Mannheim. Noch vor knapp einer Woche stand er auf der Bühne des Kulturhauses in Käfertal und rockte die Regenbogensitzung: Alexander Rohr. Jetzt ist der Künstler, der als Dolores von Cartier bekannt war, überraschend verstorben. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer, vor allem in sozialen Medien. Es gab Beileidsbekundungen aus dem In- und Ausland. Vor dem Café Klatsch, seiner Arbeitsstelle, wurden Blumen niedergelegt und Kerzen entzündet, sogar ein Kondolenzbuch liegt inzwischen dort.
Viele Zugaben beim letzten Auftritt
„So eine Anteilnahme gab es in der Szene noch nie“, ist aus dem Café Klatsch zu hören. Nicht verwunderlich, denn Dolores von Cartier war nicht nur Mitarbeiter, sondern auch als Travestiekünstler bei vielen Veranstaltungen gerngesehener Gast. Und wo Dolores auftrat, waren Stimmung und gute Laune garantiert. Unter anderem war er von Anfang an bei den Regenbogensitzungen der Löwenjäger mit dabei. Sein DJ Abfatze wird ebenso legendär bleiben wie das Dolores-Erkennungslied. Und niemand konnte den Meat-Loaf-Klassiker „Bat out of hell“ besser interpretieren als Dolores.
Du warst etwas ganz Besonderes und einer der richtig Guten!
Noch bei seinem letzten Auftritt war das Publikum aus dem Häuschen und wollte ihn gar nicht mehr von der Bühne lassen. Als ob man geahnt hätte, dass es sein letzter Auftritt sein sollte. Erst nach mehreren Zugaben verabschiedete sich Dolores mit den Worten: „Losst misch gehä, isch muss noch schaffe. Isch kumm jo nächschdes Johr widda.“ Weil das nun leider nicht mehr so sein wird, stand auf der Löwenjäger-Homepage: „Liebe Dolo, wir danken dir für all die wundervollen Momente, die du uns Löwenjägern und unserem Publikum bereitet hast. Wir Löwenjäger werden dich nie vergessen und unsere Regenbogensitzung wird nie mehr so sein, wie sie war. Aber ab sofort wird es die Sitzung unter Dolos Regenbogen sein.“
Doch hinter der Figur Dolores von Cartier steckte ein ganz besonderer Mensch - Alexander Rohr. Geboren im pfälzischen Haßloch hatte er schon früh den Bezug zur Gastronomie, denn sein Vater war Gastwirt. Der frühe Krebstod seiner Mutter hat wohl auch sein Leben geprägt. Langfristige Planungen waren nicht sein Ding, er lebte im Hier und Jetzt. Rohr wuchs als jüngstes von drei Geschwistern auf und kam schon früh nach Mannheim. Seit über 20 Jahren arbeitete Dolo, wie ihn seine Freunde nannten, im Café Klatsch und wurde dort zur Kultfigur - viele kamen extra wegen ihm ins Klatsch. Seine Auftritte hier sind legendär, das Singen war seine große Leidenschaft. In einem Interview zu seinem zehnjährigen Jubiläum äußerte Rohr den Wunsch, einmal mit einem großen Orchester vor großem Publikum aufzutreten. Das hat er nicht mehr geschafft.
Im Moment können sich viele, die ihn kannten und mit ihm gearbeitet haben, nicht vorstellen, wie es ohne ihn weitergehen soll. Zu Dolo, das hört man in fast allen Gesprächen über ihn, konnte man immer kommen, er wusste Rat. Ihn zum Freund zu haben, war vielen mehr wert als ein Sechser im Lotto. Durch seine sympathische und menschliche Art entstand sofort eine Verbindung, man musste ihn einfach in sein Herz schließen - und er tat es ebenso.
Gerade in der Szene war Alexander Rohr für viele ein Vorbild und eine zentrale Figur. Er hinterlässt eine große Lücke, nicht nur im Café Klatsch. Das äußert sich auch in den zahlreichen Posts in sozialen Medien. Dort nahm etwa auch der langjährige Capitol-Geschäftsführer, ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende und kommende Kulturbürgermeister der Stadt, Thorsten Riehle, Abschied. Vor allem Rohrs immer freundliche und herzliche Art, die er jedem entgegenbrachte, wird in vielen Beiträgen betont.
Jochen Braxmeier, derzeit Jochen I. Stadtprinz von Mannheim, erinnert sich beispielsweise daran, wie sehr sich Dolo für ihn gefreut habe, als er Stadtprinz wurde. „Ich verneige mich vor Dir und bin dankbar, dass ich so viele schöne Stunden mit Dir in geselliger Runde erleben durfte! Du hast immer jeden genauso genommen, wie er war - Man(n) konnte sein, wie man ist, ohne sich zu verstellen!“, so Jochen Braxmeier, den er immer „Moin Kerweborscht“ nannte.
„Er war ein Mannheimer Unikat“
Fabian Klenk schreibt auf seiner Seite von Pflege im Quadrat: „Die PIQ-Familie, allen voran mein Lebensgefährte Panajotis Neuert und ich, sind voller Schmerz und Trauer. Wir haben einen persönlichen Freund verloren. Es tut unendlich weh, aber die Erinnerungen an unzählige schöne Momente, die herzhaften Lacher, die guten Gespräche, die tollen Parties und etliche Veranstaltungen mit Dir haben uns heute auch zum Lächeln gebracht. Du warst etwas ganz Besonderes und einer der richtig Guten!“ Auch beim Prinzessinnenfrühstück am Sonntag wurde an ihn gedacht mit dem Lied „Ich liebe das Leben“ und dem Regenbogenlied, gesungen von Bernd Nauwartat und Jeanette Friedrich. Dazu Regenbogenprinzessin und Ex-Stadtprinzessin Sabine Klotz: „Dolo hatte ein großes Herz. Zuerst kamen die anderen und dann er! Wenn er was machte, dann mit vollem Herzen. Er war ein Mannheimer Unikat.“
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