Pilotprojekt

Lesehund Ciel in der Mannheimer Stadtbibliothek Dalberghaus

Sie sollen Kinder zum Lesen motivieren: Die Lesehunde Ciel und Chella gehören zu einem Pilotprojekt im Bereich Leseförderung des Malteser Hilfsdienstes und der Stadtbibliothek. Wie sie die Besucherinnen für Bücher begeistern

Von 
Katja Geiler
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Hunde ausnahmsweise erlaubt! Die Lesehunde in der Stadtbibliothek sollen Kinder für Bücher begeistern © Katja Geiler

Mannheim. Eigentlich sind Hunde in der Stadtbibliothek verboten, doch für Ciel und Chella wird eine große Ausnahme gemacht, denn sie sind sogenannte Lesehunde, die Kinder zum Lesen motivieren sollen. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt im Bereich Leseförderung der Stadtbibliothek mit dem Malteser Hilfsdienst. Hier gibt es Besuchshunde für Kindergärten und Seniorenheime bereits seit zehn Jahren, die Lesehunde sind neu.

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„Das Projekt startet im neuen Schuljahr, jetzt hatten wir zwei Termine im Ferienprogramm, bei denen Kinder Kontakt zu Hunden haben konnten“, sagte Sylvia Bauer, Leiterin des Besuchsdiensts mit Hund. Ihre eigene Golden Retriever-Hündin Chella war an diesem Tag nicht dabei, dafür der Mischlingsrüde Ciel mit Besitzerin Heike Heinemann. „Ciel ist dreieinhalb Jahre alt und kommt aus dem Tierschutz in Rumänien. Er hat eine Malteser-Besuchshund-Ausbildung gemacht“, so Heinemann. Stefanie Bachstein, stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek, meinte: „Wir freuen uns sehr, dass wir als Stadtbibliothek durch die Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst nun auch in Mannheim ein solches Angebot verwirklichen können und heißen Ciel und Chella herzlich bei uns willkommen.“

Flauschige Begrüßung 

In einem Nebenraum der Bibliothek, in dem kein Publikumsverkehr herrscht, hatte der freundliche Ciel auf seiner Decke Platz genommen, neben ihm sein Wassernapf. Er war nicht angeleint und stand zwischendurch auf, schnüffelte umher und begrüßte Neuankömmlinge. Dabei wirkte er lebhaft, aber gelassen, der ideale Besuchshund. Vier Mädchen aus dritten und vierten Klassen waren zur Lesehunde - Stunde gekommen. Heinemann erzählte zur Einführung allgemein etwas über Hunde und speziell über die Besuchshunde: „Sie sind neugierig, mögen Leckerlies und lassen sich gerne streicheln.“ Im Anschluss konnten die Kinder aktiv werden und mit Heinemann ein Lesezeichen basteln, dabei ließ es sich wunderbar über Bücher plaudern. „Welche Bücher lest ihr denn?“, fragte Heinemann. „Lotta-Leben, das ist mein Lieblingsbuch,“ so eines der Mädchen. Genannt wurde auch „Die drei Ausrufezeichen“, eine Detektivserie im Stil der „Drei Fragezeichen“, allerdings mit Detektivinnen. Während die gebastelten Lesezeichen trockneten, machte Heinemann ein kurzes Rätsel, was Hunde mögen und was nicht. Dabei stellte sich heraus, dass die Kinder schon einiges wussten: „Nicht von hinten anschleichen, nur von vorne kommen. Und nicht anstarren!“

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Beim anschließenden Vorlesen – auch die Kinder lasen Abschnitte vor - ging es um eine Rätselgeschichte. „Man muss gut zuhören, aufpassen und am Ende miträtseln. Heute habe ich eine Geschichte mit einem Detektiv, der Wuff heißt und ein Hund ist. Ciel mag es, wenn man ihm vorliest, aber manchmal schläft er ein.“ In der Geschichte aus dem Buch der Leseraben-Reihe verschwindet Welli, der Wellensittich. An seinem Käfig klebt schwarzes Fell – war es die Katze? Diese Reihe in einfacher Sprache und mit vielen Bildern, nennt sich „Erstlesebücher“ und soll Kinder im Vorschulalter zum Lesen motivieren.

Kinder brauchen Unterstützung beim Lesen 

Die Kinder, die an der Lesehunde-Aktion teilnahmen, waren bereits in der Bücherwelt angekommen und brauchten keinen Motivationsschub mehr, doch insgesamt sieht es nicht gut aus. Laut der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) erreicht ein Viertel der Kinder der vierten Klasse nicht den international festgelegten Mindeststandard, der für das weitere erfolgreiche Lernen nötig wäre (Quelle: Deutsches Schulportal). „Lesen ist die Grundkompetenz, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, auch für Kinder mit Migrationshintergrund. Zuhause wird nicht mehr gelesen, die Kinder beschäftigen sich mit Tablets“, sagte Heinemann, die als Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg arbeitet und daher Erfahrung mitbringt. Welche Lebensmittel sind für Hunde geeignet? Auch diese Frage konnten die Kinder beantworten: „Wenn Hunde Nudeln essen dürfen, dann auch Reis, das ist fast dasselbe.“ Tabu sind Schokolade, Avocados, Tomaten und Weintrauben. Danach gab es eine Verabschiedungsrunde mit Streicheln, Tricks und Hundepfoten-High-Five. Welche Hunde können Besuchshunde werden? „Die Hunde müssen Kontakt zu Menschen mögen, sich streicheln lassen, gut hören und abrufbar sein. Sie dürfen lebhaft sein, sollten sich aber zwischendurch entspannen“, meinte Sylvia Bauer. Der Malteser Hilfsdienst sucht übrigens neue Lesehunde für die Fortführung des Projekts, denn nicht jeder Besuchshund ist für den Umgang mit Kindern geeignet, so wie der entspannte Ciel. 

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