Mannheim. Seit 100 Jahren gibt es Verkehrsampeln – aber in Mannheim hat es lange gedauert, bis sich die Erfindung durchsetzt. Dabei wollte die Quadratestadt Vorreiter sein mit ihrem „Individuellen Traffic-Automaten“, „Ita“ abgekürzt.
In Berlin wird am 15. Dezember 1924 die erste Verkehrsampel in Betrieb genommen. Von dem fünfeckigen Ampelturm am Potsdamer Platz, in dem aber ein Polizist steht und selbst Schalthebel umlegt und so die Lichter steuert, steht dort heute noch eine Nachbildung.
In Mannheim hielt man diese neuartigen Ampeln „nicht für die geeignete Lösung“, lässt die Stadtverwaltung laut „General-Anzeiger“ noch 1931 wissen. Lange setzt man darauf, dass an viel befahrenen Kreuzungen Polizisten den Verkehr regeln. Im Juni 1931 wird dann am Friedrichsring der neue „Individuelle Traffic-Automat“ aufgestellt, hergestellt von einer Firma im Schwarzwald. Durch einen schmalen Bodenkontakt, der 20 bis 40 Meter vor der Kreuzung in die Straße eingelassen ist, werden die rollenden Autos registriert. „Das Fahrzeug, das zuerst den Bodenkontakt berührt, schaltet für die eigene Fahrtrichtung grünes Licht ein“, wird der Automat erklärt. Die kreuzende Fahrbahn erhalte dann rotes Licht, werde aber „gewissermaßen vorgemerkt“ und erhalte nach Ablauf einer vorbestimmten Zeit freie Fahrt angezeigt.
Erste Ampeln in Mannheim: "Grüne Welle" für Autos
Um farbenblinden Fahrern „Sicherheit zu gewähren, fällt das grüne Licht aus einer runden Öffnung, dass rote aus einer viereckigen Öffnung“, heißt es im „General-Anzeiger“. Und in der Umschaltphase zwischen den Richtungen gibt es nicht nur gelbes, sondern sogar gelbes Blinklicht.
Allerdings setzt sich diese kompliziertere Technik nicht durch, sondern die einfache Ampel. In Mannheim indes wird das erste Exemplar erst im Herbst 1953 installiert. Zuvor wird lange diskutiert, denn es ist die Zeit, als man sich eine autogerechte Stadt wünscht. Daher sollen die Ampeln dem Durchgangsverkehr möglichst immer freie Fahrt ohne lange Unterbrechung gewähren.
„Grüne Welle“ lautet das Zauberwort. Zum Auftakt werden von der Stadt und der Firma Siemens daher gleich 75 Masten für Auto- und Fußgängerampeln in der Breiten Straße, rund um den Kurpfalzkreisel, am Marktplatz und am Paradeplatz errichtet. Dazu gibt es zwar eine umfassende Presseberichterstattung, aber keine Einweihungsfeier. Das animiert einen bis heute unbekannten Autofahrer dazu, an einen Mast einen „Jungfernkranz“ mit Dank für die dank der Ampeln verhinderten Unfälle zu hängen.
Heute gibt es in Mannheim nach Auskunft der Stadt rund 500 Lichtsignalanlagen, wie die Ampeln offiziell heißen. Seit Anfang der 1980er Jahre knüpft man an die alte Technik der „Ita“ an und verlegt in der Fahrbahn Induktionsschleifen, deren Detektoren den Autoverkehr sowie ankommende Stadtbahnen und Omnibusse an den zentralen Verkehrsleitrechner melden, der die Schaltungen in Sekundenbruchteilen so steuert, dass der Verkehr möglicht schnell fließt.
Überwacht wird das aus der Verkehrsleitzentrale, die in der Hauptfeuerwache (getrennt von der Feuerwehr-Leitstelle) angesiedelt ist. Dort arbeiten zwei oder drei Personen (je nach Schichtplan) von Montag bis Sonntag 24 Stunden im 3-Stunden-Schichtdienst, überwachen Ampeln und Fahrlachtunnel und greifen bei Störungen ein.
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