Mannheim. Menschen tanzen auf engem Raum, manche liegen sich in den Armen, es wird getrunken und gefeiert, je später die Stunde, desto mehr Exzess – so ist das in Diskotheken und Clubs. Daher brauchen dort trotz aller Corona-Lockerungen Geimpfte und Genesene, neuerdings sogar Geboosterte, einen negativen Schnelltest. Dagegen sind der Mannheimer Gemeinderat und seine Ausschüsse für Ekstase weniger bekannt. Zumindest die öffentlichen Sitzungen. Aber wer weiß, was passiert, wenn Stadträtinnen, Stadträte und Dezernenten unbeobachtet von Presse und Publikum unter sich sind . . .
Quasi ein 2,375G-Modell
Die Schutzregeln wären jedenfalls entsprechend hoch. Wenn an diesem Dienstag der Ausschuss für Umwelt und Technik tagt, am Donnerstag der für Wirtschaft und Arbeit sowie in einer Woche der Hauptausschuss müssen unverändert alle einen negativen Schnelltest vorweisen. Der kann bei Bedarf auch vor Ort im Stadthaus gemacht werden.
Andere Kommunen haben hier längst gelockert. In Heidelberg etwa gelten laut Stadtsprecher Timm Herre nur noch die Maskenpflicht und allgemeine Hygieneregeln wie das Abstandsgebot. Dass Mannheim an der Testpflicht festhält, begründet Herres Kollege Ralf Walther auf Anfrage mit den hohen Corona-Zahlen. Immerhin kämen im Gemeinderat 54 kommunale Entscheidungsträger zusammen, da wäre im Fall einer größeren Ansteckung die Arbeitsfähigkeit vieler Gremien berührt. Daher werde die Testpflicht bis 15. April bestehen bleiben, die Vorschrift zum Tragen einer FFP2-Maske bei anhaltend hohen Inzidenzen auch darüber hinaus.
Um auch ungeimpften Stadträten weiter die Teilnahme an Sitzungen zu ermöglichen, hatte die Stadt im November vergangenen Jahres ihre Schnelltest-Pflicht für Jedermann entwickelt. Die ist eine Mischform aus 3G und 2Gplus, also quasi 2,375G. Dieses Modell hat sich anderswo jedoch nicht durchgesetzt.
In den Krankenhäusern, in denen längere Zeit ebenfalls auch Geimpfte und Genesene Schnelltests brauchten, gilt für die wenigen Ausnahmen vom Besuchsverbot mittlerweile 3G, wie die Sprecher Dirk Schuhmann und Christian Klehr bestätigen. Anders sieht es noch in den Seniorenheimen aus. Hier müssten nach wie vor alle Besucher negative Testergebnisse vorlegen, so Heiko Brohm von der GBG-Gruppe, die hier mittlerweile – sie hat vom Klinikum mehrere Einrichtungen übernommen – zu den größten Anbietern gehört.
Somit gibt es in Mannheim noch in insgesamt drei Bereichen eine Schnelltest-Pflicht für alle: Discos, Gemeinderat, Seniorenheime. Was da wem näher ist, möge bitte ein Jeder für sich selbst beurteilen. Wer sich ein Bild machen will: Die Sitzung des Technik-Ausschusses wird an diesem Dienstag ab 16 Uhr unter www.mannheim.de/livestream-gemeinderat sowie auf dem Youtube-Kanal der Stadt wieder live per Video übertragen.
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