Gartensaal - Workshop und Vorführungen im Rahmen der Wittelsbacher-Schau

Historische Kampfkunst im barocken Schloss

Von 
Bettina Henkelmann
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Sportlich ging's jetzt im Rahmen der Wittelsbacher Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen im Barockschloss beim Workshop "Historisches Fechten" zu.

© Tröster

"Stellung! Fertig? Los!", gibt Christian Bott, Leiter der Fechtschule Krîfon in Edingen-Neckarhausen, das Gefecht frei. Zwei seiner Mitarbeiter haben sich - ausgerüstet mit Fechtmasken, Fechtjacken, Handschuhen und Schwertern - in Position begeben. Zahlreiche große und kleine Freunde historischer Fechtkunst kommen bei einem Workshop, der im Rahmen der Ausstellung "Die Wittelsbacher am Rhein" der Reiss-Engelhorn-Museen im Gartensaal des Schlosses stattfindet, voll auf ihre Kosten.

Während die 16 Teilnehmer zuvor aus Sicherheitsgründen mit Waffen aus Kunststoff geübt haben, benutzen die Profis Fechtfedern. Es sind Übungsschwerter mit biegsamen Stahlklingen und abgestumpften Spitzen. Sie werden bei Turnieren als Ersatz für die zweihändig geführten Langschwerter eingesetzt, die hauptsächlich in der Zeit vom 14. bis 16. Jahrhundert in Gebrauch waren. Beim Zweikampf kommt es nicht unbedingt auf Schnelligkeit an, sondern auf das Zusammenspiel von Abstand, Technik und Taktik und darum, im richtigen Moment den Treffer zu setzen.

"Der Linke hat den Rechten an der Schulter getroffen und der Rechte den Linken am Arm", ruft der achtjährige Nelson. Er hat eine erstaunliche Beobachtungsgabe und gehört wie sein zehnjähriger Bruder Henry zu den zahlreichen Zuschauern, die gespannt der Vorführung zusehen. Beide hätten zu gerne auch am Workshop teilgenommen, sind aber noch zu jung.

Das Interesse von Menschen aller Altersgruppen am historischen Fechten sei riesengroß, bestätigt Fechtlehrer Christian Bott. "Es ist eine europäische Kampfkunst und Sportart, bei der der ganze Körper, aber auch die Konzentrationsfähigkeit trainiert wird."

Bott, der von Haus aus Historiker ist, weiß zudem viel über die Geschichte des Schwertfechtens zu berichten. Wer kennt sie nicht, die geflügelten Worte: "Einen Streit ausfechten" oder "einem anderen die Stange halten?" Sie stammen aus einer Zeit, in der bei Streitfällen vor Gericht, in denen die Schuldfrage nicht zu klären war, eine Entscheidung in Form eines sogenannten Gottesurteils ausgetragen wurde. Dabei konnten die Gegner bei einem Fechtmeister den Umgang mit dem Schwert erlernen, bevor sie zum Zweikampf antraten. Dieser musste dann nicht unbedingt mit dem Tod des anderen enden. Lag ein Kämpfer zu Boden, ergab sich und begehrte die Stange, so schob sein Sekundant eine Stange zwischen die Kämpfenden, um ihm beizustehen und die Hiebe des Gegners abzuwehren.

Anschaulich erklärt Christian Bott die historischen Zusammenhänge, geht geduldig auf die Fragen der Fechtinteressierten ein und räumt mit einigen Irrtümern auf. Etwa dem, dass die historischen Schwerter so groß und schwer waren, wie sie in Hollywood-Filmen gezeigt würde. "Langschwerter wogen etwa 1,9 Kilogramm, Fechtfedern waren etwas leichter."

Europäischer Schwertkampf

Europäischen Schwertkampf nennt man die historische Kampfkunst, die dem mittelalterlichen und frühmodernen Fechten mit Schwertern in Europa zugrunde liegt. Die historische Schwert-Fechtkunst orientiert sich an den Quellen aus dem 13. bis 17. Jahrhundert. Es war eine von feinen Techniken geprägte Kampfkunst, die in organisierten Fechtschulen und Fechtmeistern gelehrt wurde.

Im heutigen Sportfechten haben sich aus dieser Entwicklung drei Waffen erhalten: Das Florett, der Degen und der Säbel.

Schulen für Historische Fechtkunst unterrichten derzeit Interessierte von 16 Jahren an aufwärts im Gebrauch des Langen Schwertes, Rapiers, Langen Messers und Schildes.

Weitere Informationen unter "Krîfon - Schule für Historische Fechtkunst", www.krifon.de oder Telefon: 0700/574366 00. bh

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