Mannheim. Am Samstag wurde der Marktplatz erneut zum Ort einer Gedenkveranstaltung. Die Blumen und Kerzen für Rouven Laur befinden sich noch immer dort, nun kamen weitere für die Opfer der Messerattacke von Solingen hinzu. Mannheims Syrische Gemeinschaft organisierte eine Solidaritätsmahnwache, um den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl auszusprechen.
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Der Täter von Solingen stammt aus Syrien, daher haben die Gemeinschaft Angst, jetzt in Deutschland ausgegrenzt zu werden. „Herz statt Hetze“, „Nicht in unserem Namen“ oder „In Gedenken an die Oper von Solingen“ stand auf Plakaten, die an die Teilnehmer der Mahnwache verteilt wurden, die auch in sozialen Medien beworben wurde. Bis zu 110 Menschen nahmen daran teil. „Wir, die syrische Community in Mannheim, verurteilen und missbilligen diese abscheuliche Tat aufs Schärfste. Dieses Verbrechen zeigt das Ausmaß der Abkehr einiger Menschen von menschlichen und ethischen Werten sowie von den Lehren des Islam“, sagte Maher Akkasch, Imam des Islamischen Arbeitervereins.
Reiner Aktionismus löst nicht das Problem
Man müsse gegen die vorgehen, die solche Verbrechen rechtfertigen oder sogar mit der Tat sympathisieren, aber auch denen entgegentreten, die das Verbrechen nutzen, um Feindseligkeit gegenüber Muslimen zu schüren. Die Politik reagiere „mit reinem Aktionismus auf solche Tragödien, anstatt sich den tieferliegenden Ursachen zuzuwenden“. Akkasch befürchtet, dass Maßnahmen wie ein mögliches Einreiseverbot für Flüchtlinge das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben. Präventive Bildungsarbeit, die das Verständnis für die Vielfalt unserer Gesellschaft stärkt - das fordert die Gemeinschaft von der Politik. Solche tragischen Ereignisse für politische Zwecke zu nutzen, von Rechtsextremen oder auch anderen Gruppen, nannte der Imam „niederträchtig“.
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Auch an Rouven Laur erinnerte er in seiner Rede, immerhin wurde der Polizist vor genau drei Monaten auf dem Marktplatz bei einem Messerangriff getötet. „Sein Opfer sollte uns in Mannheim und in ganz Deutschland vereinen und uns dazu bewegen, gemeinsam gegen menschenverachtende Verbrechen vorzugehen.“ Akkasch rief dazu auf, Sicherheit und Frieden in Deutschland zu fördern. Laur wurde Ende Mai von einem Afghanen, der sich radikalisiert hatte, getötet. Damals hatte es von der afghanischen Gemeinde in Heidelberg eine Gedenkveranstaltung gegeben. „Wir hatten das Gefühl, die syrische Community muss etwas zu dieser abscheulichen Tat sagen. Die Politik sollte anders reagieren, man bräuchte langfristige Lösungen und mehr Prävention durch ehrenamtliche Arbeit“, meinte Khalil Khalil, Sprecher des Islamischen Arbeitervereins.
Cem Yalcinkaya, Gemeindesekretär der DITIB - Türkisch Islamische Gemeinde zu Mannheim e.V. (Yavuz-Sultan-Selim-Moschee) fügte hinzu: „Die Geflüchteten kommen aus Kriegsgebieten und haben Traumata. Man müsste ihnen ermöglichen, in Kontakt mit migrantischen Communitys zu kommen. Leute, die isoliert sind, sind anfällig für Extremisten. Das sind Profis, die über soziale Medien die Leute aufhetzen. Der Staat sollte diese aufspüren.“ Am Ende wurde in Stille getrauert, Blumen wurden abgelegt und Kerzen angezündet.
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