Bei dem Auswahlverfahren der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) machte er als Wunschkandidat das Rennen: Sascha Gravius. Seit Juni leitet der 42-Jährige das Orthopädisch-Unfallchirurgische Zentrum. Gleichzeitig hat ihn die Medizinische Fakultät auf den Lehrstuhl seines Faches berufen. An diesem Freitag stellte sich der neue Chefarzt und Ordinarius vor.
Als erste deutsche Universitätsklinik vereinte die UMM Orthopädie und Unfallchirurgie: Nicht von ungefähr suchte sie als Nachfolger von Hanns-Peter Scharf (2000 bis März 2019) einen breit aufgestellten Mediziner mit operativer Erfahrung. Sascha Gravius ist Facharzt für beide Bereiche mit den Zusatzqualifikationen „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ und „Spezielle Unfallchirurgie“. Außerdem hat er ein Studium zum „Master of Health Business Administration“, also in Gesundheitsverwaltung, absolviert – was ihm als Klinikchef bei Managementaufgaben zugutekommen dürfte.
Jährlich werden in Deutschland mehr als 200 000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt. Aber nicht alle halten die üblichen 15 bis 20 Jahre. Mit den vielfältigen Gründen einer vorzeitigen Lockerung der Prothese und den Folgeproblemen bei Austauschoperationen beschäftigt sich Gravius schon seit vielen Jahren klinisch wie wissenschaftlich. 2013 habilitierte er sich mit einer tierexperimentellen Arbeit zu biologisch (mittels Stammzellen) aufgebautem Gewebeersatz, wenn Infektionen zu massiven Knochendefekten geführt haben. Seine Erkenntnisse wurden mit dem Themistocles-Gluck-Preis für Innovationen in der Endoprothetik ausgezeichnet.
Rückkehr in die Heimat
„Ich kehre ein bisschen in die Heimat zurück“: Bei seiner Vorstellung erläuterte Sascha Gravius, dass er etwa 70 Luftkilometer entfernt seine Kindheit verbrachte – in Unterjeckenbach (Landkreis Kusel). Nach Medizinstudium und Promotion in Mainz kam er nach mehreren Stationen 2007 an Orthopädie und Unfallchirurgie des Uniklinikums Bonn, wo er zuletzt als Geschäftsführender Oberarzt tätig war und ein Zentrum der der Maximalversorgung für Endoprothesen (Gelenkersatz) leitete. Im Februar wurde zum außerplanmäßigen Professor ernannt.
Das Einsetzen künstlicher Gelenke in Hüfte wie auch Knie und Schulter sieht der 42-Jährige auch an der UMM als einen seiner Schwerpunkte – einschließlich komplexer Revisionseingriffe samt individuell angefertigter Implantate. Gravius will Spezialgebiete mit Teams vertiefen. Ihm liegt auch die orthopädische Behandlung von Rheumapatienten mit Veränderungen im Skelettsystem am Herzen. Außerdem möchte er sowohl in der Notfallchirurgie als auch bei planbaren Eingriffen „die geriatrische Expertise ausbauen“ – weil nun mal alte und häufig mehrfach kranke Patienten speziell auf eine Operation samt Narkose vorbereitet werden sollten. Nicht nur in diesem Bereich, auch beim Versorgen von Schwerstverletzen, soll gezielt mit anderen Kliniken kooperiert werden.
Der 42-Jährige passe hervorragend in das Zukunftskonzept der Mannheimer Universitätsmedizin –das betonten bei der Pressekonferenz unisono die beiden Geschäftsführer Hans-Jürgen-Hennes und Freddy Bergmann wie Dekan Sergij Goerdt. Und jenseits der Medizin verriet Sascha Gravius, dass er und seine Familie – der dritte Sohn ist gerade unterwegs – bereits nach Mannheim umgezogen sind: in die Oststadt. „Von dort aus kann ich in die Klinik laufen.“
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