So habe der Förderverein des Kölner Stadtarchivs über 380 Mitglieder - gegenüber mehr als 750 Marchivum-Freunden.
„Dabei ist Köln dreimal so groß wie Mannheim, und es gab dort das tragische Ereignis“, spielte Nieß auf den Einsturz des Historischen Archivs der Domstadt 2009 an. Bei den Marchivum-Freunden gehe die Mitgliederzahl aber kontinuierlich nach oben, sagte Heberer, „während andere Vereine ja teils spürbare Rückgänge zu verkraften haben“. Verantwortlich dafür seien insbesondere die attraktiven Angebote seit dem Einzug in den Ochsenpferchbunker 2018. In die dortige stadtgeschichtliche Ausstellung haben die Mitglieder freien Eintritt.
Filmschätze gerettet
Marchivum-Leitung und Freundeskreis seien sich einig, dass das Marchivum „mehr sein müsse als ein Archiv für Akten“, erklärte Nieß. „Uns geht es darum, Stadtgeschichte aufzuarbeiten und zu vermitteln“, betonte er. Dabei sei der Verein immer ein wichtiger Partner und bei der Diskussion um eine bessere Unterbringung „eine wichtige Lobby“ gewesen, so Nieß dankbar.
Schließlich habe sich bereits 2013 nach einem Wasserrohrbruch und einem überfluteten Lesesaal gezeigt, dass von dem alten Archiv-Domizil im Collini-Center „ein erhebliches Gefährdungspotenzial“ ausgehe. „Es war ein langsames Dahindämmern“, so Nieß über die Zustände im Collini-Center. Umso dankbarer sei das Archivteam über die neuen Räume in dem alten Bunker in der Neckarstadt, welche nun auch die Chance zu Ausstellungen böten. In der stadtgeschichtlichen Ausstellung hat der Freundeskreis den amüsanten Dialog der drei Kurfürsten - Johann Wilhelm (1690-1716), Karl Philipp (1716-1742) und Karl Theodor (1742-1799) - über ihre Taten für Mannheim in einer digitalen Animation finanziert.
Plan: Schwarz-weiß Filme zu colorieren
Nieß dankte dem Marchivum-Freundeskreis, der dort auch den Marchivum-Shop betreibt, zudem für die Unterstützung bei der Publikation vieler Forschungsergebnisse. Besonders bewährt habe sich aber, dass der Verein im Jahr 2000 einem vom Enkel des früheren Bürgermeisters Ritter angebotenen kleinen Film über das Stadtjubiläum 1907 übernommen habe. Daraus entwickelte sich „das erfolgreichste Projekt, das wir je gemacht haben“, so Nieß, nämlich den Verkauf von DVDs mit historischen Filmen zu Mannheim und deren Digitalisierung.
Dabei sei auch die redaktionelle Begleitung der Aktion „Filmschätze retten“ durch den „Mannheimer Morgen“ „echt sehr hilfreich“ gewesen, dankte er. Daran anknüpfend äußerte er aber den nächsten Wunsch: Nieß hält es für sinnvoll, viele der Schwarz-Weiß-Filme zu colorieren, wofür es inzwischen die passende Künstliche Intelligenz gebe. „Man muss vielleicht noch ein bisschen warten, bis die Technik noch etwas weiter ist, aber das wäre meine Vision - denn Schwarz-Weiß-Filme erzeugen doch eine gewisse Distanz, Farbe bringt die Filme den Menschen näher“, so Nieß.
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