Tourismus - Fahrgastschifffahrt darf nach langer Corona-Pause wieder starten – aber mit einigen Auflagen

Mannheimer Fahrgastschifffahrt: Die „Kurpfalz“ lichtet wieder die Anker

Von 
Peter W. Ragge
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Sie legt wieder ab: die„Kurpfalz“, das einzige in Mannheim beheimatete Fahrgastschiff. © Michael Ruffler

Mannheim. „Verhalten“ sei seine Stimmung, sagt Robert Schneider. Dann gebraucht er noch ein härteres, nicht zitierfähiges Wort, um seine Lage zu beschreiben. Doch jetzt ist der Eigentümer und Kapitän der MS „Kurpfalz“, des einzigen Mannheimer Fahrgastschiffs, doch erleichtert. Nach langer Zwangspause wegen der Corona-Pandemie legt er am Mittwoch, 2. Juni, um 13.30 Uhr erstmals wieder zu einer Hafenrundfahrt ab und startet damit den Beginn der Saison der „Weißen Flotte“.

Die vergangene Saison brachte ihm enorme Verluste. Er hat das 1929 gebaute Schiff, das auf einer Werft in Oberwinter bei Bonn vom Stapel lief, gerade erst grundlegend modernisiert, technisch und optisch verbessert. Die „Kurpfalz“ war einst bei Bonn auf dem Rhein und schließlich lange auf dem Neckar bei Heilbronn im Einsatz, ehe Schneider sie 1997 kaufte. Seither ist er rund um Mannheim auf Rhein und Neckar unterwegs.

Nach über 20 Jahren wollte er vieles aufwerten, vom Antrieb bis zum Anstrich. 150 000 Euro hat Schneider in den vergangenen drei Jahren in die „Kurpfalz“ investiert. Dann aber kam Corona. „Wir sind im vergangenen Jahr von den letzten Maitagen bis Mitte Oktober gefahren, allerdings mit größten Einschränkungen und jeder Menge Absagen“, berichtet er. Touristengruppen, die mit dem Bus unterwegs sind und zwischendurch mit ihm fahren, gab es gar nicht. Mitte Oktober musste Schneider den Betrieb wieder komplett einstellen – dann ging nichts mehr, kein Herbstgeschäft, kein Betrieb an Ostern und Pfingsten, keine Gruppen. „Wir hatten im Vergleich zu 2019 einen Umsatzrückgang von etwa 70 Prozent, und in diesem Jahr wird es wohl nicht besser laufen“, ahnt er bereits. In dem verbleibenden Umsatz sei die Staatshilfe schon enthalten, stellt er klar.

Zahlen und Preise

  • Die Kurpfalz ist 30 Meter lang, 5,40 Meter breit und fasst maximal 220 Personen, davon 140 Innenplätze.
  • Die „Kurpfalz“ startet vom Anleger unter der Kurpfalzbrücke. Parkplätze am Collini-Center. Einige Touren gehen auch von Feudenheim, an der Maulbeerinsel, los.
  • Der Fahrpreis beträgt je nach Länge der Tour 16 bis 26 Euro für Erwachsene, 9 bis 18 Euro für Kinder zwischen vier und 14 Jahren.
  • Das Schiff ist bewirtschaftet. Speisen und Getränke dürfen nicht mit an Bord gebracht werden. Der Erwachsenen-Fahrpreis beinhaltet einen Rabatt für den Verzehr in der Bordwirtschaft im Wert von zwei Euro, der nur für die gebuchte Fahrt gilt.
  • Servicetelefon 0621/1789 5282 bis September Montag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr.
  • Ticketvorverkauf, wenn dort wieder geöffnet, bei der Tourist Info Mannheim, Willy-Brandt-Platz 5, 68161 Mannheim, Tel. 0621/293 8700 und Tourist Info Ludwigshafen, Berliner Platz 167059 Ludwigshafen, Tel. 0621/51 20 3 sowie an Bord. Termine und Infos im Internet unter www.kurpfalz-schifffahrt.de

Nun hofft er, „dass wieder bessere Zeiten kommen werden“ und die Menschen bei dem guten Wetter wieder Lust auf ein paar unterhaltsame und informative Stunden auf dem Wasser haben. Noch vor Fronleichnam will er an seinem Anleger wieder den Anker lichten, am hölzernen Steuerrad stehen und das Kommando „Leinen los!“ geben.

Verschiedene Touren

Schneider startet zu verschiedenen Terminen von der Kurpfalzbrücke über die Neckarspitze auf den Rhein rheinaufwärts bis zur Reißinsel, bietet die Strecken in den Lampertheimer Altrhein, nach Ladenburg und Speyer, zu den vier Burgen von Neckarsteinach sowie unterschiedlich lange Hafenrundfahrten mit Erläuterungen an, bei der großen Version mit einem besonderen Erlebnis: Dann gehts vom Industriehafen durch die Kammerschleuse zurück in den Neckar. In Zusammenarbeit mit dem Verein „Rhein-Neckar-Industriekultur“ veranstaltet er sieben Dämmertouren in den Industriehafen. Moderiert wird die Fahrt von Mitgliedern des Vereins, die viele Geschichten über die Firmen und Mühlen zu erzählen haben. Zudem gibt es dreistündige „Mondscheinfahrten“ bei Nacht auf dem Rhein. Wenn die Heidelberger Schlossbeleuchtung wieder stattfindet, dann steuert Schneider auch dieses Brillantfeuerwerk an.

Dabei dürfen nur Gäste, die geimpft, genesen oder binnen 24 Stunden negativ getestet sind, auf der „Kurpfalz“ mitfahren. Schneider muss auch die Daten aller Gäste erheben. Es besteht zudem Maskenpflicht. „Wir dürfen unser Schiff mit maximal der Hälfte der Kapazität belegen“, sagt Schneider – doch das ist ein sehr theoretischer Wert. Weil wegen des Abstandsgebots nicht jeder mit jedem zusammensitzen darf, „ist die hälftige Belegung des Schiffes Utopie“, so der Kapitän. Er nimmt an, dass er je nachdem, aus wie vielen Familien die Passagiere komme, nur etwa 25 bis 40 Prozent der Plätze belegen könne.

„Ansonsten hat die Coronaverordnung ja nur etwa 40 Seiten, die dann auch noch Bezug auf das Infektionsschutzgesetz nehmen“, seufzt er: „Darin müssen wir uns noch vertiefen und werden dann sicherlich noch Einiges finden, was wir nicht dürfen“, fürchtet er. Aber dennoch: Es geht jetzt los.

Redaktion Chefreporter

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