Hier hat er oft gesessen und gebetet, es war die Lieblingskirche von ihm und seiner Mutter. Zugleich wäre ohne ihn 1997 die aufwendige Rekonstruktion des im Krieg zerstörten, knapp 20 Meter hohen, prachtvollen Hochaltars aus verschiedenfarbigem Lahnmarmor und Gold nie möglich gewesen. Daher gab es nun in der Jesuitenkirche einen Gedenkgottesdienst für den 2003 im Alter von 92 Jahren verstorbenen Unternehmer, Mäzen und Ehrenbürger Heinrich Vetter – zugleich als Auftakt für die Veranstaltungsreihe zum 25-jährigen Bestehen der von ihm gegründeten Heinrich-Vetter-Stiftung.
„Wir glauben gerade an seinem Todestag, dass Heinrich Vetters Leben vor Gott steht und dort bewertet wird“, erklärte der frühere Wissenschaftsminister und Unirektor Peter Frankenberg, der seit 2011 die Heinrich-Vetter-Stiftung führt. Dabei erinnerte er an die Worte von Papst Franziskus, wonach die Welt weder weiß noch schwarz, sondern grau sei. „Dunkel war im Leben des Stifters die Verstrickung in die Arisierung jüdischen Vermögens, hell sein unternehmerischer Erfolg, sein späteres, herzliches Mäzenatentum und auch die nachhaltige Gründung seiner Stiftung“, sagte Frankenberg.
Beteiligt an Arisierung
Daran knüpfte auch Dekan Karl Jung an. „Es gibt Dunkles, es gibt Helles, wahrscheinlich wie in jedem Leben“, erklärte er zu der Beteiligung des früheren Kaufhaus-Inhabers (Kaufhaus Vetter in N 7, woraus Horten und Kaufhof wurden) in die Enteignung jüdischer Unternehmer während der Diktatur der Nationalsozialisten.
Doch mit seinem Tod vermachte er sein gesamtes Vermögen der Stiftung, „um der Gesellschaft etwas von dem zurückzugeben, was ihm vergönnt war, was anderen nicht möglich gewesen ist – auch weil sie seine Zeit gar nicht mehr erleben konnten“, erklärte Frankenberg. Bei aller Kritik bleibe aber „die Dankbarkeit, seit 25 Jahren Gutes bewirken zu können“.
Diese Dankbarkeit drückte ebenso Jung aus. Zwar habe er Vetter nicht mehr persönlich kennengelernt, doch wisse er um die wichtige Rolle des Mäzens und seiner Spende bei der originalgetreuen Rekonstruktion des Hochaltars der als Baudenkmal von nationalem Rang eingestuften Barockkirche. Neben generell kulturellen, karitativen und kirchlichen Zwecken in Mannheim und seiner früheren Wohngemeinde Ilvesheim hatte Vetter in der Stiftungssatzung auch ausdrücklich die Unterstützung der Jesuitenkirche verankert.
Er habe „jedes Mal ein erhabenes Gefühl“, wenn er in dem barocken Juwel stehen, die Dimension, die Symmetrie und das Farbenspiel des beeindruckendes Bauwerks spüren dürfe, bekannte Karl Jung. Und sicher habe Heinrich Vetter dieses besondere, dieses erhabene Gefühl, das sich in dem Gotteshaus einstelle, auch gespürt – und es daher unterstützt sowie die Weichen für weitere Hilfen gestellt.
Kritik an Missbrauch
Die noch im Original erhaltenen Fresken aus dem 18. Jahrhundert, stünden schließlich für eine Botschaft – „die universale Botschaft des Evangeliums, die alle Menschen mitreißen kann“, so Jung in seiner Predigt. Doch diesen Anspruch dürfe „die Kirche nicht pervertieren, wie es durch den sexuellen Missbrauch einiger geschehen ist“, kritisierte er und betonte zudem, dass Menschen „nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung ausgeschlossen werden“ dürften. „Das widerspricht dem Evangelium“, betonte Jung. Passend dazu galt auch eine der Fürbitten in dem Gottesdienst „alle Ausgegrenzten“.
Karl Jung erteilte schließlich allen Teilnehmern des Gottesdienstes in der – unter Corona-Bedingungen – voll besetzten Jesuitenkirche den Blasiussegen, der besonders vor Krankheiten bewahren soll. Schließlich starb Vetter am Tag des Heiligen Blasius, der um das Jahr 316 während der Christenverfolgungen durch die Römer als Märtyrer starb und heute als einer der 14 Nothelfer verehrt wird. Am Ende des von einem Quartett des Kurpfälzischen Kammerorchesters begleiteten Gottesdienstes stimmten alle „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ an – eines der Lieblingslieder von Heinrich Vetter.
Heinrich-Vetter-Stiftung
1997 hat der Mannheimer Kaufmann Heinrich Vetter die nach ihm benannte Stiftung errichtet.
Damit wollte der frühere Inhaber des „Kaufhauses Vetter“ (später Horten, dann Galeria Kaufhof P 7) Kirche, Kunst, Kultur, Wissenschaft, Soziales, Sport und Brauchtum unterstützen – in erster Linie in seiner Geburtsstadt Mannheim sowie an seinem Wohnort Ilvesheim.
Vetter hatte die Stiftung zunächst mit einer Million Mark ausgestattet; nach seinem Tod 2003 erbte sie sein gesamtes Vermögen, damals rund 24 Millionen Euro. Hinzu kamen 4,1 Millionen Euro aus der Versteigerung von Kunstgegenständen und Hausrat seiner Villa in Ilvesheim, die nun Sitz der Stiftung ist.
Getreu der Intention Heinrich Vetters will sie Anstifter sein und mit gutem Beispiel vorangehen.
Vorsitzender ist Peter Frankenberg, Stellvertreter Markus Haass, Vorsitzender des Stiftungsrates Rainer Dietmann.
Der Stiftung gehören das Parkhaus N 7 mit Geschäften und Büros sowie Geschäftshäuser in P 5,1-8 und 15.19. Vom Vermögen werden nur Erträge ausgeschüttet. Seit Vetters Tod waren es viele Jahre jährlich meist mehr als eine Million Euro für rund 180 bis 200 Projekte. pwr
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-gedenken-an-grossen-mannheimer-maezen-_arid,1910543.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html