Mannheim. Es ist wieder eine unfassbare Welle. Wer aktuell niemanden mit Corona kennt, lebt entweder in sozialer Isolation oder in einem Umfeld mit großem Glück. Das zeigt sich auch bei einem Blick auf die Gesamtzahl der Infizierten. In den beiden ersten Jahren der Pandemie wurden in Mannheim zusammen rund 30 000 Fälle erfasst. Von Januar bis jetzt sind schon fast 100 000 hinzukommen, im Jahresschnitt also fast das Siebenfache. Auf Bundesebene ist es sogar etwa das Achtfache.
Der gewaltige Anstieg liegt mit hoher Sicherheit allein an den Omikron-Varianten. Mit ihnen sind die Krankheitsverläufe in der Regel weniger schwer, aber man steckt sich leichter und häufiger an. Das gilt auch für Geimpfte und sogar zwei Mal Geboosterte, bei denen die Symptome jedoch normalerweise deutlich geringer ausfallen.
Gesundheitsamtchef geht von drei Mal höherer Dunkelziffer aus
Deutschlandweit sind jetzt mehr als 35 Millionen Covid-Fälle amtlich erfasst, in Mannheim knapp 130 000. Weil das allerdings nur die per PCR-Test bestätigten sind, dürfte die Dunkelziffer noch sehr viel höher liegen. Mit den deutlich gelockerten Quarantäne-Regeln bleiben viele Menschen mit leichten Beschwerden, die auf Corona hindeuten könnten, einfach fünf Tage daheim. Danach dürfen sie auch ohne Test wieder raus, sofern sie 48 Stunden symptomfrei sind. Die Betreffenden fließen in keine Statistik ein. Insofern geht der Mannheimer Gesundheitschef Peter Schäfer davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infizieren hier drei Mal höher ist als die offizielle. Somit handelt es mittlerweile um eine erhebliche Durchseuchung der Gesellschaft.
Darunter leiden derzeit besonders die Unternehmen. Überall haben Corona-bedingte Ausfälle beim Personal deutlich zugenommen. Mitunter bekommen das direkt die Bürger zu spüren: So hat die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft am Freitag angekündigt, ihr Angebot an Bahnen und Bussen in Mannheim wie Ludwigshafen vorübergehend reduzieren zu müssen. Verstärkt wird das Problem noch durch jahreszeitliche Atemwegserkrankungen, von denen aktuell ebenfalls einige rumgehen. Diverse Festivitäten auf engem Raum, wie zuletzt bei den Kerwen in Feudenheim und Seckenheim, könnten da ihr Übriges tun. In München hatte sich die Sieben-Tage-Inzidenz nach dem Oktoberfest schnell vervierfacht.
In Mannheim dagegen ist sie immerhin in den letzten Tagen wieder gesunken. Doch die Zahl der Patienten mit Covid in den Krankenhäusern hat sich im Vergleich zur Vorwoche von insgesamt 92 auf 130 erhöht. Davon müssen jetzt zwölf intensivmedizinisch behandelt werden, zuvor waren es sieben.
Zusätzlich belastet werden auch die Krankenhäuser durch Personalausfälle. Im Klinikum gab es in den ersten beiden Pandemie-Jahren jeweils rund 400 Infizierte, dieses Jahr sind es bereits mehr als 3000. Das entspricht dem gesamtgesellschaftlichen Bild, wobei hier noch sehr viel mehr getestet wird. In der Universitätsmedizin verteilten sich die Fälle gleichmäßig über Berufsgruppen und Bereiche, so Alexandra Heininger, Leiterin der Krankenhaus-Hygiene. „Das spricht dafür, dass die Infektionen nicht im Umgang mit Covid-erkrankten Patienten entstehen.“ Einen guten Schutz böten unverändert FFP2-Masken. Darauf verweist auch Nina Luschnat, Sprecherin von Theresien und Diako. In den christlichen Häusern haben Corona-Fälle in der Belegschaft ebenfalls stark zugenommen. Die Mannheimer Krankenhäuser beteuern aber, das noch kompensieren zu können.
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