Mannheim. Donnerstagmorgen, 9 Uhr, es nieselt kalt und sachte vor sich hin. Am Aufzug zur Variohalle steht einsam ein Mann. Er wartet auf den Beginn des Pfennigbasars und erzählt: „Ich will der Erste sein. In den 24 Jahren, die ich hierher komme, war ich nur einmal der Dritte. Früher habe ich mir Urlaub genommen, aber jetzt habe ich ja Zeit. Ich handle nie, es ist alles qualitativ so hochwertig hier“, sagt er und zeigt auf seine Lederjacke, „manchmal gebe ich auch mehr“. Zwei Stunden später ist er tatsächlich der erste Kunde, der die Variohalle betritt.
Pfennigbasar in Mannheim hat treue Fans
Treue Fans wie ihn gibt es viele. Dazu gehört auch Daniel Schmidt, der sich bei Mänteln umschaut. „Es ist sein liebster Tag im ganzen Jahr“, lacht die Freundin, die ihn begleitet. „Ja, so kann man das sehen“, grinst er breit und zeigt sein Schnäppchen: eine Tafel für Fußzonenreflexmassage. Die Mama ist Physiotherapeutin, und die bekommt das gute Stück - vielleicht.
Gesehen hatte er die Tafel bereits am Abend zuvor auf der Facebook-Seite des Deutsch-Amerikanischen Frauenarbeitskreises (DAFAK). Ansonsten finden sich vier Cordhosen in seiner Tüte und eine Pfanne. Wie weiß man denn, ob die Hosen passen? Er demonstriert, wie seine Elle exakt in den Hosenbund passt. Das müsste funktionieren, sagt er. Ein echter Profi.
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Vor dem ersten Ansturm um Punkt 11 Uhr haben die Chairladies, die zusammen mit ihren Teams verantwortlich für jeweils eine Warengruppe sind, ihre Stände gerichtet und sich schon ein bisschen gestärkt. Zum 40. Jubiläum spendiert der DAFAK nicht nur einen kleinen Imbiss, sondern auch eine große Jubiläumstorte. Präsidentin Alexandra Götz bedankt sich bei den rund 150 Helfern dieses „Second-Hand-Kaufhauses auf Zeit“ oder neudeutsch auch „Pop-up-Stores“.
Launigst begrüßt sie Vertreter des Gemeinderats und zum ersten Mal als Oberbürgermeister Schirmherr Christian Specht. In seine Richtung erläutert sie: „Wir wollen hier Geld verdienen, das wir dann für die richtigen Zwecke wieder ausgeben könnte. Aber noch viel mehr würden wir verdienen, wenn wir nicht so viel Abfallentsorgungsgebühr an die Stadt zahlen müssten.“, worauf der Angesprochene dann doch vorsichtig Bereitschaft signalisiert, das Thema einmal anzugehen.
Von Schallplatten bis Kindersitze gibt es (fast) alles auf dem Pfennigbasar
Der Andrang ist nach wie vor gewaltig, doch seit dem vergangenen Jahr sorgt das nun genutzte Zwischenfoyer für Übersichtlichkeit im Gedränge. Mehr Platz haben nun etwa die Elektroabteilung, die Schallplattensammlung, der Taschen- und Kofferstand und die neue Abteilung mit Kinderausstattung mit Babysitzen und sogar einigen Kinderwagen.
Eine Sonderrolle hat hier der Schuhstand, der, was Platz, Auswahl, Präsentation und Beratung angeht, an ein Einzelhandelsgeschäft erinnert - nur mit anderen Preisen. Christine Kaltenbach ist in diesen Tagen Herrin über 2500 Paar Schuhe, von Schläppchen über Hausschuhe und Sneaker bis zu High Heels. Dabei sind guterhaltene Stiefel in Mengen, brandneue Pumps aus Leder und drei Kisten mit Übergrößen.
Pfennigbasar findet noch bis Samstag im Rosengarten statt
Christiane Ernst aus der Nähe von Groß-Gerau ist erfahrene Flohmarktgängerin, aber „so was habe ich noch nie gesehen“, räumt sie beeindruckt ein. Von einer Kollegin weiß sie schon lange um das Mega-Event in Mannheim. Nun hat sie sich einen Tag Urlaub genommen und bisher eine Jeansjacke für fünf Euro und zwei Schals für je drei Euro erworben. Alles weitere kommt noch.
In der Einkaufstüte - manche haben auch den Rollkoffer in XL dabei - landen nicht nur Bekleidung, Schmuck, Sportartikel, oder Kitsch und Kunst. Fündig wird auch der, der Tupperwaredeckel, Spitzenborten, Katzenspielzeug, Faschingshüte, Lockenwickler, Sonnenbrillen oder Schlüsselanhänger sucht.
Wer am Eröffnungstag nicht vor Ort sein konnte, muss nicht fürchten, leer auszugehen. Die Stände werden neu bestückt, so dass ein Superschnäppchen am Freitag wie am Samstag möglich ist.
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