Pandemie - Thorsten Riehle und Ralf Heller organisieren im Capitol zwei „DankeSchön“-Konzerte für Menschen, die in der Pandemie „den Laden am Laufen gehalten haben“

Künstlerinnen und Künstler bedanken sich im Capitol bei Mannheims Corona-Helden

Von 
Sebastian Koch
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Ralf Heller (l.) und Thorsten Riehle. © Christoph Blüthner

Mannheim. Künstlerinnen und Künstler bedanken sich mit zwei Konzerten bei Mannheims Corona-Helferinnen und -Helfer. Thorsten Riehle und Ralf Heller erklären, was dahintersteckt - und ob die Pandemie in Mannheim vorbei ist.

Herr Riehle und Herr Heller, Sie wollen sich zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern bedanken. Warum und bei wem eigentlich?

Thorsten Riehle: Ralf Heller und ich hatten schon lange die Idee, uns bei den Menschen zu bedanken, die während der Pandemie viel haben arbeiten müssen und bei denen deshalb vieles, zum Beispiel im Privatleben, auf der Strecke geblieben ist. Wir haben deshalb im Winter schon eine Sondersendung von „Rockt zu Hause“ aufgenommen. Das war toll – soll aber das, was wir jetzt machen, nicht ersetzen. Wir planen zwei Konzertabende, die sich an all die richten, die den Laden am Laufen gehalten haben: die Mitarbeitenden der Kliniken, Pflege- und Altenheime, die Hilfsorganisatoren, die Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr, aber auch Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrer und Lehrerinnen.

Ralf Heller: Ich fand es ganz wichtig, dass Thorsten mich gefragt hat, wie wertgeschätzt wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitsbereich uns fühlen (lacht). Am Anfang war das Klatschen, das war ganz schön. Nach Jahrzehnten, in denen man uns eher als Kostenfaktor betracht hat, waren wir plötzlich wieder wer. Das Klatschen hat dann aber irgendwann aufgehört – von daher war die Frage richtig, ob die DankeSchön-Konzerte nicht in den falschen Hals kommen. In den letzten beiden Jahren ist viel passiert. Wenn man sich aber zum Beispiel den aktuellen Gesetzesentwurf für eine weitere Corona-Prämie im Pflegebereich anschaut, ist der zwar schön. Der Entwurf ist aber so ausgestaltet, dass nicht alle diese Prämie bekommen. Und auch unter denen, die sie bekommen, gibt es Unterschiede. Das ist schlecht. Deswegen ist es ein wichtiges Zeichen, sich auch mit solchen Abenden zu bedanken.

So komme ich an Karten

  • Die Kartenverteilung erfolgt hauptsächlich per Mail.
  • Tickets können unter karten@capitol-mannheim.de unter Angabe von Berufsgruppe und Einrichtung reserviert werden.
  • Es geht dabei um Mitarbeitende, die aktiv im Berufsleben stehen oder es während der Pandemie waren, sowohl Haupt- als auch Ehrenamtlich.
  • Mehr Informationen hier.

Es ist aber trotzdem Symbolpolitik.

Heller: Ich hatte mir von der Politik mehr erhofft. Bei der gesetzlichen Pflegepersonalregelung sind wir noch immer keinen Schritt weiter. Auch das Finanzierungs- und Wettbewerbssystem von Kliniken hat sich nicht verändert. Da waren die Erwartungshaltungen hoch. Die Krankenschwester, die schon vor der Pandemie jahrelang gebuckelt hat, erwartet mehr Personal. Das ist ein bundespolitisches Thema. Wir benötigen das, was uns zusteht. Von daher bin ich jetzt dankbar, dass wir zumindest auf diesem Weg „Danke“ sagen können – und dass 3000 Menschen die Sendung im Winter gesehen haben, zeigt ja, dass das ein Erfolg gewesen ist. Jetzt hoffen wir, dass wir an den beiden Abenden das Capitol voll bekommen.

Sind die Danke-Konzerte eine rein symbolische Veranstaltung – oder geht es auch um eine finanzielle Unterstützung der Gruppen?

Riehle: Tatsächlich geht es nur um Wertschätzung und nicht um Geldsammeln. Wir vergeben die Karten an genannte Gruppen kostenfrei. Für uns ist das ein finanzieller Aufwand, weil wir die Künstlerinnen und Künstler, die auftreten, auch bezahlen. Dabei unterstützen uns der Freundeskreis des Capitol, die Mannheimer Runde und die Bürgerstiftung. Insgesamt werden die Abende etwa 12 000 Euro kosten.

Herr Heller, Sie sind Betriebsratsvorsitzender des Uniklinikums: Wenn Sie sich bei den Protagonistinnen und Protagonisten der Pandemie bedanken – heißt das dann, dass die Pandemie vorbei ist? Wie ist die Situation auf den Stationen?

Heller: Die Situation ist seit drei, vier Wochen deutlich besser. Wir haben in Mannheim aktuell noch ein paar Intensivpatientinnen und Patienten. Allerdings haben wir immer noch wesentlich mehr Menschen auf den Normalstationen. Wir werden auf Dauer damit leben müssen, dass zwei, drei oder vier Infizierte auf Normalstation liegen und vielleicht einer oder zwei beatmet werden müssen – das ist für große Krankenhäuser Alltag. Bis wir auf diesem Stand sind, dauert es aber noch. Die Pandemie ist also natürlich noch nicht vorbei. Das muss man ganz klar sagen. Und wie die Situation im Herbst sein wird, wissen wir nicht. Wir müssen das im Blick behalten – auch wenn der entsetzliche Krieg momentan verständlicherweise alles überlagert. Wir dürfen nicht aufhören, uns zu schützen – sollten aber auch nicht zu schreckhaft und aktionistisch unterwegs sein.

Wer wird im Capitol „Danke!“ sagen, Herr Riehle?

Riehle: Für uns war es wichtig, dass wir einen Stilmix auf die Bühne bringen. Während „Rockt zu Hause“ haben wir gemerkt, dass je mehr wir mixen, desto interessanter wird es. Wir wollen an beiden Abenden bis zu 700 Menschen ins Capitol locken. Sascha Krebs, Sascha Kleinophorst, Christof Brill und Frank Schäffer bilden das Kernteam auf der Bühne. Dazu kommen Katja Friedenberg, das Kurpfälzer Kammerorchester, Marvin Merkhofer (nur am 1. Juni) und der, wie ich finde, momentan zurecht gehypte Gringo Mayer (am 2. Juni). Für die andere, die schrille und bunte Seite steht Céline Bouvier. Auch das gehört zum Leben dazu. Und ich freue mich, dass unsere Freunde aus Luxemburg kommen: Dream Catcher. Ihre Irish-Folk-Music haben wir während der „Rockt zu Hause“-Zeit kennengelernt. Da können die Leute mitgehen, das ist sozusagen für die Partystimmung gedacht. Wir haben also von der Klassik bis zu fröhlichen Momenten alles dabei.

Heller: Wenn ich noch etwas ergänzen darf.

Bitte.

Heller: Das ist mir wichtig: Unsere Geschäftsführung, und ich gehe davon aus, dass das in den anderen Kliniken auch so ist, hat sich natürlich bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in jeder Taskforce-Sitzung und in jeder Mail bedankt. Das sind Phasen im Leben, in denen man auch als Betriebsrat in die Situation kommt, sich bei seinen Kolleginnen und Kollegen zu bedanken. Normal arbeiten ja wir Betriebsräte für diese Menschen, in diesem Fall haben die aber auch für uns gearbeitet. Wir machen als Krankenpfleger alles möglich. Das ist manchmal fatal, weil wir zu wenig auf die Straße gehen und uns zu selten darstellen – wenn es brennt, arbeiten wir eben. Und deshalb muss man auch als Betriebsrat den Ärzten, den Krankenschwestern und -Pflegern oder den Reinigungskräften „Danke“ sagen und signalisieren: „Wahnsinn. Gut, dass ihr da seid.“

Sie hoffen an beiden Abenden auf bis zu 700 Menschen, Herr Riehle. Wie schaut es denn bei den „Danke“-Konzerten für die Corona-Helferinnen und Helfer mit dem Infektionsschutz aus?

Riehle: Neben jeder Gruppe von Menschen, die zusammensitzen möchte, ist ein Platz frei. Das System wollen wir bis Ende des Jahres durchziehen – Ralf hat ja bereits gesagt, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Ich kann aber beruhigen: Auch wir haben die Pandemie genutzt und eine neue Lüftungsanlage installiert. Insofern ist die Ansteckungsrate zwar nicht null Prozent, was man nicht garantieren kann, aber im Saal selbst ist die Sicherheit recht hoch. Im Foyer und auf den Laufwegen sollte man Maske tragen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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