Justiz

Mannheimer Reza Shari appelliert an Barmherzigkeit der iranischen Regierung

Seit Monaten sitzt der Mannheimer Beauty-Unternehmer im Iran fest, kam gegen Kaution aus dem Evin-Gefängnis frei. Er berichtet, wie es ihm geht, wie der Stand seines Verfahrens ist und was ihm hilft

Von 
Simone Kiß
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Reza Shari erzählt im Gespräch mit dem „MM“, wie es ihm geht. © Reza Shari

Mannheim. „Es gibt Menschen, die Fehler machen. Und dazu gehöre ich. Ich appelliere an die Barmherzigkeit der iranischen Regierung, an Ajatollah Ali Khamenei, und bitte darum, mich zu begnadigen.“ Seit Monaten sitzt der Mannheimer Beauty-Unternehmer Reza Shari im Iran fest. Kurz nach seiner Einreise wurde der 48-Jährige festgenommen, saß im Evin-Gefängnis im Norden Teherans ein und ist gegen Kaution frei gekommen. Im „MM“-Gespräch bittet er die iranische Führung nun um Gnade.

Reza Shari aus Mannheim im Iran festgenommen: Revision eingelegt

Der Vorwurf, der gegen ihn erhoben wird: Er soll als Anführer von Protesten gegen die autoritäre iranische Regierung aktiv gewesen sein. Das staatliche Justizportal hatte im September ein entsprechendes Video veröffentlicht. Genauer kann und will sich Reza Shari dazu - wie auch zu vielem anderen - nicht äußern.

In einem Wunschbuch, das in seinem „House of Beauty“ am Friedrichsplatz ausliegt, können Kundinnen und Kunden Reza Shari aufmunternde Worte zukommen lassen. © House of Beauty

Ebenfalls keine Auskunft gibt er darüber, ob er Unterstützung vom Auswärtigen Amt erhält. Dieses hatte dem „MM“ lediglich bestätigt, dass Berichte zu dem Fall bekannt seien. „Weil es ein schwebendes Verfahren ist, kann ich nicht viel sagen“, so der Deutsch-Iraner. Ein rechtskräftiges Urteil existiere noch nicht, da er mit seinen Anwälten Revision eingelegt habe. Es tue ihm alles so leid, er bereue zutiefst und hoffe auf ein mildes Urteil.

Unternehmer Reza Shari aus Mannheim hat Angst vor Urteil im Iran

Wie wahrscheinlich das sei, könne er nicht sagen: „Ich habe den Großteil meines Lebens in Deutschland verbracht und kenne mich mit dem iranischen Justizsystem nicht gut aus.“ Angst, eine große Unruhe verspüre er, wenn er sich vorstelle, dass seine endgültige Verurteilung „schlimm“ ausfalle. Was schlimm für ihn bedeute? „Dass ich nicht mehr nach Mannheim zurückkehren kann“, sagt er leise.

Der Unternehmer ist regelmäßig in den Iran geflogen, um seine Familie zu besuchen. Sie kümmere sich auch jetzt sehr liebevoll um ihn, so Shari, der sich zurzeit in Teheran aufhält. Manche Familienmitglieder würden allerdings auch einen Bogen um ihn machen. „Das macht mich natürlich traurig, weil ich sie vermisse. Aber ich habe auch Verständnis dafür“, sagt er. Auch geschäftlich hatte der Parfümeur immer wieder im Iran zu tun. Für seine eigene Duftlinie suchte er dort die Grundnoten aus.

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Psychisch fühle er sich bedrückt, niedergeschlagen. „Ich war immer sehr aktiv, den ganzen Tag unterwegs, habe viele Menschen getroffen und Meetings gehabt“, erzählt er. Nun sei er von jetzt auf nachher zum Nichtstun verdammt und der Ungewissheit ausgeliefert. „Man muss verdammt stark sein in dieser Situation“, sagt er. Und er hoffe, dass er diese Stärke besitze. Seinen Geburtstag vor ein paar Tage habe er „sehr ruhig, seelisch einsam“ verbracht: „Mir war nicht nach Feiern zumute.“

Reza Shari erhält viel Zuspruch aus Mannheim

Sehr viel bedeutet Reza Shari der Zuspruch, den er von Freunden, Bekannten und Kunden aus Mannheim und der ganzen Rhein-Neckar-Region erhält: „Das gibt mir Kraft und Stärke.“ In den sozialen Medien wird dazu aufgerufen, Posts und Stories mit dem Hashtag „#supportreza“ zu versehen, um so viele Menschen wie möglich auf die Situation Sharis aufmerksam zu machen. In seinem Beauty-Salon am Friedrichsplatz liegt ein Wunschbuch aus.

Dort kann man ihm einige persönliche Zeilen widmen und gute Wünsche hinterlassen. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schicken ihm die Seiten regelmäßig zu. „Wenn ich mir die Bilder ansehe, dann sind das Sternschnuppen für mich“, beschreibt er die Momente, wenn ihn die Wünsche aus Deutschland erreichen. Sternschnuppen deshalb, weil er sich freue und weil ihn die Zeilen berührten.

Sie machten ihn aber auch traurig, weil sie so weit weg seien. „Es vergeht keine Minute, in der ich nicht an Mannheim denke“, sagt der 48-Jährige. Tag für Tag sei er viele Jahre lang mit seinem Hund Kenzo am Wassertrum spazieren gegangen. „Das fehlt mir alles so sehr“, gibt er zu.

Kunden aus Mannheim unterstützen Reza Shari auch im Iran

Dass es mit seinem „House of Beauty“ - seinem „Baby“, wie er sein Geschäft auch nennt - in seiner Abwesenheit weitergeht, das liegt dem Unternehmer, der auch eine Make-up-Akademie betreibt und vor sechs Jahren von der Oskar-Patzelt-Stiftung mit dem Preis des Deutschen Mittelstandes ausgezeichnet worden war, am meisten am Herzen. Darum bietet er seinen Kunden auch eine kostenlose, individuelle Online-Beratung zu Düften, Make-up und Pflege an.

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Es berühre ihn, wie viele Menschen einen Termin bei ihm buchen würden, wie viele Kunden Gutscheine kauften oder jetzt schon Weihnachtsgeschenke besorgen würden, um ihn zu unterstützen. „Damit ich eine wirtschaftliche Existenz habe, wenn ich nach Hause komme“, sagt er und fügt hinzu: „Falls ich wieder nach Hause komme.“

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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