Ausstellung

In den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen sind die Saurier los

„Saurier – Faszination Urzeit“, heißt die neue Sonderausstellung der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, die am Sonntag beginnt. Wir geben einen Einblick, was es zu entdecken gibt.

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Anhand zahlreicher versteinerter Lebensreste, Skelette, lebensechter Rekonstruktionen und Präparate gewährt die Ausstellung einen besonderen Einblick in die Zeit der Saurier. © Christoph Blüthner

Mannheim. Bald kann sie losgehen, die lange Reise in die Vergangenheit: Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen (rem) zeigen ab Sonntag, 12. Oktober, im Museum Weltkulturen in D5 die Sonderausstellung „Saurier – Faszination Urzeit“. Dabei sind auf gut 1000 Quadratmeter mehr als 200 Objekte zu sehen.

Bei Wilfried Rosendahl, Generaldirektor der rem und Kurator der Ausstellung, ist im Gespräch mit dieser Redaktion die Begeisterung und Vorfreude auf die Eröffnung förmlich zu spüren. „Saurier ziehen immer“, sagt er. Das verrate schon ein Blick in die Medien. Es vergehe kaum eine Woche, so Rosendahl, in der nicht eine neue Saurier-Nachricht aufploppe.

Reiss-Engelhorn-Museen

Das erste Saurierfossil der Welt kehrt nach Mannheim zurück

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Aus eigenem Interesse haben Rosendahl und sein Team die Ausstellung aber nicht auf die Beine gestellt. „Sie ist ein Bürgerwunsch gewesen“, verrät er. Die Museumspädagogen seien häufig auf eine solche Ausstellung angesprochen worden. Nun haben die rem den Wunsch in die Tat umgesetzt. Ausstellungsstücke aus aller Welt sind genauso zu sehen wie Objekte aus der Region. „Wir zeigen neue, spektakuläre Ursaurier-Funde aus der Pfalz. Und wir zeigen kaum bekannte Funde aus dem Odenwald. Und natürlich auch die große weite Welt der Saurier, beispielsweise den Triceratops oder T-Rex“, erläutert Rosendahl.

Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen: Auf den Spuren der Saurier

Eingebettet ist die Ausstellung in einem Rundgang, der mit der Erdentstehung anfängt und im Hier und Jetzt endet. 4,6 Milliarden Jahre umfasse der Zeitraum, der zum besseren Zeitverständnis in eine Schulwoche eines Kindes umgerechnet ist. „Am Montag, 8.40 Uhr entsteht die Erde, am Freitag, gegen 6 Uhr das erste sichtbare Leben und am Freitagabend droht der Asteroideneinschlag sowie der Untergang der großen Dinosaurier“, veranschaulicht Rosendahl.

Wilfried Rosendahl, Kurator der Ausstellung und rem-Generaldirektor, führt durch die Schau. © Christoph Blüthner

Am Beginn der Ausstellung gibt es einen Blick „auf eine der ältesten Lebensspuren der Welt mit einem Alter von 3,5 Milliarden Jahren“, wie Rosendahl sagt. Nach einer kurzen Einführung durch die verschiedenen Erdzeitalter geht der Rundgang im Karbonzeitalter so richtig los. Hier treffen die Besucher unter anderem auf die älteste Saurierspur Deutschlands. „Die ist 320 Millionen Jahre. Entdeckt von Spaziergängern bei einem Steinbruch in Bochum“, weiß Rosendahl zu berichten. Bei 300 Millionen Jahren gibt es die „spektakulären Originalfunde“ aus der Pfalz zu sehen.

Weiter führt der Weg in die Triaszeit, in der vor 235 Millionen die ersten Dinosaurier auftauchten. „Alle Dinosaurier waren Saurier, aber nicht alle Saurier waren Dinosaurier. Die Dinos sind eine eigene Gruppe der Saurier“, erklärt Rosendahl hierzu. Angekommen im Jurazeitalter treffen die Besucher auf die Sauriergeschichte in Mannheim und somit auf den von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie München ausgeliehenen versteinerte Skelett eines Flugsauriers.

Flugsaurier ist nach mehr als 200 Jahren zurück in Mannheim

Die 148 Millionen Jahre alte Versteinerung, die im 18. Jahrhundert bei Eichstätt gefunden wurde, gelangte um 1780 in das Naturalienkabinett von Kurfürst Carl Theodor im Ostflügel des Schlosses. Es war der erste erkannte Flugsaurier der Welt. 1801 hatte es der französische Anatom Georges Cuvier als fliegendes Reptil eingeordnet. „Das war der Beginn der Flugsaurierforschung“, macht Rosendahl die Bedeutsamkeit des Ausstellungsstücks deutlich, das nach mehr als 200 Jahren nun zurück in Mannheim ist.

Triceratops horridus (Jungtierrekonstruktion), Torosaurus (Schädelabguss) und Protoceratops (Jungtierrekonstruktion). © Christoph Blüthner

In der Kreidezeit geht es langsam dem Ende entgegen. Hier warten nicht nur Dino-Eier oder versteinerte Exkremente auf die Besucher, sondern auch Triceratops und Tyrannosaurus Rex. Und dann sieht man auch schon Vögel. Eine Besonderheit ist der Sternenstaub, der die Besucher zu sehen bekommen. „Es ist der Rest, der in die Atmosphäre geschleudert wurde, als der Asteroid den Untergang der Dinosaurier hervorgerufen hat“, sagt Rosendahl.

„Saurier – Faszination Urzeit“

  • Die rem-Sonderausstellung „SaurierFaszination Urzeit“ ist vom 12. Oktober bis 2. August 202 6 im Museum Weltkulturen in D5 zu sehen.
  • Eintritt: Erwachsene zahlen 11,50 Euro, Kinder und Jugendliche von vier bis 18 Jahren 4,50 Euro.
  • Der Rundgang ist inklusiv . So gibt es Anfassstationen mit Profil- und Brailleschrift für Sehbehinderte oder herunter fahrbare Tische für Menschen im Rollstuhl.
  • Das Begleitprogramm lässt sich online auf kalender.rem-mannheim.de abrufen.
  • Weitere Infos: rem-mannheim.de

Den Einschlag des Asteroiden vor 66 Millionen Jahren wird in einem Bohrkern gezeigt. Lauter Vögel sind zu sehen. Dass die hier im Mittelpunkt stehen, hat übrigens einen einfachen Grund. „Damals waren schon alle Vogelgruppen vorhanden“, erklärt Rosendahl und berichtet: „Nach neuesten Erkenntnissen sind Dinosaurier gar nicht ausgestorben. Denn die Vögel sind fortgesetzt Dinosaurier. Das heißt, die Dinos haben überlebt, als Tiere, die wir aus unserem Garten kennen.“

Schließlich kommen die Besucher in den letzten Abschnitt der Schau. Sie sind quasi im Heute angekommen. Ein großes Zimmer ist eingerichtet mit allerlei Saurier-Merchandising. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Rosendahl und nennt es „ein großes 3D-Wimmelbild.“

Umfangreiches Begleitprogramm und Faltkarte runden Ausstellung ab

Viel zu entdecken gibt es bei der Ausstellung also. Kurator Rosendahl ist jedenfalls zufrieden mit dem Ergebnis. Er spricht von einem „Augen- und Wissensschmaus“ sowie einer „tollen Atmosphäre“. Abgerundet wird das durch ein umfangreiches Begleitprogramm wie unter anderem Familienführungen, einem Halloween-Special oder der Jurassic-Night. Auch werden ein Symposium und eine Lesung angeboten. Ergänzend zur Ausstellung und dem Begleitprogramm gibt es auch eine kostenlose Faltkarte, die zum Entdecken der Saurierwelt in der Region einlädt.

„Wir wollen Begeisterung und Schaulust wecken“, sagt Rosendahl. Und auch Emotionen könne sie auslösen. „Vieles weiß die Wissenschaft, aber vieles ist auch noch im Verborgenen. Ich glaube, das ist so ein Teil der Saurierfaszination“, sagt der rem-Generaldirektor. Die Besucher können sich nach der Eröffnung am Sonntag noch bis zum 2. August 2026 selbst ein Bild davon machen.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke