"MM"-Kantine - Stadtarchiv zeigt am Donnerstag historische Filmschätze

Großherzog zu Besuch

Von 
Peter W. Ragge
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Die ältesten bewegten Bilder von Mannheim: Erbgroßherzog Friedrich II. (4. v. r. mit Uniformmantel) 1907 vor dem Rosengarten.

© Stadtarchiv

Mannheim. Es sind die ältesten bewegten Bilder von Mannheim, ja es ist sogar das älteste Dokument dieser Art in ganz Baden: die Aufnahmen vom 1. Mai 1907, als Erbgroßherzog Friedrich II. von Baden in Mannheim am Wasserturm die Internationale Kunst- und Große Gartenbauausstellung eröffnet. Am Donnerstag, 26. Oktober, 19 Uhr, ist der Film in der "MM"-Kantine zu sehen - und viele weitere Filmschätze dazu.

Sie sind vom Verfall bedroht - alte Filmrollen und Videokassetten, die im Stadtarchiv lagern. Unter dem Motto "Filmschätze retten" hat unsere Zeitung daher eine neue Serie gestartet. Jeden Donnerstag stellen wir einen besonderen Streifen aus der Stadtgeschichte vor und unterstützen damit die Aktion des Fördervereins "Freunde des Stadtarchivs", der Spenden für die Digitalisierung der rund 450 Filme umfassenden Sammlung erbittet.

Den alten Rollen droht das Essigsäure-Syndrom, sprich die Filme lösen sich durch chemische Prozesse auf. "Selbst beste Lagerung kann diesen Zerfallsprozess nicht völlig stoppen", so Ulrich Nieß, der Direktor des Stadtarchivs. Für bestimmte Formate gibt es auch gar keine Abspielgeräte mehr. Nur wenn der analoge Bestand digitalisiert wird, kann er für künftige Generationen gerettet werden. Sobald das neue "Marchivum" im Ochsenpferchbunker öffnet, sollten die Filme in der dortigen stadtgeschichtlichen Ausstellung aber auch "Blickfänger und heimliche Stars" werden, so Nieß. Zuvor sind nun ausgewählte Filme beim "MM" zu sehen. Sie stammen nicht nur vom Stadtjubiläum 1907, sondern ebenso aus den 1920er und 1930er Jahren, aus der Wirtschaftswunderzeit sowie von der Bundesgartenschau 1975. "Es sind Perlen darunter, die noch nie gezeigt worden sind", kündigt Nieß an.

Er wird an dem Abend das Projekt und die Filme im Gespräch mit "MM"-Chefreporter Peter W. Ragge vorstellen und manche Anekdote erzählen - etwa wie einige Filmschätze in den Besitz des Archivs kamen. Der Streifen zum Stadtjubiläum 1907 etwa war zunächst dem Karlsruher Hof des Großherzogs vorgeführt, dann in das Programm des "Kinematographen" der Jubiläumsausstellung aufgenommen worden. Da aber verlor sich die Spur. . .

Zudem wird an dem Abend Andreas Etzold, Projektleiter beim Rhein-Neckar-Fernsehen, erläutern, wie die Digitalisierung genau funktioniert und vor welchen Herausforderungen sein Team dabei steht. Tickets für den Abend kosten zehn Euro. Auch mit den Einnahmen wird die Digitalisierung der Filmschätze unterstützt.

Das Stadtarchiv will auch jene historischen Filmschätze bewahren, die es noch gar nicht kennt - die aber vielleicht bei Mannheimern in Schränken, Kellern oder Dachboden lagern. Wer also derartiges Erbe bei sich findet, kann sich an das Stadtarchiv wenden.

Wer am Donnerstagabend dabei ist, kann zudem jede DVD der Serie "Mannheimer Filmschätze" zum Sonderpreis von nur zehn Euro erwerben. (pwr)

Redaktion Chefreporter

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