Klimaschutz

Mannheimer bemalen Schuhe, um das Klima zu schützen

„Kunst trifft Klima“: So lautete das Motto bei einer kreativen Aktion im Mannheimer Peer23. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Von 
Tanja Capuana
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Mannheim. Wer am Samstagnachmittag die Räumlichkeiten des Peer23 betritt, trifft auf eine Gruppe Menschen in verschiedenen Altersgruppen, die mit konzentrierten Mienen einen Pinsel über Schuhe streichen und sich dabei gut gelaunt unterhalten. Immer wieder tauchen sie ihn in kobaltblaue Wandfarbe, betrachten ihr Werk kritisch und malen weiter.

Anlässlich der Klimaschutzaktion Earth Hour haben die Klimaschutzagentur Mannheim, das Peer23 und die Surfrider Baden-Pfalz zur Auftaktveranstaltung der Aktion „Kunst trifft Klima“ eingeladen. Das Event ist Teil des Projekts „Blue Demonstration“, welches der Heidelberger Künstler Frank Schlottmann ins Leben gerufen hat. Er leitet die Malaktion in Mannheim an diesem Nachmittag auch.

Damit möchte er auf kreative Art und Weise auf den Klimawandel und insbesondere auf Süßwasserknappheit aufmerksam machen. Vor Ort sind auch die neue Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur, Marianne Crevon, sowie Caroline Golly, Referentin für Kommunikation und Medien. Auf der Bühne spielt die Mannheimer Band „Ok.danke.Tschüss“ zum Abschluss des Nachmittags ein Konzert und unterhält mit einem facettenreichen Sound mit witzigen gesellschaftskritischen Texten. Wer Hunger hat, kann sich am Buffet stärken, das aus geretteten Lebensmitteln von Foodsharing im Foyer hergerichtet ist.

Blaue Schuhe als Symbol für nasse Füße

Die Idee mit den blauen Schuhen kam Schlottmann bereits 2018. Er sei kein Typ, der bei Demonstrationen auf die Straße gehe, sagt er. „Ich wollte als Künstler etwas Kreatives machen, was nachhaltig ist, wo Bilder entstehen, die bleiben, die eine Geschichte erzählen und die geteilt werden.“ Die ursprüngliche Idee seien Schritte im Wasser gewesen, um mit dieser Installation aufmerksam zu machen, dass, wenn wir nicht etwas ändern, durch das Schmelzen der Pole der Meeresspiegel steige.

Wenn die Städte überflutet werden, würden alle im Wasser stehen. „Dann kriegt der Mensch nasse Füße – und deswegen der Schuh und die Farbe blau für das Wasser.“ Bei den Schuhen sei auch das Thema Müllvermeidung dazugekommen. „Wir bemalen ja quasi Müll. Diese Schuhe wird keiner mehr anziehen, sie landen irgendwann im Müll oder stehen ewig auf dem Speicher. Und so haben sie quasi ein zweites Leben.“ Zudem sei die Botschaft, dass jeder einzelne Schritt zähle.

Vergangenes Jahr hat Schlottmann ein ähnliches Projekt für die Stadt Heidelberg initiiert. Jetzt ergriff er die Initiative in Mannheim und ging auf die Klimaschutzagentur zu. „Aufmerksam bin ich ja geworden durch diesen Slogan unter ihrem LinkedIn-Profil („Sprüht vor Ideen“)“, erzählt er und schmunzelt. „Ich habe mir gedacht, wenn ich jemanden begeistern kann, dann jemanden, der vor Ideen sprüht. Da muss ich sie mal anschreiben.“

Bei Projektleiterin Caroline Golly, die Referentin für Kommunikation und Medien bei der Klimaschutzagentur ist, rannte Schlottmann offene Türen ein. „Als er auf uns zugekommen ist, habe ich von vornherein die Earth Hour reingebracht, weil wir schon seit vielen Jahr nicht nur dazu aufrufen, dass man das Licht ausmacht und der Wasserturm symbolisch für eine Stunde ausgeht“, sagt Golly. „Das war uns immer zu wenig. Wir haben ja immer versucht, ein bisschen mehr auch thematisch einzubringen.“

Im vergangenen Jahr sei es die Thematik Artensterben gewesen, auf die die gemeinnützige GmbH aufmerksam gemacht hat. „Jetzt hatten wir den witzigen guten Zufall, dass dieser Tag heute mit dem Weltwassertag zusammenfällt.“ Dabei geht es den Veranstaltern darum, auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser aufmerksam zu machen, erklärt Golly. „Und darin steckt ja auch die Botschaft, dass wir mit unseren Gewässern anders umgehen sollten.“

Die Schuhe sollen Teil einer dauerhaften Installation werden. Man könne auch in die Klimaagentur kommen, sich dort Farbe abholen und seine alten Schuhe daheim bemalen, sagen Golly und Crevon. Denn das Projekt läuft noch bis zum 22. April. Gleichzeitig können die Besucher, die ihre Schuhe mitgebracht haben, die blau gestrichenen Werke wieder mitnehmen und bei Ausflügen etwa fotografieren und auf den sozialen Medien posten. „Und dann wollen wir aus diesen vielen Fotos, die kommen, ein großes Video machen“, verrät Golly. „Wir nehmen alle Schuhe, die wir bekommen, also sowohl die, die heute da bleiben, als auch die Schuhe, die bei uns abgegeben werden, die dann schon blau sind.“ Was mit der Abschlussinstallation dann geschieht, verraten die Macher aber noch nicht.

Je später der Nachmittag, desto mehr fertige Schuhpaare tummeln sich auf einem großen weißen Tuch: Sneakers, Pumps, Ballerinas, aber auch Sandalen und Flip-Flops, die zunächst mit weißer Farbe grundiert und anschließend in leuchtendem Blau erstrahlen, werden bereit jetzt zum Hingucker.

Die Schuhe sollen von oben und den sichtbaren Teil aus komplett blau sein, die Sohle kann ausgespart werden. Viele der zahlreichen Helfer haben inzwischen blaue Punkte und Flecken auf der Kleidung, den Armen und sogar im Gesicht. Doch keiner stört sich daran – sie malen munter weiter.

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„Das Anmalen macht Spaß. Man kann sich verkünsteln“

Uwe Franken ist ebenfalls zum Bemalen gekommen. „Ich habe ein altes Paar Sneakers von Flamingo mitgebracht“, sagt er. Dabei handelt es sich um vegane, nachhaltige Schuhe aus Portugal. Diese möchte er bei einer mehrtägigen Rheintour im Sommer fotografisch in Szene setzen – und zwar an jedem Ort, an den er kommt. Die Verbindung von Kunst und Umweltschutz findet er gelungen.

Marina Hoch und Sophie Klenk sind bei den Surfridern und kämpfen gegen den Klimawandel. „Ich finde es eine tolle Aktion und schön, dass bei dem Kunstprojekt so viele verschiedene Leute mitwirken“, sagt Hoch. Sie selbst hat ein altes Paar Ballerinas und Tanzschuhe gestiftet. Inzwischen bemalt sie Keilabsatzsandalen mit großer Sorgfalt. Klenk lobt die Verbindung von Klimaschutz und Kunst. „Das Anmalen macht auch Spaß“, verrät sie und lacht. „Man kann sich verkünsteln.“ Die jungen Frauen finden es auch gut, dass man sich dabei unterhalten kann.

Sibille Nokk liegt das Thema Klimaschutz am Herzen. „Ich liebe Wasser und daher ist die Aktion für mich wichtig“, sagt sie. Mit geübten Pinselstrichen färbt sie Turnschuhe blau, und trotz Handschuhen hat sich etwas Farbe auf ihren Unterarmen verteilt. Fröhlich pinselt sie weiter. Auch Judith Mörschel ist voll und ganz in ihrem Element. „Ich finde es eine coole Idee“, sagt sie lächelnd. Ihr gefällt, dass man schnell einen Effekt sieht und es keine schwere Arbeit ist. „Es kommt nicht darauf an, dass es perfekt ist“, sagt Mörschel. „Und das Malen hat auch etwas Meditatives.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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