Beratung

Mannheims Study Guides reagieren innerhalb von 24 Stunden

Die Hochschulen und Universität in Mannheim unterstützten Studierende bei Problemen auf unterschiedliche Weise - eine private Hochschule in Mannheim, die IU, geht nun aber wohl am weitesten

Von 
Sebastian Koch
Lesedauer: 
Die bundesweite private Hochschule IU betreibt seit etwas mehr als dreieinhalb Jahren auch einen Standort in der Augustaanlage. © Christoph Blüthner

Hinter Fiona Gherezgiher liegt eine schwierige Zeit. „Ich hatte nach der Pandemie große Motivationsprobleme, mich an den Schreibtisch zu setzen und wieder richtig zu lernen“, erklärt die Studentin. Sie habe den Eindruck gehabt, viele Monate durch Lockdown und Zuhausesein verloren zu haben. Wieder zurück ins Leben zu finden, sei eine große Anstrengung gewesen. „Man hat das Studium und die Arbeit auf der einen Seite und auf der anderen Seite seine Freunde und das Privatleben, was in der Pandemie völlig weggefallen ist.“

Etwa 550 Männer und Frauen absolvieren ein duales Studium am Mannheimer Standort der IU, einer bundesweiten privaten Hochschule. Gherezgiher studiert Marketingmanagement - und profitiert davon, dass die IU seit Jahresbeginn an ihren Standorten sogenannte Study Guides beschäftigt. Die Guides fungieren als Verbindung zwischen Studenten, der Studienberatung und den Dozierenden. „Unsere Guides reagieren nicht nur auf Anfragen, sondern gehen auch aktiv auf die Studierenden zu“, erklärt Mona Lehmann, die den Standort Mannheim leitet. „Sie kümmern sich um alles, was zur Zufriedenheit der Studierenden beiträgt.“ Anna Paulin Horwedel ist eine der drei Guides in Mannheim und betreut auch Gherezgiher. Die Patin hat nach ihrem Studienabschluss eine Weiterbildung in psychologischer Beratung absolviert. „Das hilft Studierenden, die tiefgreifende Sorgen haben.“

Pandemie-bedingte Lernrückstände, finanzielle Unsicherheiten, Fragen zu Prüfungsinhalten oder schlicht und ergreifend Unsicherheiten am Arbeitsplatz oder im Studium - die Probleme, mit denen Horwedel konfrontiert ist, sind vielfältig. „Es geht zunächst einmal sehr viel über Gespräche mit den Studierenden.“ Horwedel glaubt, die Hemmschwelle, sich an Study Guides zu wenden, sei für Studentinnen und Studenten niedriger, als den Weg zur Studienberatung zu suchen. „Der Kontakt zu uns ist sehr viel intensiver und persönlicher als zu Studienberatungsstellen, weil wir zum Beispiel auch regelmäßig Abend- oder Freizeitevents organisieren.“

„Wir sind das offene Ohr“

Jutta Keßler lehrt an der IU als Professorin für Soziale Arbeit. Man nehme Studentinnen und Studenten „stark an die Hand“, erklärt sie. „Wir haben aber festgestellt, dass uns Dozierenden eine Institution gefehlt hat, um Studierenden im Alltag diese engmaschige Betreuung zu garantieren“, sagt sie. Diese Marktlücke, wie Keßler es ausdrückt, sollen Study Guides füllen. Laut Horwedel reagieren die innerhalb von 24 Stunden. „Wenn es akut ist, sind wir telefonisch auch kurzfristiger erreichbar.“

Eine solch intensive Betreuung gebe es an Universität oder staatlichen Hochschulen nicht, berichtet Gherezgiher von Erfahrungen vor ihrem Wechsel an die IU. „Für mich ist es ein gutes Gefühl, dass ich weiß, ich habe jemanden, mit dem ich jederzeit über Probleme reden kann“, sagt sie. „Es ist wichtig, dass Study Guides einen sogar mit Namen auf dem Flur auch mal von sich aus ansprechen“, führt die Studentin aus. Horwedel ergänzt: „Wir sind das offene Ohr, das immer erreichbar ist.“

Angebote an staatlichen Instituten

550 Studentinnen und Studenten lernen am IU-Standort Mannheim. Knapp 5300 Menschen studieren in diesem Semester an der Hochschule Mannheim. An der Dualen Hochschule (DHBW) sind es etwas mehr. Die Universität zählt fast 12 000 Immatrikulationen. Eine zeitintensive, persönliche Betreuung der Studentinnen wie an der IU ist da schwierig zu leisten. Study Guides, die sich um alle immatrikulierten Studentinnen und Studenten kümmern, gibt es nicht - die Hochschulen verweisen auf Anfrage aber auf andere, teilweise ähnliche Programme.

So zählt eine Sprecherin der Hochschule eine Mentoring-Initiative auf, die den Study Guides ähnelt. „Neue Studierende der Fakultät für Nachrichtentechnik sollen über ,Engineering Start N’ im Studienalltag unterstützt und ihnen durch Social Events nach der Pandemie geholfen werden, wieder auf dem Campus anzukommen.“ Eine Sprecherin der DHBW erklärt unterdessen, das Duale Studium sei „durchgängig“ im Verband in kleinen Gruppen organisiert. Die Gruppen würden von Studiengangsleitern oder Ausbildungsleiterinnen betreut. „Erfahrungsgemäß werden eventuell auftauchende Probleme wie Lernschwierigkeiten, Motivationsprobleme, aber auch private Belastungen in dem doch persönlichen Studienumfeld schneller sichtbar und genannte Personen können Hilfe, Unterstützung und Beratung anbieten.“ In einigen Studieneinrichtungen würden Mentorinnen und Mentoren den Anfängerjahrgang beim Einstieg in das Studium unterstützen.

Die Universität verweist auf mehrere Initiativen, darunter die Uni-Scouts, die als Studentinnen und Studenten Fragen zum Studium, zur Universität oder zum Leben außerhalb des Campus’ beantworten würden. Das Studierendenwerk bietet unter anderem eine psychologische Beratungsstelle an.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen