Mannheim. Mittwochabend gegen 22 Uhr traf die Reisegruppe um Grünen-Stadtrat Markus Sprengler und Unternehmer Cem Cetin wieder in heimischen Gefilden ein. Hinter ihnen lagen 48 Stunden in der vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Ukraine. Genauer gesagt, besuchte der Tross Mannheims jüngste Partnerstadt Czernowitz im Südwesten des Landes. Organisiert haben den Trip Sprengler und Parteikollege Chris Rihm in Eigeninitiative. Rihm war jedoch wegen eines positiven Coronatests verhindert.
Mannheims Partnerstadt Czernowitz
- Czernowitz ist Hauptstadt der Oblast (etwa: Region) Tscherniwzi in der Westukraine.
- Nachdem das russische Militär am 24. Februar die Ukraine überfallen hat, ist Czernowitz zu einem Drehkreuz für Binnenvertriebene geworden.
- Der Bürgermeister der Stadt ist Roman Klitschuk, mit dem sich die Reisegruppe um Grünen-Stadtrat Markus Sprengler ebenfalls ausgetauscht hat.
- Unternehmen der Nahrungsmittel-, Textil- und Holzindustrie bestimmen die Wirtschaft.
- Neben Mannheim hat Czernowitz zehn weitere Partnerstädte. Dazu gehören unter anderem Düsseldorf, das österreichische Klagenfurt oder das US-amerikanische Salt Lake City im Bundesstaat Utah.
- Czernowitz wird auch als „Klein-Wien“ bezeichnet. Sprengler charakterisiert die Stadt als „eine Mischung aus Heidelberg und Wien“.
Es handelte sich dabei nicht um eine offizielle Reise von Vertretern der Stadt. Die insgesamt vierköpfige Gruppe war privat unterwegs. Zuvor hatten die Pläne dazu hohe Wellen in der Stadtpolitik geschlagen. Parteipolitisches Geplänkel und Profilierung wurde den beiden Grünen-Stadträten von anderen Fraktionen im Gemeinderat vorgeworfen. Das wollen sie aber so nicht stehen lassen. „Es war richtig und wichtig, diese Reise zu machen“, betont Sprengler im Gespräch mit dieser Redaktion und schiebt hinterher: „Die Diskussionen darüber, in welcher Form man in Kriegsgebiete fährt oder nicht, wurden durch diese Reise widerlegt.“
Privates und Politisches zu trennen, war aber nicht so einfach. Als Stadtrat habe Sprengler das Erlebte auch als Politiker wahrgenommen, gibt er zu. Daran könne auch der Ältestenrat oder der Gemeinderat nichts ändern. Vorab seien die Probleme aus Mannheim nach Czernowitz kommuniziert worden. „Alle wussten Bescheid“, versichert Sprengler.
Trotz der Differenzen will Sprengler seine Erfahrungen und Erkenntnisse in Mannheims Stadtverwaltung tragen. Die Bilder des Kriegs oder Gespräche mit Betroffenen würden haften bleiben. Ebenso wie Besuche und der Austausch mit Vertretern aus Czernowitz’ Politik und Wirtschaft. Mit rund 60 Menschen hätten sie gesprochen. „Meine Wahrnehmung ist, dass es anerkannt worden ist, dass wir da waren“, sagt der Stadtrat. Digitale Videokonferenzen, so wie die Verwaltung aktuell die Kommunikation mit der Partnerstadt pflegt, könnten die Realität vor Ort nicht in der Form wiedergeben. Sprengler hebt aber auch hervor: „Es ist nicht so, dass die Stadt nichts macht. Es gibt konkrete Projekte. Wir haben im Gemeinderat einen Eine-Million-Euro-Topf beschlossen für Czernowitz in Bezug auf humanitäre Hilfe, die sich sukzessiv aufbauen muss, vielleicht auch auf unser Feedback hin“, hofft Sprengler nun.
60 000 Geflüchtete vor Ort
So war die Reisegruppe beispielsweise zu Gast in einer Runde der Verwaltung, die sich mit dem Thema Geflüchteten-Hilfe in der Stadt beschäftigte. Rund 60 000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben und finden derzeit Zuflucht in der 260 000-Einwohner-Stadt Czernowitz. „Wir hatten Gespräche mit der Verwaltung darüber, wie mittelfristig damit umgegangen wird“, erläutert Sprengler. Es habe Gespräche und konkrete Pläne über Wohnungsbauprojekte gegeben. 10 000 bis 15 000 Wohnungen sollen in den kommenden Jahren geschaffen werden. „Das ist eine große Herausforderung für die Verwaltung und das Land.
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