Bildung

Hochschule Mannheim zeichnet Professor für innovatives Lehrkonzept aus

Erstmals findet der Hochschultag der Hochschule Mannheim wieder in Präsenz statt. Die Hochschule zeichnet Moritz Klenk mit dem renommierten Lehrpreis aus. Mit seinem Konzept unterstreicht der Professor, dass Wissenschaft beide braucht: Dozenten und Studenten

Von 
Sebastian Koch
Lesedauer: 
Begrüßte Freunde und Förderer der Hochschule wieder in Präsenz: Rektorin Astrid Hedtke-Becker. © Christoph Blüthner

Mannheim. Die Mannheimer Hochschule arbeitet wieder vollständig in Präsenz – so findet auch der Hochschultag in der Aula im Haus gegenüber des Neckarauer Übergangs in einem fast vollen Saal statt. Dass also die eine Krise zumindest mal im Griff zu sein scheint, lässt sich so mindestens schon optisch erahnen. Und auch die zweite Krise ist an diesem Abend zu greifen – oder besser gesagt: zu fühlen. Denn während Rektorin Astrid Hedtke-Becker den letzten Hochschultag vor ihrem Ruhestand im kommenden Jahr eröffnet, wird in den Reihen vor ihr die eine oder andere bereits beiseitegelegte Jacke doch wieder lieber angezogen: Es ist kalt. Die Aula ist unbeheizt. Die Maßnahmen, die Energiekrise in Zaum zu halten, machen also auch vor der Hochschule nicht Halt. Warum auch sollte es anders sein?

Auf die Atmosphäre im Saal haben die kühlen Temperaturen glücklicherweise keine Auswirkungen. Mehr als zwei Stunden lang feiert die Hochschule die Rückkehr in die Präsenz und eine Menge engagierter und erfolgreicher Studentinnen und Studenten, innovative Lehrmethoden – und ja, irgendwie feiert sich die Hochschule an diesem Abend auch selbst. Gründe dafür gibt es genug: Schließlich haben Absolventinnen und Absolventen seit September die Möglichkeit, an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Land auch zu promovieren. „Ein ganz besonderer Meilenstein“, wie es Hedtke-Becker ausdrückt, um im nächsten Satz auch auf das 50-jährige Bestehen hinzuweisen, das die Fakultät für Informatik in diesem Jahr begeht. Und nächstes Jahr steht dann auch noch das 125-jährige Hochschuljubiläum bevor.

Vorlesungen als Podcast

Dass Corona für den wissenschaftlichen Betrieb nicht nur Fluch war, sondern auch Initiator für eine Reform der Lehre sein konnte, das hat in den vergangenen Jahren indes Moritz Klenk (kleines Bild) bewiesen. Für seine Lehrmethode erhielt der Professor für Kulturwissenschaften an der Fakultät für Gestaltung den renommierten „Albert und Anneliese Konanz-Lehrpreis“. Klenk, der im Mai 2020 unmittelbar vor dem ersten Lockdown-Semester an die Hochschule berufen worden war, kritisiert in seiner Rede, dass „Lehre an Hochschulen bis auf wenige Ausnahmen im Vergleich zur Forschung noch immer ganz und gar stiefmütterlich behandelt“ werde. Er interpretiere das Humboldtsche Bildungsideal allerdings so, „Lehre als Forschung“ zu denken und dass Lehre eben nicht dazu diene, die Forschung lediglich zu vermitteln.

Moritz Klenk, Professor für Kulturwissenschaften an Fakultät für Gestaltung. © Christoph Bluethner

Während der Lockdowns, in denen auch Studenten und Studentinnen von zu Hause aus lernen mussten, entwickelte Klenk zunächst Podcasts als Vorlesungsmethode und arbeitete das Konzept in den folgenden Semestern aus, so dass Hochschüler und Hochschülerinnen auch in Präsenz inzwischen Lehrinhalte nicht nur hören, sondern untereinander in regelmäßigen Phasen auch diskutieren oder selbst erforschen. „Die vermeintliche Pflicht der Lehre ist die Kür“, erklärt Klenk in seinem beeindruckenden und auch zum Überdenken klassischer Rollenbilder von Dozent und Student anregenden Vortrag.

Am Abend werden weitere Preise vergeben, darunter der 1. Nachhaltigkeitspreis des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturforschung der Stadt. Die Verwaltung zeichnet den Arbeitskreis Nachhaltigkeit für seine „Anstrengungen, die Hochschule ganzheitlich nachhaltiger zu gestalten“ und Vanessa Lohmann für eine Studienarbeit zum Thema Nachhaltigkeit aus.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen