Katholiken

Jesuitenkirche in Mannheim: Liebevolles Lästern über die Kirche

Im Ignatius-Saal der Jesuitenkirche in Mannheim war die Kirchenkabarettistin Ulrike Böhmer zu Gast. Die taffe Frau aus dem Ruhrgebiet kam hervorragend an.

Von 
Peter W. Ragge
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Freche Sätze über übertriebene Frömmelei: Kirchenkabarettistin Ulrike Böhmer gastierte in Mannheim. © Thomas Tröster

Mannheim. Einmal auf der Kanzel der Jesuitenkirche stehen und predigen - das wäre ihr Traum, gesteht Ulrike Böhmer. Zwar ist sie ausgebildete Gemeindereferentin, aber als Frau lassen die Katholiken sie natürlich kein Hochamt feiern. Ein Hochamt ganz anderer Art, mit mehrminütigem donnerndem Applaus belohnt, hat sie nun aber doch gefeiert. Als Kirchenkabarettistin ist sie im vollbesetzten Ignatius-Saal neben der Jesuitenkirche prima angekommen.

Eigentlich sollte sie im Ökumenischen Bildungszentrum sanctclara in B 5 auftreten. Aber der Andrang zu der Gemeinschaftsveranstaltung von sanctclara und der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) war so groß, dass nur eine Verlegung in einen größeren Saal, den das Dekanat zur Verfügung stellte, half. „Großartig“ und „wunderbar“ fand das Petra Heilig vom Leitungsteam von sanctclara: „Es zeigt, dass die Leute derzeit Lachen und Humor brauchen können“, so Heilig. „Und manchmal kann man die Kirche ja auch nur mit ganz viel Humor ertragen“, ergänzte kfd-Dekenatsvorsitzende Heidrun Back, warum die beiden Veranstalter die Theologin aus Iserlohn eingeladen haben.

„Erna Schabiewsky“ spricht über Themen und Probleme von Frauen in der Kirche

Zuletzt war sie beim Deutschen Katholikentag 2012 in Mannheim. Dessen Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“ steht noch an der Wand des Ignatius-Saals. Aber dass das mit dem Aufbruch bei den Katholiken nicht so gut geklappt hat, das lässt Ulrike Böhmer nicht nur durchblicken, das spricht die Frau aus Iserlohn offen an: „Die Leute treten aus - ich war auch schon öfter davor“, gibt sie zu. Zumindest hat sie 1999 den Dienst als Gemeindereferentin quittiert, weil sie genug hatte, dass Frauen von den Sakramenten ausgeschlossen sind, dass ihr Einsatz für die Kirche nicht gewürdigt, ja nicht einmal gesehen wird. Auch kfd-Vorsitzende war sie mal in ihrer Heimat, und sie weiß, „dass Frauen immer am Kämpfen sind in der Kirche“.

Lange arbeitete sie lieber als Schulsozialarbeiterin, inzwischen ist sie als Kabarettistin sehr gefragt. Ihre Bühnenfigur heißt „Erna Schabiewsky“ , über die sie die Themen und Probleme von Frauen in der Kirche anspricht. Da verkörpert sie eine taffe Ruhrgebietsfrau in herrlichem Dialekt mit schlagfertigem Mutterwitz, in der sich auch sehr viele Kurpfälzerinnen und Kurpfälzer sofort wiedererkennen. In dieser Rolle ist sie die Frau, die neben, vor und hinter dem Pfarrer steht (wenn es denn überhaupt einen gibt ...), die immer da ist, die alle Arbeit macht, aber die sich eben auch so ihre Gedanken über all die Probleme macht.

Böhmer spricht Publikum aus dem Herzen

Und auch wenn sie aus dem Bistum Paderborn kommt - die Probleme sind immer gleich. Wenn sie Gemeinde-Zusammenlegungen auf die Schippe nimmt, heruntergekühlte Kirchen glossiert oder die „Immobilienstrategie“ der Diözesen und damit verbundene Kirchen- und Gemeindehausschließungen kritisiert - dann spricht sie ihrem Publikum hörbar aus dem Herzen. Herrlich, wie sie schildert, dass sich ein paar Frauen - unabsichtlich - in einer zur Schließung bestimmten Kirche festkleben. Aber nicht nur die Kirchen-Oberen oder übertriebene Frömmelei nimmt sie aufs Korn, auch die Eigenheiten von Gemeindemitgliedern - frech, aber immer so liebevoll lästernd, dass man spürt, dass sie die Institution Kirche zwar kritisiert, aber doch auch schätzt.

Redaktion Chefreporter

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