Chemotherapien bald überstanden

Kleinem ukrainischen Jungen im Mannheimer Klinikum geht es besser

Der zweijährige Elai aus der Ukraine leidet unter einer besonders bösartigen Blutkrebs-Form. Nach vier Monaten im Mannheimer Klinikum hat er nun Aussicht auf eine baldige Entlassung.

Von 
Steffen Mack
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Der Leitende Oberarzt Matthias Dürken, Tante Olga (Mitte) und Mutter Olena bei Elai. Hinter dem Tropf hängt die Kette mit Mutmachperlen. © Steffen Mack

Eines ist gleichgeblieben. Wer zu Elai ins Zimmer will und nicht zur Familie gehört, muss Schutzkleidung tragen. Der Zweijährige habe einen multiresistenten Keim entwickelt, berichtet der Leitende Oberarzt Matthias Dürken, als er sich in der Eingangsschleuse Gummihandschuhe überstreift. Eine Folge der vielen Antibiotika, „aber das kriegen wir schon wieder in den Griff“.

Seit März wird der Junge aus der Ukraine im Mannheimer Klinikum behandelt. Beim ersten Besuch des „MM“ Anfang April hatte er auch noch Corona. Das Virus hatte sich die Familie auf der strapaziösen Reise eingefangen. Bei dem Kleinen dauerte die Infektion - so schwach, wie er war - drei Wochen. Er leidet unter myeloischer Leukämie, einer besonders bösartigen Blutkrebsform. Diagnostiziert ausgerechnet an seinem zweiten Geburtstag, kurz nachdem die russische Armee in seine Heimat einmarschiert war. Hätte man die Krankheit nicht entdeckt, wäre er nach Einschätzung von Dürken zwei Tage später gestorben.

Als Elai in Mannheim ankam, hatte er sich unterwegs durch Bakterien auch noch zwei offene Entzündungen an Hand und Fuß zugezogen. Er weinte viel, auch weil sie ihm in der Universitätsmedizin immer wieder neu eine Kathedernadel in den Hals stechen mussten. Mittlerweile hat er einen zentralen Katheder eingesetzt bekommen. Beim Besuch liegt er schlafend in seinem Bett. Es würde gänzlich entspannt wirken, wären da nicht die Schläuche in seinem Rücken sowie der Wundschorf auf der Hand. Und die bunte Perlenkette über seinem Bett. Eine solche bekommen von der Deutschen Leukämie-Stiftung alle Kinder auf der Krebsstation. Für jeden überstandenen Eingriff gibt es eine sogenannte Mutmachperle zum Einfädeln. Elais Kette ist in vier Monaten auf mehr als einen Meter angewachsen.

Schon vier Mal Chemotherapie

Laut Dürken haben sich die Leiden gelohnt. Vier von fünf Runden Chemotherapie habe Elai hinter sich, anders als anfangs vermutet sei anschließend nicht auch noch eine Knochenmarkstransplantation nötig. Nach seiner Entlassung bekomme er noch ein Jahr lang täglich eine Art Mini-Chemotherapie als Tablette und alle vier Wochen Spritzen. „Ich gehe davon aus, dass er dann wieder vollständig gesund sein wird“, sagt der Leitende Oberarzt. Elai sei nicht nur ein tapferer Junge, sondern auch „ein schlauer Kerl. Er versteht, dass wir hier ihm nichts Böses wollen“. Zudem klappe die Kooperation mit der Familie sehr gut.

Mutter Olena und Tante Olga (ihre Nachnamen sollen nicht genannt werden) sind auch an diesem Tag wieder bei dem Zweijährigen. Anfangs wechselte sich die Mutter rund um die Uhr mit dem Vater im Krankenhaus ab, musste nebenbei noch Milch für ihr jüngeren, damals fünf Monate alten Sohn abpumpen. Jetzt darf Elai immer wieder für ein paar Tage nach Hause, ehe die Schmerzen wieder zu groß werden. „Das tut der ganzen Familie gut, wenn er zwischendurch mal daheim ist“, sagt Dürken.

Jetzt mit eigener Wohnung

Anfangs waren die Eltern mit ihren insgesamt drei Kindern und der Oma bei der Tante untergebracht, die seit 20 Jahren in Deutschland und seit fünf in Mannheim lebt. Doch die Wohnung der Betriebswirtin war auf Dauer zu klein. Inzwischen hat die Familie ihres Bruders - auf Vermittlung einer Klinikum-Beschäftigten - in Brühl eine Bleibe gefunden. Und der Vater hat Aussicht auf eine Stelle als Programmierer.

Sobald es die Lage in der Ukraine erlaube, wollten sie in ihrer Heimatstadt Charkiw zurückkehren, sagt die Mutter. Sie fürchte allerdings, das werde noch einige Zeit dauern. Glück im Unglück für Elai: Wenn es dann nach Hause geht, ist er vielleicht schon wieder gesund.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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