Buchvorstellung - Nina Badelt präsentiert 80 Mannheimer „Glücksorte“ zum Kennenlernen

Mannheimer Glücksorte: „Wo Schweine Locken haben“

Von 
Anika Pfisterer
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Die Autorin Nina Badelt an einem der Schauplätze des Geschehens: der Neckarspitze. © Yvonne Böhmer

Ein Jahr lang ist Nina Badelt durch Mannheim gewandelt – spät nach Feierabend und am Wochenende – auch bei Regen, Schnee und Nebel. Sie wollte Plätze aufspüren, die ihre Heimatstadt besonders machen. Badelt ist Autorin für die „Glücksorte“-Reihe des Droste-Verlags, einem Reiseführer, der das Wohlfühlen hochhält. In ihnen ist Platz für verwunschene Orte einer Stadt, die nicht in Wikipedia auftauchen, und auch für Ecken, die ihren Charme erst auf den zweiten Blick freigeben. In der Reihe gibt es aktuell 55 Bücher zu deutschen Städten und Regionen.

Als Badelt die Karlsruher Ausgabe in die Hand fiel, stand für sie fest: Mannheim braucht auch eine – und sie wusste, wer sie schreiben würde: „Mir sind direkt die ersten Plätze eingefallen“, so die 40-Jährige. Sie bewarb sich beim Verlag und hatte wohl nicht nur Glück, sondern auch das richtige Konzept.

Jeweils Doppelseite mit Foto

100 Orte hatte Badelt ausgekundschaftet – 80 durften ins Buch. Empfohlen werden Restaurants, Cafés, Geschäfte, aber auch Begegnungsorte, Naturplätze und Klassiker wie der Wasserturm. Ihr ging es nicht um eine Auflistung touristischer Sehenswürdigkeiten, sondern um die Ausstrahlung der Orte: „Ich habe über die Plätze geschrieben, die mich emotional gepackt hatten.“ So schaffte es auch der Collini-Steg in das Buch. „Objektiv gesehen ist das keine Schönheit. Aber auf dem Steg steht man an einer Achse der Stadt. Man überblickt die Neckarauen und auf der anderen Seiten die Brücken im Hafen – ein Gefühl von Aufbruch.“ Das Glück der Orte steckt nicht zuletzt in Badelts spielerischer Sprache und in der Begeisterung, die sie transportiert.

Jeder Glücksort wird auf einer Doppelseite mit Foto vorgestellt. Die Beiträge haben Titel wie „Wo die Schweine Locken haben“ (im Herzogenriedpark), „Mitfiebern im Adlerhorst“ (SAP Arena) oder „Entdeckung der Langsamkeit“ (Feudenheimer Neckarschleuse). Ein besonderes Augenmerk legte Badelt auf Rückzugsorte in der Natur. Eine ihrer liebsten Plätze: die Reißinsel: „Dort ist man fast immer alleine.“

Badelt war überrascht, wie viele Orte ihrer Heimatstadt ihr bis dahin verborgen geblieben waren. So ging es nicht nur ihr: „Als ich die Glücksorte in einer Buchhandlung in Mannheim vorgestellt habe, kam eine ältere Dame auf mich zu und sagte, sie habe hier ihr Leben lang gewohnt und trotzdem höre sie von manchen Plätzen zum ersten Mal.“

Badelt schätzt Mannheim für seine Bodenständigkeit, die raue Romantik und den Charme der Leute. „Durch die Arbeit an dem Reiseführer habe ich fast schon eine missionarische Einstellung entwickelt“, sagt die 40-Jährige. Nämlich dann, wenn sie auf Leute traf, die meinten: „Was soll denn schön sein in dieser Industriestadt?“ Das Buch schrieb sie für Neuzugezogene, als Erinnerung für diejenigen, die weggezogen sind, aber vor allem für die Mannheimer selbst. Badelts Mission scheint erste Erfolge zu verzeichnen: „Mir kam schon zu Ohren, dass das Buch für Dates zurate gezogen wird.“

Badelt ist in Seckenheim geboren und aufgewachsen. Sie studierte BWL und arbeitet bis heute in dem Bereich. Daneben ist sie freie Autorin und veröffentlichte bereits Kinderbücher. „Glücksorte“ (Droste- Verlag) kostet 14,99 Euro.

In den vergangenen Jahren sind weitere Mannheim-Reiseführer erschienen, so das Merian-Heft „Mannheim“ (2018), DuMont direkt (Neuauflage 2019), „Mannheim: Stadtführer“ (2018) vom Mitteldeutschen Verlag oder „111 Orte in Mannheim, die man gesehen haben muss“ (Emons, Neuauflage 2019).

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