Automatische Systeme

Immer mehr Selbstzahler-Kassen auch in Mannheimer Supermärkten

Um Schlangen zu verhindern, setzen Einkaufsmärkte zunehmend auf Selbstzahler-Kassen. In Mannheim gibt es etwa auf der Vogelstang auch mobile Scanner. Wie das bei Kunden ankommt

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Steffen Mack
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Virginia Jahnel (r.) hilft Jürgen Schneider beim Scannen. Links Hans-Peter Hausmanns und Julia Hoffmann. © Steffen Mack

Mannheim. Vor dem Eingang des Supermarkts stehen zwei Regale voller Geräte im Handy-Format. „Selbst scannen und Zeit sparen!“, wird darauf geworben. Früher war hier auf der Mannheimer Vogelstang ein Real-Markt, da konnte man seine Waren auch schon an einer automatischen Kasse bezahlen.

Als voriges Jahr die Globus-Kette einzog, weitete sie das System aus. Das sei mittlerweile in all ihren Märkten Standard, sagt Filialleiter Ralf Rassillier. Hier nutzten es bereits zehn bis 20 Prozent der Kunden.

Wie es genau funktioniert, führt beim Treffen mit dem „Mannheimer Morgen“ seine Kollegin Claudia Korb vor. Zunächst hält sie eine Kundenkarte ans schwarze Zugangsfeld. „Das geht auch mit dem Handy, wenn Sie die Globus-App haben.“ Dann blinkt eines der Scann-Geräte im Regal grün auf, Korb zieht es heraus.

Selbstzahler-Kassen: Einkaufssumme immer im Blick

Im Markt ganz vorn liegen Lebkuchen, offenbar im September schon sehr gefragt. Korb nimmt eine Packung und scannt den Barcode. Auf dem Display leuchtet der Preis auf, 2,99 Euro. „Falls Sie die nachher doch nicht wollen, können Sie die so auch leicht wieder löschen“, erklärt die Markt-Mitarbeiterin.

Falls Sie die nachher doch nicht wollen, können Sie die so auch leicht wieder löschen

Dann holt sie aus einem Kühlregal daneben einen Becher Schmand für 99 Cent. Ihr Chef Rassillier empfiehlt dazu einen Weißwein im Sonderangebot. Jetzt sind wir insgesamt bei 8,97 Euro. „So sehen Sie schon beim Einkaufen, wenn Ihr Budget mal überschritten ist“, sagt Korb.

Dann führt sie noch zwei Besonderheiten vor: Bei Getränkekästen findet sich der Barcode oben an einem Schild, ebenso beim Automaten zum Ananas-Schneiden. An den Selbstzahlkassen geht es jetzt schnell. Man hält den Scanner hin, bezahlt und bekommt den Kassenzettel ausgedruckt, mit dem sich die Ausgangstür öffnen lässt.

Edeka, Aldi und Co. setzen auf Selbstscanner

Auch andere Supermarktketten setzen verstärkt auf automatische Systeme. So teilt die Edeka-Gruppe, zu der etwa auch Marktkauf gehört, auf Anfrage mit: „Self-Scanning-Kassen werden in immer mehr Märkten im Südwesten als Ergänzung zu klassischen Kassen angeboten.“ Die schnellere Alternative werde von Kunden besonders zu stark frequentierten Zeiten geschätzt. So könnten sie auch Treuepunkte sammeln und Coupons einlösen.

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Aldi-Süd setzt ebenfalls zunehmend auf ergänzende Selbstzahler-Kassen, vor allem in Großstädten. Damit ließen sich Schlangen beim Bezahlen umgehen, so der Konzern. „Das erste Feedback aus den Pilotfilialen ist sehr positiv.“

Die Rewe-Gruppe liefert auch konkrete Zahlen. Von bundesweit 3700 Rewe-Filialen seien bereits 460 mit Selbstbedienungskassen ausgestattet, ebenso 230 von 2150 Penny-Märkten. Und in vier Geschäften in Köln, Berlin und München werde gerade ein System getestet, bei dem sogar das Scannen entfalle. Mit einer „Pick&Go App“ auf dem Smartphone würden gekaufte Warten automatisch erkannt und abgerechnet.

Mitarbeiter trotz Selbstbedienungskassen gefragt

Möbelhäuser und Baumärkte bieten ebenfalls Selbstzahlen an. Man orientierte sich da an den Bedürfnissen der Kunden, so die Mannheimer Bauhaus-Zentrale. Zu Sicherheitsvorkehrungen sowie zu Einsparungen beim Kassenpersonal - manche meinen, die seien weitaus größer als Verluste durch Schummeln beim Selbst-Scannen - hält man sich wie bei den anderen Ketten sehr bedeckt. Verwiesen wird indes von allen darauf, dass auch neben automatischen Kassen noch Mitarbeiter stehen müssten.

Im Globus auf der Vogelstang macht das Virginia Jahnel. Ihre Aufgabe ist es auch, manche Einkäufe stichprobenartig zu überprüfen. Per Zufallsgenerator automatisch ausgewählte Kunden bekommen vor dem Bezahlen dann angezeigt, dass einige Waren zur Kontrolle ein weiteres Mal gescannt werden müssen.

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Die Zahl der Fehler sei jedoch „verschwindend gering“, sagt Jahnel. Und jemand mit krimineller Energie sei ihr noch nie begegnet. Dass mal etwas übersehen oder falsch verbucht werde, passiere ja auch an herkömmlichen Kassen.

Jahnels Aufpasserrolle tut ihrer Beliebtheit offensichtlich auch keinen Abbruch. „Des is die beschde Mitarbeiterin hier!“, ruft ein Kunde, als er sie im Gespräch mit dem „MM“ sieht. Kurz danach fällt ihr eine Kundin mit Sohn, gerade aus dem Urlaub zurück, sogar um den Hals.

Das dürfte auch an Jahnels Hauptaufgabe liegen, die sie mit großer Geduld erfüllt: Kunden ohne mobile Scanner an den automatischen Kassen bei der Eingabe zu helfen. Obst und Gemüse etwa haben als Einzelstücke keinen Barcode. Für sie muss man auf Schautafeln nachschlagen.

Selbstscanner-Kassen: Technik kann Streiche spielen

Manchen spielt auch die Technik einen Streich, oder umgekehrt. „Jetzt haben wir wieder etwas versemmelt“, ruft Julia Hoffmann. Sie sagt, so ganz sei nicht von den Selbstzahlerkassen überzeugt. Hans-Peter Hausmanns ist das aber schon. „Ich finde das sehr praktisch“, andere Länder seien da ja schon viel weiter.

Auch gebe es bessere Systeme als das in diesem Markt. So lasse sich der Rucola in seiner knittrigen Folie nicht scannen. Aber auch hier kann Jahnel schnell helfen. Ebenso ihrem Stammkunden Jürgen Schneider, der freudig mit ihr fürs Foto posiert.

Wird es in Zukunft überhaupt noch herkömmliche Kassen geben? Von den großen Ketten - bis auf die Lidl-Gruppe haben alle auf „MM“-Anfrage geantwortet - wird das einhellig bejaht. Das tut auch Filialleiter Rassillier. „Aber letztlich entscheiden darüber die Kunden.“ Die Märkte richteten sich da schlicht nach der Nachfrage.

Dass vor allem Jüngere selbst scannen, sei indes ein Irrglaube, sagt Claudia Korb. „Das geht quer durch die Altersgruppen.“ Aber natürlich gebe es auch immer Menschen, denen ein Schwätzchen mit der Mitarbeiterin an der Kasse sehr wichtig sei. Wobei das für die Selbstzahler hier auch mit Virginia Jahnel beeindruckend gut funktioniert.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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