Mannheim. Kehrtwende ja oder nein? Die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof gibt in Sachen Rheinhochwasserdamm Entwarnung und titelt in einer Mitteilung: „Der Kahlschlag ist vom Tisch“. Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe habe sein Planungsziel für die Sanierung des Rheindamms geändert – „und zwar grundlegend“.
So sähen die neuen Planungen vor, dass der Damm bestehen bleibe und durch tief ins Erdreich eingebrachte Spundwände so abgesichert werden, dass die Bevölkerung auch dann geschützt wäre, wenn ein Hochwasser den Damm komplett wegspülen sollte. Eine baumfreie Zone sei bei dieser Variante nicht erforderlich. Die BIG bezieht sich hierbei unter anderem auf Aussagen des Projektleiters im RP, Jens Teege, bei einem Termin mit Pressevertretern in Mannheim.
Geplant wird in Karlsruhe, genehmigt in Mannheim
Zur Erinnerung: Das Land Baden-Württemberg will in Mannheim ein vier Kilometer langes Stück Damm zwischen Grosskraftwerk und Lindenhof sanieren. Für die Ausführung ist das Regierungspräsidium zuständig, genaugenommen der dort angesiedelte Landesbetrieb Gewässer. Dass der Damm ertüchtigt werden muss, so die offizielle Formulierung, ist unstrittig, die Frage ist nur, wie genau das passieren soll. Dass womöglich tausende Bäume im Waldpark für einen neuen breiten Erdwall gefällt werden, bewegt seit Jahren viele Bürger. Eine Alternative wäre, eine durchgehende Spundwand in das bestehende Bauwerk einzubringen, eine Variante, die auch die Stadt Mannheim zuletzt befürwortet hat.
Allerdings hat nicht die Stadtverwaltung über das Projekt zu entscheiden, sondern die Untere Wasserbehörde, sie ist die Planfeststellungsbehörde, das heißt, die Karlsruher Behörde muss sich das Vorhaben von Mannheims Wasserbehörde genehmigen lassen. Die Wasserbehörde ist weisungsungebunden, sie kann aber „Hinweise“ entgegennehmen – und einen solchen Hinweis hatte ihr die Stadtverwaltung Anfang vergangenen Jahres gegeben, eben dem Regierungspräsidium doch nahezulegen, Alternativen zu prüfen.
Und das passiert seitdem, wie das RP auf Anfrage nun erneut betont: „Aktueller Stand ist, dass der Landesbetrieb Gewässer als ergänzende Variante prüft, ob sich für die gesamte Dammtrasse ein überströmungssicheres Bauwerk durch das Einbringen einer statisch selbsttragenden Spundwand in Verbindung mit einem Dammverteidigungsweg auf der Dammkrone herstellen lässt.“ Durch den Einbau einer statisch tragenden Spundwand könne das Risiko eines Versagens der Hochwasserschutzanlage weiter minimiert werden. Diese widerstandsfähige Bauweise würde insgesamt zu einer noch höheren Sicherheit führen, dies auch vor dem Hintergrund der besonderen Gefährdungslage in Mannheim.
Gutachter soll Baumbestand prüfen
Was das für die Bäume bedeutet? Hierzu teilt das RP mit: „Inwieweit diese Bauweise dann zu einem geringeren Eingriff in den Baumbestand führen würde, wird ebenso geprüft.“ Zu den Prüfungen, die bereits erfolgt sind, beziehungsweise, die jetzt anstehen, gehören Bodenerkundungen, Brunnenbohrungen, Pumpversuche und ein Baumgutachter, der nach Aussage des Regierungspräsidiums den Baumbestand entlang der Dammtrasse untersuchen soll, um zu beurteilen, welche Bäume erhalten werden können und welche in welchem Ausmaß beim Einbau der Spundwand an den Wurzeln und der Baumkrone geschädigt würden.
Die Initiative Waldpark Mannheim kommt vor diesem Hintergrund zu einer anderen Einschätzung als die BIG. „Die Aussage, der Kahlschlag sei vom Tisch, ist nicht haltbar“, betont Sabine Jinschek. Insbesondere viele Bäume auf dem Damm seien weiterhin von einer Abholzung bedroht. Ein Knackpunkt sei, dass die Karlsruher Behörde an einem Dammverteidigungsweg festhalte. „Einem breiten Weg auf der Dammkrone, auf dem 30-Tonner fahren können, würden unzählige Baumriesen sinnlos zum Opfer fallen“, ergänzt Michael Detmer von der Waldpark-Initiative. Dabei müsse eine stabile Spundwand aus Stahl – im Gegensatz zu einem Erddamm – erwiesenermaßen nicht mit Sandsäcken verteidigt werden.
Initiative Waldpark Mannheim weiter zurückhaltend
„Ganz abgesehen davon ist die Spundwandlösung längst nicht beschlossen“, erklärt Jinschek. Ob das RP die Spundwand-Variante tatsächlich plane, bleibe abzuwarten. Noch sei es dabei, diese zu prüfen. Und auch wenn die Behörde von bis zu 30 Meter breiten baumfreien Zonen vor und hinter dem Damm absehe: Die Baumreihen und -alleen auf dem Damm seien weiter in Gefahr. Deren Erhalt hänge auch entscheidend davon ab, ob die Spundwand in der Mitte des Damms, auf der Wasser- oder der Landseite eingebracht werde.
Die Bürgerinitiative BIG betont gleichwohl, allein die Tatsache, dass ein Baumgutachter vom RP in die Planung eingebunden sei, mit dem Ziel des größtmöglichen Baumerhalts, bedeute eine Kehrtwende. Sie verweist hier auch auf eine Antwort von Projektleiter Teege auf die Frage nach einer Chance des Machbaren: „Wir sind Ingenieure: Geht nicht, gibt’s nicht!“
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