Handel

Mannheimer Konditormeisterinnen sind mit Anhänger unterwegs

Die Konditormeisterinnen Laura Goduti-Meurer und Carolin Rinck aus Mannheim fahren ihre Pâtisserie per Anhänger direkt zu den Kundinnen und Kunden. Nicht nur auf den Märkten sind ihre Kreationen begehrt

Von 
Katja Geiler
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Kundin Anja Hoecker kauft Sohn Oscar bei Laura Goduti-Meurer (l.) und Carolin Rinck am Verkaufsanhänger der Pâtisserie Pastry Poets ein Croissant. © Katja Geiler

Mannheim. Auf dem Rathausplatz in Feudenheim steht ein kleiner, dekorativer Verkaufsanhänger, der sogar einen Namen hat: Matilda. Hier gibt es Croissants nach original französischem Rezept, Eclairs und Törtchen, die aussehen wie Kunstwerke. Auch, wenn auf dem Markt wenig los ist, stehen doch immer wieder Leute vor dem Wagen und holen sich eine kleine Besonderheit bei der Pâtisserie Pastry Poets - so der Name des kleinen Unternehmens. Die „Poets“ sind Laura Goduti-Meurer und Carolin Rinck, zwei Konditormeisterinnen. Seit September dieses Jahres sind sie am Wochenende mit dem Anhänger unterwegs, freitags in Feudenheim, samstags auf dem Lindenhof.

Ihre Backstube befindet sich in Sandhofen im Lutherhaus, hier verkaufen sie mittwochs. Kennengelernt haben sich Laura und Caro während ihrer Ausbildung im traditionellen Café Herrdegen. „Wir haben dort in der Ausbildung sehr viel gelernt. Irgendwann möchten wir selbst ausbilden und zeigen, dass Azubis keine billigen Arbeitskräfte sind“, sagt Laura.

Laura Goduti-Meurer hilft einer Kundin bei der Auswahl. © Katja Geiler

Die beiden waren Ausbildungsbotschafterinnen der Handwerkskammer, dabei besuchen Azubis Schulen und machen Werbung für ihren Beruf. Laura und Caro haben beide Abi und zeigten vor allem Gymnasiasten, dass nicht nur ein Studium, sondern auch ein Handwerksberuf eine sehr gute Option ist. Wie viele Handwerkszweige, ist auch der des Konditors ziemlich unterbesetzt. „In der Berufsschulklasse waren wir am Anfang 20, beim Abschluss sieben. Die Berufsschulen überlegen, ob sie Bäcker und Konditor in eine Klasse legen, und dann noch Mannheim und Heidelberg zusammen.“

Anhänger Matilda auf Ebay entdeckt

Die Idee vom Anhänger hatte Laura schon länger im Kopf, dieses Jahr wurde sie Wirklichkeit. „Ich habe Matilda auf Ebay entdeckt, sie gehörte zwei Studenten, die darin Eis verkauften. Es waren kleine Zeichen, die mir das Universum geschickt hat, ich habe mich sicher gefühlt.“ Mit dem Anhänger sei das Geschäftsrisiko geringer als mit einem Laden, aber ein großer Traum von Laura wäre ein Büchercafé. „Doch das steht noch in den Sternen. Jetzt habe ich nebenher einen Buchclub, dazu treffe ich mich mit Leuten, und wir reden über Bücher.“

Die Verbindung zur Literatur kommt auf der Homepage der beiden zum Ausdruck: „Wir schreiben keine Dramen oder Liebesgedichte wie Shakespeare. Dennoch erschaffen wir mit unserem Handwerk pure Poesie“, ist dort zu lesen, und auf jedem Karton, in dem die Törtchen verkauft werden, ist ein Ausspruch eines Dichters zu lesen.

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Die Märkte, auf denen die beiden mit Matilda stehen, sind sehr unterschiedlich. „Samstags auf dem Lindenhof ist viel los. Dort treffen sich morgens die Anwohner, holen sich an einen Kaffee und etwas Süßes von uns. Hier in Feudenheim ist weniger los, dafür ist es familiärer.“ Ein Stammgast ist der dreijährige Oscar, der jeden Freitag mit seiner Mutter vorbeikommt und sein Croissant genießt. „Dabei strahlt er immer in seinem Kinderwagen“, meint Laura.

Die Croissants sind eine echte Besonderheit. Caro besuchte sogar einen dreitägigen Kurs bei einem prämierten Pâtissier aus Frankreich an der Weinheimer Backakademie, bei dem es um das perfekte Croissant ging. „In einen Hefeteig wird Butter eingearbeitet, er wird auf spezielle Weise geknetet und gefaltet. Wir haben noch andere Dinge aus dem Teig gemacht, und es konnten auch Leute teilnehmen, die hobbymäßig backen“, sagt Caro.

Eine weitere Fortbildungsmaßnahme ist der Ausflug nach Paris, dann fahren die beiden morgens mit dem Zug los, klappern die Pâtisserien ab und fahren abends wieder nach Hause. „Als ich zum ersten Mal in Paris war, war ich überfordert. Alles ist weitläufig, man weiß die Métro zu schätzen“, so Laura.

Derzeit bis zu zwölf Stunden in der Backstube im Einsatz

Damit man selbst nicht zu viel nascht, gibt es den „The-Taste-Löffel“, auf den zum Probieren eines Törtchens alle Geschmackskomponenten drapiert werden. Das Hauptgeschäft aber sind die großen Torten für festliche Anlässe: Hochzeit, Geburtstag und die immer beliebter werdenden Gender Reveal Partys, bei denen das Geschlecht des Babys bekanntgegeben wird.

Zurzeit verbringen Laura und Caro bis zu zwölf Stunden pro Tag in der Backstube. Dazu meint Laura: „Wir lieben, was wir machen. Im Moment läuft es gut, wir sind abends fertig, aber happy.“ Der Verkauf findet mittwochs, von 7.30 bis 16 Uhr in Sandhofen in der Obergasse 4 statt, freitags von 7 bis 13 Uhr auf dem Markt in Feudenheim, samstags von 7 bis 13.30 Uhr auf dem Lindenhofer Markt. Die Croissants sind, herzhaft belegt, auch im Café Flügel Ilvesheim, Schlossstraße 13, erhältlich.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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