Nachts versucht die Feuerwehr bei einem der größten Einsätze der zurückliegenden Monate noch, den Schaden zu begrenzen. Erste Notrufe von Anwohnern treffen kurz nach 20 Uhr ein. Einsatzort: Stadtteilbibliothek Schönau. Nicht, wie zunächst von Polizei und Feuerwehr angegeben, die benachbarte Hans-Christian-Andersen-Schule. Nach derzeitigem Entwicklungsstand geht die Polizei von Brandstiftung aus.
Schon auf der Anfahrt meldet die Besatzung vom Löschzug der Wache Nord eine starke Rauchentwicklung, fordert sofort Verstärkung an. Gleichzeitig gehen immer mehr Notrufe ein. Daraufhin rückt die Schicht der Hauptfeuerwache aus, bildet die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Nord, einen weiteren kompletten Löschzug. Dazu kommen die Abteilungen Feudenheim und Wallstadt – über 70 Männer und Frauen kämpfen am Ende gegen die Flammen.
Schule vor Feuer bewahrt
Anfangs dringen noch drei Trupps unter Atemschutz in das Gebäude ein, doch schnell müssen sie sich zurückziehen. „Der Gebäudeteil stand im Vollbrand, es hat wirklich sehr heftig gebrannt, dazu kam eine massive Verrauchung, da war nichts mehr zu machen“, so Thomas Näther vom Führungsdienst der Berufsfeuerwehr. Die Kollegen setzen dann auf „massiven Außenangriff“. Von zwei Drehleitern und zahlreichen Rohren prasseln Wassermassen in die hell lodernden Flammen, die durch die Bücher und hölzerne Inneneinrichtung reichlich Nahrung finden. So schaffen es die Feuerwehrleute, dass der Brand nicht auf die Schule übergreift.
Sicherheitsdienst beauftragt
Weil anfangs eine große, dichte Rauchwolke über der Schönau steht, löst die Feuerwehr die amtlichen Warn-Apps NINA und KatWarn aus und fordert die Bewohner von Gartenstadt, Waldhof, Schönau, Sandhofen und der Neckarstadt auf, wegen der Brandgase Fenster und Türen zu schließen. „Das konnten wir aber nach gut einer Stunde zurücknehmen“, so Thomas Näther. Gegen 22.30 Uhr ist das Feuer unter Kontrolle. Aber bis alle Glutnester erstickt sind, dauert es noch – erst um 0.30 Uhr sind die letzten Männer und Frauen wieder auf der Wache. Dann beauftragt die Stadt einen privaten Sicherheitsdienst, um das Gebäude zu überwachen.
Gesteuert wird der Großeinsatz von einem eigens gebildeten Stab in der Hauptfeuerwache. Die Berufsfeuerwehr beordert Beamte aus der Freizeit in den Dienst. Dazu wird die Führungsunterstützungsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr mobilisiert. Chris Rihm, Einsatzleiter Rettungsdienst, holt Ehrenamtliche von Rotem Kreuz, Maltesern und Johannitern auf die Schönau, um den regulären Rettungsdienst auszulösen. Johanniter helfen zudem, die zahlreichen Einsatzkräfte mit Getränken und einem Imbiss zu versorgen. Die leeren Feuerwachen werden von Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr besetzt – und die werden auch gebraucht. Parallel gibt es nämlich einen weiteren Einsatz. Der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt und ein Fahrzeug der Wache Süd müssen ins Kolpinghaus in R 7 abrücken, wo ein Trockner für einen Brand im Bad sorgt. Da gibt es zwei Verletzte, wovon einer ambulant versorgt und einer mit Notarzt in eine Klinik gebracht wird.
Bauzaun aufgestellt
„Massiv“. So beschreibt Stadtsprecherin Beate Klehr-Merkl die Auswirkungen des Brandes auf den Bestand der Bibliothek. 20 000 Medien. Das waren Bücher, Zeitschriften, Hefte, CDs, Hörbücher. Was davon übrig ist, bleibt zunächst ungewiss. „Aktuell ist das Gebäude durch die Feuerwehr noch gesperrt“, so Klehr-Merkl. Nach der Bestandsaufnahme lässt sich mehr sagen. Die Polizei schätzt den Gesamtschaden auf 300 000 bis 400 000 Euro. Zur Absicherung stellt die Stadt einen Bauzaun um das Gebäude auf.
Bei der Spurensuche entdeckt die Kriminalpolizei einen Pizzakarton und eine Getränkedose. Sie vermutet, dass diese beiden Gegenstände in Zusammenhang mit dem Brand stehen könnten. Mit der Veröffentlichung der Bilder erhofft sich die Behörde Hinweise darüber, wo Pizzakarton und Getränkedose her sind und wo sie einzeln oder zusammen gekauft werden können. Hinweise an Tel. 0621/174-44 44.
Stadtteilbibliothek Schönau
- Die Stadtteilbibliothek Schönau gibt es seit 1977.
- 2018 begann die Sanierung des Gebäudes im Johanna-Geissmar-Gymnasium. Die Bibliothek befindet sich deshalb derzeit an einem Ausweichstandort.
- Mitte 2020 sollen die Sanierungsarbeiten beendet sein. jor
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