Serie - Beckenboden-Spezialistin Angela Heller ist auch mit 80 Jahren eine gefragte Fortbildungsreferentin / Jubiläum im neuen Jahr

Ihr Buch gibt’s demnächst auf Koreanisch

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Mannheim. 2018 bedeutet für Angela Heller ein Jahr, das Jubiläen bringt – und ein nachträgliches Geschenk zu ihrem 80. Geburtstag. Die nach wie vor gefragte Fachfrau für Beckenboden und ganzheitliche Geburtsvorbereitung hat 1958, und damit vor sechs Jahrzehnten, ihr Examen als Physiotherapeutin abgelegt. Und jene Gymnastikgruppe, die sie einst für werdende und junge Mamas gründete, feiert Mitte Januar 50-jähriges Bestehen mit Frauen, die von Anfang an dabei sind. Besonders freut die Fachbuchautorin, dass ihr 435-Seiten-Werk über „Wochenbett und Rückbildung“ ins Koreanische übersetzt wird. Deshalb möchte sie im Sommer noch einmal als Fortbildungsreferentin in das südostasiatische Land reisen.

Zum Gespräch hat Angela Heller ein Album von ihren im September in Incheon angebotenen (und ausgebuchten) Lehrgängen mitgebracht. Wer die Fotos der konzentriert wirkenden Physiotherapeuten - Frauen wie Männer - auf Matten und Petziball betrachtet, käme nie und nimmer auf die Idee, dass die (an der Seite eines Dolmetschers) mit Händen und Füßen erklärende Kursleiterin bereits ihr achtes Lebensjahrzehnt vollendet hat.

Kontakt bis nach Fernost

„Die bei uns selbstverständliche Geburtsvorbereitung ist in Korea Neuland“, erzählt die aus Leipzig stammende Wahl-Mannheimerin. Obendrein seien der weibliche wie männliche Beckenboden „tabuisiert“ – auch damit zusammenhängende medizinische Probleme wie Dysfunktionen. Dies will Jame H. Baek, koreanischer Professor für manuelle Therapie, ändern. Dass Angela Heller als Expertin des Muskelgleichgewichtes zwischen Bauch und Beckenboden gilt, hatte sich bis nach Asien herumgesprochen. 2003 lud Baek die Spezialistin eines umfassenden Konzeptes zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur nach dem Wochenbett erstmals in seine Fortbildungsakademie ein.

Fachlich erlebte die erfahrenen Gastreferentin, die auch in Österreich und der Schweiz unterrichtet, so manch eine Überraschung. Erstaunt hat sie, dass im modernen Korea das Berufsbild der Hebamme so gut wie unbekannt ist, Mutter und Neugeborenes nach der Geburt getrennt werden, sich aber gleichwohl Überlieferungen erhalten haben. Angela Heller erfuhr, dass Wöchnerinnen selbst bei großer Hitze bis zu vier Wochen in vorgewärmte Tücher gepackt werden - weil ein alter Glaube besagt, dass Frauen, die ihre Haut nach der Entbindung der Luft aussetzen, später von Rheuma heimgesucht würden. Hingegen löste im koreanischen Kollegenkreis Verblüffung aus, dass europäische Wöchnerinnen möglichst schnell mobilisiert werden, um einer Thrombose vorzubeugen.

Seit 2003 ist Angela Heller fünf Mal in jenes ferne Land geflogen, das sie fasziniert – „nur mit dem Essen tue ich mich schwer“. Ihren Beruf empfindet die spezialisierte Physiotherapeutin als Berufung. Als sie vor Jahrzehnten in einem Kreißsaal des Mannheimer Uni-Klinikums eine Gymnastikmatte für Gebärende ausbreitete- da galt dies als kleine Sensation.

Wer die agile wie empathische Angela Heller erlebt, wundert sich nicht, dass ihr die Teilnehmerinnen einer im Januar 1968 gegründeten Gymnastikgruppe für werdende und junge Mütter ein halbes Jahrhundert die Treue gehalten haben – zwei sogar bis jenseits des 90. Geburtstages. Vier der Frauen sind seit der ersten Stunde, zehn weitere fast von Anfang an dabei. Längst verbinden über die Gymnastik hinaus gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge und Benefizprojekte. Angela Heller: „Für mich ein menschlich wertvoller Zusammenhalt.“

Und der Termin für ihre sechste Korea-Reise als Fortbildungsreferentin steht bereits fest – kurz nach ihrem 81. Geburtstag im August.

Vielgefragte Fachfrau

  • Die Physiotherapeutin Angela Heller, die viele Jahre in der Mannheimer Universitäts-Frauenklinik leitend tätig war, hat sich nicht nur als Fortbildungsreferentin, sondern auch als Fachbuchautorin einen Namen gemacht.
  • Die mit Ruth Menne, Pionierin einer ganzheitlich-körperbezogenen Geburtsvorbereitung, erarbeitete Methode stellte Angela Heller 1998 in einem knapp 300 Seiten starken Buch vor, das der Thieme Verlag unlängst zum zweiten Mal nachgedruckt hat.
  • Ihr 2001 veröffentlichtes, ebenfalls neu aufgelegtes Buch „Nach der Geburt – Wochenbett und Rückbildung“ wird ins Koreanische übersetzt. Angela Heller gehört zum internationalen Autorenteam des Standardwerks „Beckenboden“.
  • Die Physiotherapeutin Angela Heller ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes 

Freie Autorin

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