Denkmalschutz

Große Spende für Mannheimer Friedrichsplatz - Wasser soll bald wieder sprudeln

Von 
Peter W. Ragge
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Die Becken werden abgedichtet: Die Restaurierung der Friedrichsplatzanlage am Wasserturm liegt im Zeitplan. © Thomas Tröster

Mannheim. Es ist eine Nachricht, die man sonst derzeit von kaum einer Baustelle hört: „Sehr gut im Zeitplan“, so Baubürgermeister Ralf Eisenhauer, liegt die Sanierung der Becken der Jugendstilanlage am Friedrichsplatz. In diesem Sommer gibt es wegen der Bauarbeiten zwar keine Wasserspiele, aber bis zum Beginn der Bundesgartenschau im April 2023 sollen die Fontänen und Brunnen alle wieder sprudeln.

„Ich bin sicher, dass das läuft“, sagt Thomas Mäder, der zuständige Projektleiter der Stadt: „Wir kommen gut voran.“ Schon bis Herbst seien die Arbeiten so weit abgeschlossen, dass vermutlich schon ein Probelauf möglich sei, kündigt Mäder bei einem Ortstermin an.

Der Anlass ist „ein schöner Moment“, wie es Helen Heberer ausdrückt. Sie ist nicht nur SPD–Stadträtin, sondern auch Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Mit Georg Wacker, Geschäftsführer von Toto-Lotto-Baden-Württemberg, übergibt sie symbolisch ein Schild, das für eine Fördersumme von 80 000 Euro steht.

Das sei zusammen mit dem Landeszuschuss von 500 000 Euro „eine tolle, wertvolle Unterstützung“, freut sich Eisenhauer. „Wir sind auch weiter auf der Suche nach Unterstützung, vielleicht durch Bundesmittel“, deutet er an. Immerhin investiere die Stadt insgesamt über fünf Millionen Euro in dieses „Herz- und Schmuckstück unserer Stadt“, und er sei da „für jede Hilfe und weiteres bürgerschaftliches Engagement dankbar“, so der Bürgermeister.

Georg Wacker (v.l.), Helen Heberer und Ralf Eisenhauer mit Riesenscheck. © Pressefotoagentur Thomas Tröster

Geld von Toto-Lotto

Das gab es bereits, als mit Hilfe von Spenden von Bürgern über den Verein Stadtbild die historischen Gitterlampen der Friedrichsplatzanlage erneuert wurden, ruft Heberer – die auch Vorsitzende des Vereins Stadtbild ist – in Erinnerung. Nun kommt das Geld aus der Lotterie Glücksspirale. Von dem, was die Lotto- und Lotteriespieler als Einsatz zahlten, werde die Hälfte als Gewinne wieder ausgeschüttet, doch die andere Hälfte für gemeinnützige Aufgaben eingesetzt, erläutert Wacker – wobei allein in Baden-Württemberg jährlich rund 28 Millionen Euro in den Denkmalschutz fließen.

„Wenn Sie als Lottospieler also mal ausnahmsweise nicht gewinnen, werden damit solche Projekte gefördert“, erklärt Wacker augenzwinkernd. Als ehemaliger Landtagsabgeordneter von der Bergstraße kennt er Mannheim und den Wasserturm gut, und bei Werbekampagnen habe er die dafür Zuständigen bei Toto-Lotto Baden-Württemberg gebeten, nicht nur den Stuttgarter Fernsehturm, sondern auch den Wasserturm abzubilden, erzählt er.

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Nach Geldern etwa für die Sternwarte, die Magdalenenkapelle Straßenheim und weitere Projekte sowie im Vorjahr 100 000 Euro für Fassadenarbeiten am Wasserturm fließen damit nun erneut Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nach Mannheim, „und jetzt in das sprudelnde Zentrum unserer Stadt, das von allen Besuchern immer bewundert wird“, so Helen Heberer.

Doch in der Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen, nach dem Zweiten Weltkrieg 1957 neu angelegten und seit über 30 Jahren nicht mehr sanierten Anlage gab es, insbesondere bei den Becken, starke Zerfallserscheinungen und zahlreiche Risse sowie völlig poröse Rohrleitungen. Im Kaskaden- sowie dem eigentlichen Fontänenbecken kam es seit Jahren zu „ganz enorm hohem Wasserverlust“, so Joachim Baumann, der Projektleiter, der für die MVV Energie AG die Baustelle betreut. Er beziffert ihn auf 50 Kubikmeter – täglich: frisches Trinkwasser, das stets neu in die Anlage eingespeist werden musste und dann versickerte. Bei den Sanierungsarbeiten habe man aber „nicht das eine große Loch gefunden“, sagt jetzt Joachim Baumann, sondern das Wasser sei „über jede einzelne Fuge“ im Erdreich verschwunden.

Arbeiten kamen gut voran

Den Schwerpunkt der Arbeiten bildeten daher die Fugen sowie die Erneuerung der Rohrleitungen auf 850 Metern und die Sandsteinsanierung. Die verträgt weder Feuchtigkeit noch Kälte, daher stehen stets über den Abschnitten, die gerade saniert werden, beheizbare Zelte. Da es aber im Winter wenige Tage mit starkem Frost gab, kamen die Arbeiten gut voran. Derzeit litten sie indes unter Hitze und Trockenheit. „Wir müssen mehrmals täglich wässern, weil durch die hohe Temperatur sonst der Mörtel zu schnell trocknet“, erläutert Baumann.

Als im Oktober die Arbeiten anfingen, wurde zunächst das Fontänenbecken, das mit 1050 Betonplatten abgedeckt ist, ausgeräumt. „Wir haben aber schon gut 400 wieder drin“, beschreibt Thomas Mäder den Fortschritt der Arbeiten. Demnächst stehen die Imprägnierung der Betonoberflächen sowie Restaurierungen der Sandsteinfassungen und die Fertigstellung der Fugen an.

Laut Florian Pavel, Technischer Geschäftsführer der für die Anlage zuständigen MVV Netze GmbH, ist dank der Arbeiten „die Bausubstanz des Kaskadenbeckens und der Fontänenanlage auf Jahre geschützt“. Georg Hilbert, der als Fachmann für Baudenkmalpflege die Planung machte, warnt aber: „Das ist nicht für die Ewigkeit – die Anlage bedarf ständiger Wartung!“

Redaktion Chefreporter

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