Schwertransport (mit Fotostrecke und Video) - MVV bekommt Herzstücke der neuen Phosphor-Recycling-Anlage geliefert / Schwertransport vom Hafen bis zur Friesenheimer Insel

Mannheimer MVV bekommt riesige Röhren für Phosphor-Recycling-Anlage geliefert

Von 
Martin Geiger
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Sigis letzter Tandem-Hub? Kranfahrer Siegfried Bernstorff vor seinem Arbeitsgerät – einem 750-Tonnen-Lastkran. © Michael Ruffler

Für Laien sieht das alles gigantisch aus: die zwei Schwerlastkräne so hoch wie die Häuser drumherum; die zwei „Rohre“, die sie aus dem Schiff heben sollen, 24 Meter lang, dreieinhalb Meter dick und mit jeweils 110 Tonnen so schwer wie 22 Elefanten; die Auflieger, auf denen sie in der Nacht zu Samstag schließlich zur Friesenheimer Insel gebracht werden, mit 14 Achsen mit je acht Rädern. Doch Siegfried „Sigi“ Bernstorff winkt ab, kurz bevor er auf seinen Kran klettert: „Alles im grünen Bereich.“

24 Meter lang, dreinhalb Meter dick und 110 Tonnen schwer – diese „Rohre“ sind das Herzstück der neuen Phosphor-Recycling-Anlage der MVV. © Michael Ruffler

Für den 64-jährigen Kranfahrer, der seit mehr als 30 Jahren im Geschäft ist, ist das Routine. Wobei – womöglich ist dieser Freitagnachmittag am Handelshafen, nur ein paar Schritte vom Speicher 7 entfernt, auch für ihn etwas Besonderes: „Das könnte mein letzter Tandem-Hub sein“, sagt er. Denn im September ist für ihn endgültig Schicht. Und so häufig wie früher gibt es solche Schwertransporte nicht mehr, bei denen gleich zwei Kräne anpacken müssen, erzählt er: „Vielleicht noch einmal im Monat.“

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Dass nun einer dieser Tage ist, liegt an der MVV. Sie baut auf der Friesenheimer Insel gleich neben dem Müllheizkraftwerk eine Anlage zum Recycling von Phosphor: Vorne kommt, vereinfacht gesagt, Schlamm aus der Kläranlage hinein, pro Jahr immerhin bis zu 180 000 Tonnen, hinten kommen Phosphor und Asche heraus – die so, mehr oder weniger, wieder direkt zum Düngen von Feldern verwendet werden können, berichtet Ulrich Kress, stellvertretender Projektleiter beim Anlagenbau.

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Denn die frühere Praxis, bei der der Klärschlamm unbehandelt auf den Äckern ausgebracht wurde, hat dafür gesorgt, dass auch Schwermetalle und andere Schadstoffe dort landeten. Und das reine Verbrennen des Schlamms wird in ein paar Jahren ebenfalls verboten.

Herzstück der neuen Anlage, die statt der geplanten 55 Millionen Euro nun doch 70 kosten und anstatt Ende des vergangenen Jahres erst Ende dieses Jahres in Betrieb gehen wird, sind die beiden gigantischen „Rohre“, die eigentlich Drehrohröfen heißen – weil sie sich drehen und der Schlamm darin getrocknet und verbrannt wird.

Angefertigt worden sind sie in Sachsen-Anhalt. Neun Tage waren sie auf dem Schiff unterwegs, ehe die Orion II den Schubverband am Freitag am Handelshafen festmachte. „Ziemlicher Standard“, will auch Schiffsführer Christoph Schwindt die Sache nicht überbewerten.

Festakt im Livestream

  • Die MVV baut aktuell nicht nur eine Phosphor-Recycling-Anlage auf der Friesenheimer Insel. Auch rund um das GKM entstehen neue Anlagen.
  • So wird neben einem mit Erdgas befeuerten Heizwerk auch eine Flusswärmepumpe installiert, um dem Rhein Wärme zu entziehen.
  • Startschuss für die Arbeiten für diese neue Art der Energiegewinnung ist am Montag, 4. April, um 11 Uhr.
  • Interessierte können den Festakt via Livestream verfolgen: Formate

Ganz so wie Sigi Bernstorff. Er hat zwar, wie immer, „Respekt vor der Aufgabe“. Eigentlich, sagt er, muss er aber lediglich mit seinem Kollegen im Fahrzeug nebenan „im Gleichklang“ bleiben – und natürlich das alte Kranfahrer-Gesetz beachten: „Das oberste Gebot lautet: Die Last muss ruhig bleiben.“

Und das bleibt sie, obwohl Sigi, sein Kollege und die beiden Einweiser sie aus dem Schiff holen, über die etwa zehn Meter hohe Kaimauer hieven, zwischen den Kränen hindurch manövrieren und auf den Auflieger bugsieren müssen. Zentimetergenau, damit es auf den letzten Metern keine Unwucht gibt.

Eine knappe Stunde dauert das pro Durchgang. Dann greift der Einweiser zum letzten Mal zum Funkgerät und meldet Sigi: „Sitzt. Bei Ausladung ab.“ Das war’s.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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