Mannheim. Die Pflege sucht händeringend Kräfte. Aber diejenigen, die auf Jobsuchsuche sind, erfüllen nicht unbedingt die geforderten Voraussetzungen. Bei ambulanten Diensten scheitert beispielsweise ein beruflicher Einstieg häufig auch deshalb, weil kein Auto gefahren werden kann.
Hier geht das Mannheimer Jobcenter neue Wege und bietet das Pionierprojekt „Mobile Pflege“, das den Erwerb des Führerscheins beinhaltet.
Jobcenter kooperiert mit Mannheimer Fahrschule
Unlängst startete der zweite Kurs jener Weiterbildung für Menschen, die Bürgergeld beziehen und zu Pflegehelfern beziehungsweise Pflegehelferinnen qualifiziert werden sollen. Dafür kooperiert das Jobcenter mit mobilen Pflegediensten, dem Bildungsträger Tertia und der Fahrschule Ferrenberg. „Es soll alles aus ein einer Hand angeboten werden“, betont Jobcenter-Geschäftsführer Carl Philipp Schöpe.
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Es sind vor allem Frauen mit Kindern, die das Projekt nutzen. „Für mich ist es ein Ticket in den Beruf“ , sagt die 34-jährige Jennifer Sauer, Mutter von zwei Kindern, 16 und zehn Jahre alt, die über die Awo zu dem Weiterbildungsangebot kam. Weil sie ihren ehemaligen Ehemann pflegt, habe sie nicht lange überlegen müssen.
Acht Teilnehmende bestehe Fahrprüfung nicht
Und auch die 37-jährige Christina Kociolek, Mutter von drei Kindern, davon zwei erwachsen, erhofft sich eine berufliche Perspektive. Der Papa ihres noch kleinen Kindes, das eine Kita besucht, unterstütze sie, das Programm zu absolvieren. Die Qualifizierung zur mobilen Pflegehelferin beziehungsweise zum Pflegehelfer einschließlich Erwerb des Führerscheins Klasse B verstehe sich als „lernendes Projekt“, kommentiert Petra Bechtel vom Jobcenter.
Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt berichtet, dass sich im ersten Kurs mit anfänglich 21 Frauen und zwei Männern gezeigt hat: Die Projektanforderungen bringen so manche Menschen, die schon Jahre aus dem Lernprozess heraus sind, an ihre Grenzen. Beispielsweise haben acht Kursteilnehmende den Führerschein abgebrochen oder sind durch die Prüfung gefallen. Aber andere, so Bechtel, wuchsen über sich hinaus.
Digitale Kompetenz gehört beim Jobcenter dazu
„Alle mündeten in ein Praktikum ein“, wie Carolin Bison, Pressereferentin der Stadt, erläutert. Zum Konzept gehört, dass in 367 Unterrichtseinheiten Grundkenntnisse in Pflege vermittelt werden - verknüpft mit digitaler Kompetenz. Schließlich werden Einsätze und geleistete Verrichtungen nicht mehr auf Karteikarten, sondern mittels spezieller App beziehungsweise Computerprogrammen dokumentiert. „Es stehen voll ausgestattete PC-Arbeitsplätze zur Verfügung“, so Sara Hermann, die beim Bildungsträger Tertia das Projekt „Mobile Pflege“ koordiniert.
Vertieft wird der Stoff in einem viereinhalbwöchigen Praktikum. „In zehn Fällen konnte eine Anstellung beim Praktikumsbetrieb realisiert werden. Ein weiterer Teilnehmer hat zwischenzeitlich einen Job außerhalb der Pflegebranche gefunden“, berichtet Carolin Bison.
Und was für berufliche Einsätze stehen Frauen und Männern mit einer solchen Qualifizierung offen? Sie können beispielsweise erkrankte oder körperlich beeinträchtigte Menschen in ihrem Privathaushalt unterstützten. Es ist aber auch möglich, bei einem ambulanten Pflegedienst als zusätzliche Betreuungskraft zu wirken. Die Chance, tatsächlich eine Anstellung zu finden, so betonten die begleitenden Akteure, sei groß. Schließlich gehört Pflegerin oder Pfleger zu den Mangelberufen.
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