Bauprojekt

Mannheimer Bahnhofsvorplatz eingeweiht: Neues Entrée zur Stadt

Nach sieben Jahren ist der Mannheimer Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof nun fertig. Wie die Eröffnung lief und was Oberbürgermeister Specht sich noch wünscht.

Von 
Rahel Adel
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Der neue Mannheimer Bahnhofsvorplatz ist fertig. Insgesamt dauerte das Projekt rund sieben Jahre. © Rahel Adel

Mannheim. Hell erstrahlt der Platz. Durchbrochen von sechs Grünbeeten reflektiert die Sonne vom fast weißen Stein. Nun ist es so weit: Der dritte und letzte Bauabschnitt des Willy-Brandt-Platzes vor dem Mannheimer Hauptbahnhof ist fertig. In den rund neun Monaten Bauzeit dieses Abschnitts wurde die Wendeschleife der Regionalbusse und der Taxiwartebereich neu geordnet. Die Herausforderung bei diesem Teil des Projekts war es, es bei laufendem Betrieb durchzuführen, unter „rollendem Rad“, wie es Oberbürgermeister Christian Specht ausdrückt.

Sieben Jahre lang haben Planung und Gestaltung des zirka 10.000 Quadratmeter großen Bereichs vor dem Hauptbahnhof insgesamt gedauert. Die ersten Planungen begannen im Herbst 2018. 2020 traf der Gemeinderat den Grundsatzbeschluss, Mitte 2021 erfolgte die Genehmigung. Die Baumaßnahmen wurde dann schließlich in drei Abschnitte unterteilt. Der erste wurde von Mitte 2021 bis Anfang 2022 realisiert, der nächste von Frühjahr 2022 bis Frühjahr 2023. Dann mussten die Bauarbeiten wegen der Bundesgartenschau pausieren. Und nun ist also auch der letzte Abschnitt fertig.

Platz vor dem Mannheimer Hauptbahnhof komplett neu geordnet

Gekostet hat der gesamte Umbau rund 32 Millionen Euro, auf die städtischen Platzflächen entfallen davon rund acht Millionen Euro. Die Stadt wollte den Platz umgestalten, um „ein attraktives, klimatisch zukunftsfähiges und barrierefreies Stadtentrée zu schaffen“, wie es in der zugehörigen Pressemitteilung heißt. Grund war die notwendige Erweiterung und Neuordnung der Stadtbahngleise und Haltestellen. Laut Mitteilung kommen rund 50.000 Pendler täglich am Hauptbahnhof in Mannheim an.

Diesen Eingang zur Stadt neu zu ordnen, brachte einige Herausforderungen mit sich. Alle Verkehrsteilnehmer müssen bei so einem Projekt berücksichtigt werden, darunter die Reisenden des Öffentlichen Personennahverkehrs, die Taxifahrer, die Busfahrer, aber eben auch der Individualverkehr. Ein „Chaos“ sei das immer mal wieder gewesen, sagt Specht. Mannheim habe ein oberirdisches System vor dem Hauptbahnhof gewollt, nicht ein unterirdisches, wie in vielen anderen Städten. Das Ziel: Platzqualität, Sicherheit und „so etwas wie ein bisschen Aufenthaltsqualität“ schaffen, wie es Specht ausdrückt.

Der Willy-Brandt-Platz hat mit der Neugestaltung einige grüne Inseln bekommen. © Rahel Adel

Nach dem Abschluss des letzten Bauabschnitts können jetzt also die Taxen und Regionalbusse wieder die Wendeschleife nutzen. Zwar wurden die Taxiplätze direkt vor dem Bahnhof weniger – sie wurden aber nur zur Heinrich-von-Stefan-Straße verlagert. Vor dem Umbau konnten die Taxen vierreihig vor dem Bahnhof stehen, nun stehen sie nur noch in zwei Reihen da. Neben den Taxen fahren in der Wendeschleife auch wieder die Regionalbusse nach Schwetzingen und Speyer ab, und es gibt Platz für den Schienenersatzverkehr.

Die Fahrradabstellmöglichkeiten sind an den Randbereich des Bahnhofsvorplatzes gerückt, berichtet Oliver Sachs vom Stadtraumservice Mannheim. Zirka 460 Fahrräder finden im Umfeld des Bahnhofs Platz, außerdem gibt es im Fahrradparkhaus noch einmal bis zu 800 Plätze. Und auf der Südseite des Hauptbahnhofs, in Richtung Lindenhof, bauen die Mannheimer Parkhausbetriebe im Moment ebenfalls ein neues Fahrradparkhaus.

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Timo Schmidhuber
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Abgesehen von der Neuordnung des Verkehrs sollten auch die Sichtachsen auf dem Bahnhofsvorplatz verbessert werden. Nach der Umgestaltung ist der Platz nun leichter einsehbar, die sichteinschränkenden Lichtstehlen sind weg. Da sind dafür neue Grünbeete, auf denen neben Sträuchern auch klimaresiliente Bäume gepflanzt wurden, die Schatten spenden sollen und wenig Wasser benötigen. Dazu gehören zum Beispiel die Felsenbirne und der europäische Zirkelbaum.

Insgesamt gibt es jetzt 76 Bäume auf dem Willy-Brandt-Platz, 34 davon wurden bei der Umgestaltung neu gepflanzt und sollen ihre Schattenspenderqualität im Laufe der Zeit noch entfalten. „Sie müssen immer noch berücksichtigen, dass wir natürlich auf einer Tiefgarage sind und man nicht einfach tiefwurzelnde Bäume hier unterbringen kann“, erklärt Specht. Das zuständige Landschaftsarchitekturbüro Bauchplan aus München und Wien hat sich deshalb für ein überfahrbares Wurzelsystem entschieden, das nicht sichtbar unter den Steinen liegt.

Wie auch zuvor erinnert ein Denkmal auf dem Platz an die in der Zeit der Nationalsozialisten vom Mannheimer Bahnhof aus nach Gurs deportierten Juden. An der Realisierung war das Mannheimer Stadtarchiv Marchivum beteiligt.

Nicht alles perfekt: Einen Wunsch hat Mannheims Oberbürgermeister noch

Specht zeigt sich zufrieden mit dem neuen Willy-Brandt-Platz. „Ich muss sagen, ich freue mich sehr und wünsche dem Platz eine tolle Zukunft.“ Der Platz sei „ein Symbol für unsere Politik der Verkehrswende, aber auch des klimaresilienten Stadtumbaus“, sagt Specht und bedankt sich bei allen Akteuren – darunter die Stadträte und Bezirksbeiräte, die Bauunternehmen, die Stadtplaner, der Stadtraumservice und die RNV.

Alles perfekt ist der Meinung des Oberbürgermeisters nach aber noch nicht. Specht wünscht sich am Bahnhofsumfeld mehr und anspruchsvollere Gastronomie. „Der Bahnhofsvorplatz hat das Potenzial, mehr zu sein, als jetzt nur mal schnell Fastfood mitzunehmen“, sagt Specht. Außerdem appelliert er an die Stadtgemeinschaft und Pendler, den Wert des neuen Platzes anzunehmen und einen Beitrag dazu zu leisten, ihn sauber und ordentlich zu halten.

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