Mannheim. Eine kaum bekleidete Frau liegt über der Schulter eines Weihnachtsmannes, nur nackte Haut und ein Teil ihres Slips sind zu sehen – kein Gesicht. Darunter leuchtet in roten Buchstaben: Frohe Weihnachten. Dieses Werbeplakat, das im Mannheimer Parkhaus N 2 zu sehen ist, findet „MM“-Leserin Gabriele Susemichel „absolut sexistisch“. Es stammt vom Erotik-Shop Erdbeermund, der unter anderem Filialen in Mannheim, Viernheim und Worms betreibt. „Ich bin entsetzt, dass eine solche Werbung im öffentlichen Raum heutzutage überhaupt noch möglich ist“, so Susemichel.
Auch Andrea Pfeil kritisiert die Werbung, die sie Anfang Dezember an der Ein- und der Ausfahrt des Parkhauses entdeckt hat: „Ich habe wirklich gedacht, es zieht mir die Schuhe aus.“ Daher habe sie sich am 7. Dezember per E-Mail an die Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH (MPB) gewandt, die als städtische Tochtergesellschaft für das Parkhaus zuständig ist, um ihre Kritik zu äußern und um Entfernung des Plakats zu bitten. „Aber es ist noch immer da.“
Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH will Vorgehen ändern
„Die Auswahl der Werbeinhalte unterliegt nicht der Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH“, erklärt MPB-Geschäftsführer Carsten Südmersen dazu auf Nachfrage dieser Redaktion. Dies sei Aufgabe einer externen Werbeagentur, die die Werbeflächen anmiete und Verträge mit einzelnen Partnern abschließe. Daher könne die MPB nicht „unmittelbar einzelne Werbeinhalte entfernen lassen“. Außerdem gebe es vertragliche Laufzeiten, die einzuhalten seien.
In Zukunft möchte die MPB jedoch anders vorgehen: „Die künftigen Plakate wird unsere Werbeagentur zusammen mit ihrem Kunden auf die kritisierten Inhalte noch stärker vorselektieren“, erklärt der Geschäftsführer. So wolle man weitere diskussionsfähige Inhalte vermeiden. „Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, um sexualisierte Werbung in den Parkobjekten der Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH zu unterbinden“, betont Südmersen.
Auch eine Sprecherin der Stadt Mannheim teilt auf Anfrage mit, „dass es für herabwürdigende, sexistische oder diskriminierende Werbung keinen Platz im öffentlichen Raum geben darf“. Dabei berufe man sich auf den Deutschen Werberat, eine Selbstkontrolleinrichtung der Werbewirtschaft. Dieser legt in seinem Werbekodex Regeln für ethisch vertretbare Werbung fest. Zudem prüft er Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, die Werbemaßnahmen kritisieren.
Werbung in Mannheim noch zu sehen
Die Werbeagentur habe sich ebenfalls an diesen Kodex zu halten, betont die Sprecherin. „Sollte der Deutsche Werberat eine Rüge für ein Werbemotiv aussprechen, werden die Mannheimer Parkhausbetriebe die gerügten Plakate von dem Werbeunternehmen selbstverständlich unverzüglich entfernen lassen.“
Am Dienstag, 9. Januar, war die Werbung noch zu sehen – sie werde jedoch in Kürze ausgetauscht, spätestens am Ende der zweiten Januarwoche, versichert Südmersen.
Die Firma Erdbeermund reagierte auf eine Anfrage dieser Redaktion über das Online-Kontaktformular bis Mittwochabend nicht.
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