Am Ende werden es mehr als 8000 Zuschauer an einem Wochenende sein, die Dieter Roesberg am Sonntagnachmittag ein pralles Lächeln auf die Lippen zaubern – und das hat Gründe. Denn der künstlerische Kopf des zweiten „Guitar Summit“ verdoppelt die eigenen Zahlen nach der soliden Premiere 2017 nicht nur: Die internationale Gitarrenmesse avanciert an drei Tagen in vielerlei Hinsicht zu einem Ereignis, das die Szene progressiv verzahnt.
Das liegt zum einen daran, dass der „Guitar Summit“ als Plattform von Sammlern und Neugierigen gleichermaßen ein Potenzial entfaltet, das einer unbeschränkten Zielgruppe ein schier endloses Programm feilbietet. Von Peter Burschs Kurs für Neueinsteiger bis zur Masterclass mit Fingerstyle-Legende Jon Gomm orientiert sich die Messlatte komplett an den individuellen Präferenzen, ohne dabei jemals an Relevanz einzubüßen. Denn vom Effektpedal bis hin zum perfekten Gitarrenkabel, von der komplexen Aufnahmesoftware bis zur neuartigen Stahlsaite offerieren Händler aus Deutschland und der Welt Produkte von feinster Qualität, die Gitarrenbauer wie Yamaha und Ibanez nur noch abrunden müssen.
Dass sich auch der Gedanke werthaltiger Gitarren als sammelwürdige Einzelstücke immer größerer Leidenschaft erfreut, zeigt sich nicht zuletzt an den zahllosen Meisterwerkstätten, die sich in der Boutique-Ausstellung mit ihren sehenswerten Premium-Modellen zeigen. Nik Huber aus Rottgau etwa präsentiert zu seinem sechssaitigen Meisterstück in Sumpf-Olive ein passendes Retro-E-Bike, die Manufaktur Duesenberg hat für ihre Kunden gleich eine ganze Lounge mit Museumscharakter eingerichtet. Jens Ritter aus Deidesheim präsentiert nicht nur sein goldenes, mit 17 500 Swarovski-Kristallen veredeltes Sandokan-Modell, wie es bald schon in den Händen von Lady Gaga erklingen wird. Im Gepäck hat er auch ein ganz neues Stück, das im wahrsten Sinne des Wortes nicht von dieser Welt stammt. Denn für sein dunkelrot-schwärzlich mattiertes Einzelstück hat Ritter die Daten der sogenannten Mariner-Täler auf dem Mars von der NASA angefordert, die Graphen perspektivisch tausendfach verkleinert und mit einem 3D-Drucker Schicht für Schicht auf Kunststoff drucken lassen, um die Form auf einen Korpus auf Sumpfesche aufzuspannen.
Vom Gitarrenflohmarkt über die erstmals verfügbare Do It Yourself-Ecke bis hin zu den Test-Arealen, die zahllose Gitarren-Enthusiasten stellenweise bis in die späten Abendstunden beanspruchen, um den ultimativen Sound für sich herauszukitzeln, herrscht eine einzigartige Atmosphäre. Besucher Sven M. aus Ludwigshafen beschreibt sie so: „Dass man hier auf Gleichgesinnte treffen kann, unendlich viele Neuentdeckungen macht und immer genügend Zeit hat, um mit den Herstellern auch mal ein persönliches Wort zu wechseln, macht den ‚Guitar Summit’ für mich zum Glücksfall.“
Erhebende Konzertmomente
Dieses besondere Flair verkörpern nicht zuletzt die beiden Live-Abende: Wenn der kühne Finne Petteri Sariola effektvoll in die Saiten greift und Bass-Legende Stu Hamm ein Solo nach dem nächsten vom Stapel lässt, geraten Konzertmomente zum erhebenden Erlebnis.
Der „Guitar Summit“ trägt längst üppige Früchte. Denn wenn Bon Jovi-Gitarrist Phil X dem m:con-Chef Johann Wagner dafür dankt, dass er dieses Gipfeltreffen ermöglicht, und der saarländische Sound-Spezialist Hughes & Kettner mit seinem bionischen Analogverstärker eine Weltneuheit vorstellt, beginnt ein Event einen Zuspruch zu ernten, dessen Ende nach oben offen steht.
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