Mannheim. Es ist der nächste Schritt des bisher freundschaftlich gepflegten Austausches zwischen der Stadt Mannheim und dem Istanbuler Stadtbezirk Beyoglu: die Städtepartnerschaft, die beide Seiten am Freitag mit der Unterzeichnung des Vertrages im Luisenpark offiziell eingegangen sind. „Die viele Jahre andauernde intensive Freundschaft wird auf eine neue Ebene gehoben“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) in seiner Rede bei den Feierlichkeiten im Café Gondoletta.
Beyoglu ist damit die 13. Partnerstadt Mannheims. Seit rund 16 Jahren wird der Austausch gepflegt, der seit 2011 mit dem Freundschaftsabkommen richtig intensiviert wurde. „Die kulturelle Arbeit war die Basis unserer Freundschaft“, berichtet Specht von den Anfängen der Beziehung. Er erinnert an eine Ausstellung der Fotografen Horst Hamann und Timurtas Onan aus dem Jahr 2011 und an ein gemeinsam ausgerichtetes Filmfestival. Auch fanden schon Schüleraustausche statt. Besonders hebt Specht das internationale Büro der beiden Stadtverwaltungen hervor, das er als „eine Säule der Beständigkeit unserer Freundschaft“ bezeichnet.
„Mannheim und Beyoglu sind seit heute Geschwisterstädte“
Weiter will Specht aber nicht in den Erinnerungen kramen. Er richtet den Blick lieber nach vorne: „Das Städtepartnerschaftsabkommen soll nicht nur an das bereits Erlebte erinnern, sondern auch ein Startschuss für unsere Zukunft sein“, betont das Stadtoberhaupt. Die Zukunft, die hatte bereits Anfang des Jahres begonnen. Seitdem tauscht sich der Stadtraumservices mit den türkischen Kollegen aus. „Zu den Themen Straßenbau, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung“, wie Specht ausführt.
Ein Beispiel, das widerspiegelt, wie eng die Beziehung zueinander ist. Das sieht auch der stellvertretende Bürgermeister von Beyoglu, Halis Yesilbas, so, der für die türkische Seite im Namen von Bürgermeister Inan Güney den Vertrag unterzeichnet. Der Besuch des Stadtraumservices habe gezeigt, „dass sich die Zusammenarbeit nicht nur auf kulturelle Bereiche beschränkt“. Man sei auch in der Lage „gemeinsame Lösungen für kritische Themen der Gegenwart wie Abfallwirtschaft, Stadtreinigung und Klimawandel zu entwickeln“, sagt Yesilbas, dessen auf Türkisch gehaltene Rede von einer Dolmetscherin übersetzt wird.
In Mannheim ging der Expertenaustausch in diesen Tagen weiter, denn die türkische Delegation erhielt eine Woche lang Einblicke in Arbeitstechniken und Konzepte, etwa zu Zero Waste oder zur Regenwasserversickerung. Die Freundschaft zeige, „dass wir über unsere Grenzen hinausgehen und eine gemeinsame Zukunft aufbauen können“, betont Yasilbas, der sich während der Zeremonie auch in das Goldene Buch der Stadt eintragen darf. „Es ist nicht nur eine Freundschaft zwischen unseren Kommunen, sondern für unsere Völker“, schreibt Yasilbas unter anderem.
Dass die Partnerschaft nun offiziell besiegelt ist, freut auch den Generalkonsul der Türkei in Karlsruhe: „Auf türkisch sagen wir: Mannheim und Beyoglu sind seit heute Geschwisterstädte“, sagt Mahmut Niyazi Sezgin, der in seinem Grußwort auf die Gemeinsamkeiten beider Städte eingeht: „Beide Städte sind lebendige Zentren ihrer Region. Beide haben eine dynamische Wirtschaft, kulturelle Vielfalt, starke Traditionen, ein buntes gesellschaftliches Leben. Beide sind bekannt für Weltoffenheit und Toleranz. Beide Städte haben Gotteshäuser von verschiedenen Religionen - Moscheen, Kirchen, Synagogen stehen nebeneinander“, zählt er eine lange Liste auf. Sezgin ist sich sicher: „Mannheim und Beyoglu haben das Potenzial eine vorbildliche Städtepartnerschaft zu haben. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.“
Das Fundament der Partnerschaft ist also bereits gelegt, sei es durch den Expertenaustausch oder auch den Gemeinsamkeiten. „Wir passen gut zueinander“, findet Oberbürgermeister Specht, der optimistisch ist, dass die 13. Städtepartnerschaft in Mannheim gelebt werden wird. „Diese Partnerstadt hat für uns einen ganz besonderen Stellenwert“, betont er und spricht die etwa 30 000 Mannheimer an, die eine türkische Migrationsgeschichte haben. „Die Verbundenheit mit dem Heimatland vieler Mannheimer wird mit der Partnerschaft aus der Seele gesprochen“, sagt Specht.
Beyoglu bereits Teil des Gartens der Partnerstädte im Luisenpark
Mit dem Abkommen ist zugleich das 13. Areal im Garten der Partnerstädte im Luisenpark entstanden, das im Rahmen der Vertragsunterzeichnung eröffnet worden ist. Zu sehen ist unter anderem der Galaturm, das Wahrzeichen des Istanbuler Stadtbezirks. Wenn man so will, der Wasserturm von Beyoglu. Auch die Galata- sowie die Atatürkbrücke sind nachgebildet worden. Der Garten werde „ein Symbol der Freundschaft, unseres gemeinsamen kulturellen Erbes und unserer Hoffnungen für die Zukunft sein“, hatte Halis Yesilbas in seiner Rede gesagt.
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„Ein Teil der Schönheit Beyoglus ist im Garten der Partnerstädte zu bewundern“, erzählt Specht. Drei Gärtner und eine Gärtnerin haben das Areal geplant, sich dafür mit türkischen Kollegen ausgetauscht und den Garten schließlich angelegt. Rund vier Wochen waren sie damit beschäftigt. Yesilbas ist so begeistert vom Ergebnis, dass er alle vier nach Beyoglu eingeladen hat.
Beide Städte können sich in naher Zukunft also auch auf diesem Feld austauschen und voneinander lernen, was ganz im Sinne der Partnerschaft wäre. „Städtefreundschaften und -partnerschaften entwickeln dann ihren Beitrag zur Völkerverständigung, wenn sie nicht nur auf dem Papier stehen, sondern, wenn sie von Menschen gelebt und getragen werden“, sagt Oberbürgermeister Specht. Bei Mannheim und Beyoglu scheint das gut zu klappen.
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