Kirche

Katholiken feiern Fronleichnam in der Quadratestadt

Katholiken ziehen in großer Prozession durch die Quadratestadt und feiern auf dem Marktplatz

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Peter W. Ragge
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Dekan Karl Jung in der Fronleichnamsprozession. © Ruffler

Die Jesuitenkirche ist so überfüllt, dass Menschen bis vor die Tür stehen, und danach folgt eine beeindruckende Prozession durch die Quadrate zum Marktplatz – so feierten die Katholiken Fronleichnam. Und erstmals endete es nicht mit einer Prozession, sondern mündete in ein fröhliches Fest der Begegnung auf dem Marktplatz.

Fronleichnam – der Begriff stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „fron“ bedeutet „Herr“ und „lichnam“ meint den lebendigen Leib. Das Fest erinnert an das letzte Abendmahl von Jesus, der – durch Brot und Wein verehrt – für Katholiken in der Eucharistiefeier durch Leib und Blut gegenwärtig wird. „Sichtbares Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen ist das Brot – der Leib Christi“, erläutert der katholische Stadtdekan Karl Jung. Dieser werde an Fronleichnam aus der Kirche in die Gemeinden „und damit hinaus in den Alltag getragen“als öffentliches Bekenntnis des Glaubens: „Wir trauen uns mit unserem Glauben auf die Straße“, betont Jung.

Enzo Mariconda, bekannt vom „Blumenhaus am Theater“, bereitet dazu die Bühne. Mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern baut er sie morgens am Marktplatz auf, stellt Bänke, spannt Absperrungen, legt aus Blumen wunderschöne Bilder. Mit Pfirsischbäumen und Levkojen schmückt er die Bühne, streut davor tausende von bunten Rosenblättern.

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schu
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Michael Hofmann bildet mit dem Vortragekreuz die Spitze der Prozession. Chargierte der katholischen Studentenverbindungen, Fahnenträger, viele Vertreter der spanischen, polnischen, kroatischen, slowakischen und slowenischen Gemeinden in ihren wunderbaren Trachten, Erstkommunionkinder, Ministranten und Malteser folgen.

Unter dem Baldachin wechseln sich Dekan Jung und seinen Konzelebranten ab bei der Aufgabe, die Sonnenmonstranz zu tragen. Das Kunstwerk ist das Herzstück der Prozession. Ihre filigranen Strahlen umgeben – einer Sonne gleich – die Hostie. Das rund ein Meter hohe Sakralobjekt ist bereits 1694 von Johann Jakob Frings aus Gold, Silber, Perlen und Schmucksteinen geschaffen worden. Singend und betend begleiten es die Gläubigen auf dem Weg durch die Quadrate: „Laudate omnes gentes“ („Lobsingt und preist den Herrn) singen sie.

Auf dem Marktplatz treffen sich dann zur Musik von „Splendid Brass“ nicht nur die rund 1200 Menschen aus der Jesuitenkirche, auch aus der Neckarstadt und muttersprachlichen Gemeinden stoßen viele dazu. Daher sind Fürbitten in Spanisch, Polnisch, Slowakisch, Kroatisch oder Italienisch gehalten – so wie die Spezialitäten, die anschließend, nur gegen eine Spende, beim Fest aufgetischt werden. „Sie bereichern unsere Stadtkirche“, dankt Jung daher den muttersprachlichen Gemeinden für ihren Einsatz.

Aber in den Fürbitten wird zugleich deutlich, dass die Gläubigen die Krise ihrer Kirche nicht ausblenden. Gebetet wird, dass die Differenzen zwischen den Konfessionen überwunden und „die frohe Botschaft auf zeitgemäße Weise“ vermittelt werde. „Lasse uns nicht verzagen“, so eine Fürbitte, an Gott, „sondern motiviere uns, Dinge, die wir ändern wollen, mutig anzugehen“. So wendet sich eine Fürbitte „gegen Borniertheit und Ignoranz“ und für mehr Akzeptanz anderer sexueller Identitäten sowie vielfältiger Lebensweisen.

Redaktion Chefreporter

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