Geschlechtergerechte Sprache

Mannheimer Liste will das Gendern in der Verwaltung abschaffen

Die Fraktion der Freien Wähler - Mannheimer Liste hat einen Antrag gegen das Gendern in der Mannheimer Stadtverwaltung gestellt. Wie die Fraktion argumentiert und wann darüber entschieden werden soll

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Valerie Gerards
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Die Mannheimer Liste hat einen Antrag gegen das Gendern in der Mannheimer Stadtverwaltung gestellt. © Marijan Murat

Mannheim. Die Mannheimer Liste hat einen Antrag gegen Gendern in der Stadtverwaltung gestellt. Darin fordern die Stadträte Holger Schmid, Christiane Fuchs, Achim Weizel und Christopher Probst Oberbürgermeister Christian Specht auf, eine sogenannte Besondere Geschäftsanweisung zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache bei der Stadt wieder aufzuheben. Der ehemalige Oberbürgermeister Peter Kurz hatte die zusammen mit dem Gesamtpersonalrat erst am 24. Juli dieses Jahres unterzeichnet.

Für die Fraktion gehe diese Besondere Geschäftsanweisung zu weit und an der Realität vorbei, heißt es in dem Antrag. Sie beruft sich in ihrer Argumentation auf Umfrage-Ergebnisse von Infratest Dimap und Forsa, in denen 65 Prozent (2021) und 75 Prozent (2023) der Bevölkerung das Gendern ablehnt. „Die Landesregierungen unserer Nachbarbundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz haben erkannt, dass Gendern falsch ist, und haben dies in der Verwaltung sogar untersagt oder wollen das tun“, führt Probst weiter aus. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sehe Gendern in Verwaltung und Schule kritisch und lehne das ab.

Was der Rat für deutsche Rechtschreibung empfiehlt

Die Fraktion beruft sich in ihrem Schreiben zudem auf den Rat für deutsche Rechtschreibung. Dieser hat die Aufnahme von verkürzten Formen im Wortinneren - beispielsweise durch den Gender-Stern oder den Gender-Doppelpunkt - in Verwaltungen und Schulen nicht empfohlen.

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So ist Weizel der Ansicht, Deutsch sei „eine wunderschöne Sprache, die nicht durch Gender-Sternchen, Gender-Gap, Gender-Doppelpunkte, Binnen-I oder andere Variationen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen“ verunstaltet werden dürfe. Fuchs meint, geschlechtergerechte Sprache dürfe das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache nicht erschweren. Das betreffe auch die rund zwölf Prozent der Erwachsenen, die nicht in der Lage seien, einfache Texte zu lesen und zu schreiben.

Orientierung, keine Verpflichtung

Der in Mannheim ansässige Rat für deutsche Rechtschreibung bekräftigte in seinem Beschluss vom März dieses Jahres indes auch die Auffassung, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen. Das sei allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die „nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung“ gelöst werden könne.

Welche orthografischen Regeln stellt die Stadtverwaltung denn nun auf? „Es ist eine Orientierung, keine Verpflichtung“, sagt Rathaussprecher Dirk Schumann auf „MM“-Nachfrage. Der etwas sperrige Begriff „Besondere Geschäftsanweisung“ bedeute nichts anderes als eine Ergänzung zur Allgemeinen Geschäftsanweisung, die eine Verwendung geschlechtergerechter Sprache empfiehlt. Darin fänden sich geschlechtsneutrale Begriffe, Hinweise zum Vermeiden von Stereotypen, Fallbeispiele für alle möglichen Lebensbereiche sowie schriftliche und mündliche Ansprache. „Diese Empfehlungen gelten für alle Mitarbeitenden“, sagt Schumann.

Über den Antrag der Freien Wähler wird bei der nächsten Sitzung des Hauptausschusses im Januar beraten.

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