Mannheim. Unverhofft tauchte ein Uhumännchen im vergangenen Jahr im Kirchturm von Konkordien auf und sorgte mit nächtlichen Balzlauten für Unruhe in der Stille der Winternächte. Das Liebesrufen des Vogels blieb nicht unerhört, und so bahnte sich eine Sensation über den Dächern der Stadt an: Das Treiben von Uhu & Co. sorgt jetzt für einen Nachhall in gedruckter Form.
Naturschutzbeauftragter Gerhard Rietschel und Uhu-Beobachter Peter Böcker, die das Greifen-Drama monatelang über eine hochauflösende Kamera verfolgten, gestalteten unter dem Titel „Das Liebesnest im Turm der Konkordienkirche“ einen Kalender mit sensationellen Aufnahmen aus dem betriebsamen Horst, wo nicht nur der Uhu und seine Alte ganz groß herauskommen.
Schon öfter nisteten sich Vögel im Kirchturm ein
Seit 17 Jahren beobachtet eine Kamera im Turm der Konkordienkirche das Treiben im Horst, wo seit 1994 Wanderfalken brüteten. Auch Turmfalken oder Ringeltauben frequentierten tagsüber den Turtelplatz, machten aber schnell die Flatter, wenn Gefahr durch den starken Uhu-Feind in Verzug war. Die zwölf Blätter geben tiefe Einblicke ins Familienleben der Greife, eine „kleine Vögelkunde“ aus dem himmelhohen Reich in der Citykirche kann Monat für Monat umgeschlagen werden.
Das beginnt mit dem Konkurrenzkampf mit den Falken, die erfolglos blieben. Erfolgreich dagegen die Paarung der Uhus. Die Alte brütete drei Eier aus, Mitte März schlüpften nacheinander drei Küken. Doch die bitterkalten Nächte in luftiger Höhe überlebte nur eines. Die beiden anderen starben aus Schwäche, sie wurden – die Natur kann grausam sein – im Horst verfrühstückt. Doch diese blutigen Szenen werden im Jahresdurchlauf überblättert.
Tierschützer rettete den jungen Uhu - trotz Ausgangssperre
Auch dass sich das beutebringende Männchen Ende April plötzlich nicht mehr blicken ließ, auch dass die Greifin ihr Junges im Nest hocken ließ – diese unschönen Bilder bleiben ausgeblendet. Doch Rettung nahte in Gestalt von Gerhard Rietschel. Er holte das kleine, bibbernde Uhu-Etwas Anfang Mai mitten in der verschärften Corona-Ausgangssperre aus dem Horst. Dass er bei seinem Einsatz um 23.45 Uhr in eine Polizei-Kontrolle geriet, sei nochmals am Rande vermerkt. Die Erklärung „Ich habe einen Vogel!“ sorgte für Lacher.
Verwöhnt, gewärmt und gepflegt im Zuhause der Rietschels, legte der kleine Uhu rasch zu, verdrückte so manche Ratte und guckte mit Bernsteinaugen treuherzig in die fremde Welt, ein rührendes Bild von Zutraulichkeit. Doch zuviel Mensch schadet dem Nestling, also erlebte er in der Auswilderungsstation Karlsdorf bei Bruchsal seine Pubertät, und vielleicht lässt der beringte Mannheimer Uhu bald bei der Balz von sich hören. Wie es nun auf Konkordien weitergeht, ob die Wanderfalken ihr Stammrevier zurückerobern, die Zukunft wird’s weisen …
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