Etwas außergewöhnlich klingt es ja schon, was Daniela Kuschel da erklärt. Außergewöhnlich, aber auch spannend. Als Akademische Mitarbeiterin arbeitet sie am Romanischen Seminar der Philosophischen Fakultät der Universität – und forscht zu Kriegsdarstellungen und Erinnerungsdiskursen in populären Medien. „Die Romanistik in Mannheim bezieht medienwissenschaftliche Aspekte in die Forschung mit ein. Für die Literaturwissenschaft bedeutet das, dass auch Filme, Comics oder Spiele analysiert werden.“ Kuschel analysiert Erzählformen, Handlungen, Figuren und deren Bedeutung in Romanen, Filmen und anderen Medien, betreibt aber keine rein quantitative (auf Datenerhebungsverfahren basierte) Medien- und Kommunikationsforschung. Am Montag nimmt sie ab 19 Uhr an einer Online-Veranstaltung der Körber-Stiftung teil und spricht über ihre Forschung und das Anti-Kriegsspiel „This War of Mine“, während das live gestreamt wird.
Kuschel hat zur Darstellung des Spanischen Bürgerkriegs in populären Medien promoviert. „Mich hat zunächst nicht interessiert, wie Krieg allgemein im Spiel dargestellt wird, sondern wie man den Bürgerkrieg als historisches Ereignis umsetzt.“ In der Folge forscht sie zu weiteren romanischen Kriegen in Spielen, etwa zum Algerienkrieg. „Jedes Spiel unterscheidet sich im Thema und in der Perspektive, die es die Gamer einnehmen lässt.“ Mal gehe es darum, in einem Shooter als Alliierte die Nazis zu besiegen – mal darum, im Strategiespiel den Bürgerkrieg als eine von zwei Parteien zu spielen. In „This War of Mine“ nehmen Spieler die „ungewöhnliche“ Rolle von Zivilisten ein. Auch könne man die Darstellung schwieriger, historischer Ereignisse untersuchen. Beim Spanischen Bürgerkrieg sorge diese Umsetzung nach wie vor für „starke Polemik“. So würden oft Hintergründe ausgespart – etwa, wie es zum Putsch 1936 gegen die gewählte Regierung gekommen ist. „Spiele zeigen auch, wie wir Erinnerung betreiben.“
Ist es aktuell angebracht, zu diskutieren, wie Krieg zum Spiel gemacht wird? „Die Kritik könnte ich nachvollziehen“, sagt sie. „Darüber können wir in der Diskussion nach dem Spiel sprechen, weil die Veranstaltung auch zum Dialog über Krieg und wie wir ihm begegnen einlädt.“
Info: Zur Veranstaltung anmelden: koerber-stiftung.de
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